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       # taz.de -- EU-Kooperation mit Libyen: Das Land fürs Grobe
       
       > Libyens Küstenwache bekommt von der EU noch mehr Schiffe. Ziel sei es,
       > Geflüchtete noch auf dem Meer abzufangen, kritisiert die Linke.
       
   IMG Bild: Ein Boot der libyschen Küstenwache im Einsatz
       
       Die EU intensiviert ihre Unterstützung für die libysche Küstenwache und
       Seepolizei. In den nächsten Wochen soll diese Schiffe und Trainings
       erhalten. Das geht aus der Antwort von EU-Innenkommissar Dimitris
       Avramopoulos auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der taz
       vorliegt.
       
       Derzeit werden demnach von Italien zwei 35 Meter lange Patrouillenboote und
       ein 22 Meter langes Patrouillenboot instand gesetzt, sie sollen im Oktober
       an die Libyer übergeben werden. Anschließend sollen Angehörige der
       libyschen Seepolizei Gacs (General Administration for Coastal Security) in
       Italien und Tunesien geschult werden.
       
       Zudem plant die sogenannte EU-Mission zur Unterstützung des Grenzschutzes
       in Libyen zusammen mit Frontex und Italien Schulungen für Gacs-Angehörige,
       finanziert über Frontex, die „auch Module zum Thema Menschenrechte
       enthalten“, so Avramopoulos. Ende 2018 soll ein weiteres, mit vier
       Millionen Euro ausgestattetes Grenzschutzprojekt in den EU-Nachbarstaaten
       namens EU4Border Security starten. Auch von diesem soll Libyen profitieren.
       
       Die EU trainiert Libyens Küstenwache, eine Schwesterbehörde der Seepolizei
       Gacs, schon seit 2016 im Rahmen ihrer Anti-Schlepper-Mission Eunavfor Med.
       Italien hatte der LCG zunächst vier Schiffe zur Verfügung gestellt. Diese
       werden seit etwa August 2017 dafür eingesetzt, Flüchtlinge und Migranten
       auf dem Mittelmeer aufzuhalten und zurück nach Libyen zu bringen. [1][Dabei
       gab es immer wieder Unfälle], teils mit Toten, sowie Drohungen und
       Übergriffe auf europäische Seenotrettungs-NGOs.
       
       ## Direkter Draht in die EU
       
       Im Juli startete ein von der EU beauftragtes und von Italien umgesetztes
       Programm zur Einrichtung von See-Leitstellen in Libyen. Küstenwache und
       Seepolizei werden damit an europäische Überwachungssysteme angebunden. Die
       libyschen Behörden sollen so direkt mit Frontex kommunizieren. Frontex will
       auf diese Weise die Koordinaten von Flüchtlingsbooten künftig direkt an die
       libysche Küstenwache und Seepolizei weitergeben.
       
       Das „durchsichtige Ziel“ dieser Hilfe sei es, Boote mit Geflüchteten noch
       in den Hoheitsgewässern Libyens abzufangen“, sagte der Linken-Abgeordnete
       Andrej Hunko. Die Bundesregierung dürfe diesen Plänen niemals zustimmen.
       „Die libyschen Behörden sperren Geflüchtete unter unmenschlichen
       Bedingungen ein, die Menschen werden gefoltert, misshandelt und getötet“,
       sagte Hunko.
       
       Die linke EU-Abgeordnete Sabine Lösing forderte ein enichtmilitärische,
       staatlich finanzierte Rettungsmission für das Mittelmeer, mit einem klaren
       Mandat zur Bergung von Menschen in Seenot“.
       
       9 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tote-bei-Rettungsaktion-vor-Libyen/!5460556
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
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