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       # taz.de -- EU-Minister einigen sich zu Subventionen: Agrarreform ist eine Nullrunde
       
       > Der Kompromiss der EU-Minister über neue Regeln für die Agrarsubventionen
       > bringt kaum etwas für die Umwelt. Die neuen Ökoregelungen werden
       > verpuffen.
       
   IMG Bild: Agrarwirtschaft: Ein Landwirt erntet Kartoffeln auf einem staubtrockenen Feld in der Region Hannover
       
       Die [1][Einigung der EU-Agrarminister] auf eine Reform der
       milliardenschweren Subventionen für die Landwirtschaft bedeutet vor allem
       eines: Stillstand. Der Kompromiss bringt so gut wie keine Fortschritte für
       die Umwelt, die stark unter der Branche leidet. Daran wird wohl auch das
       EU-Parlament kaum etwas ändern, wie die ersten Abstimmungen des Plenums
       zeigen.
       
       Die Vorschriften für das zentrale Element der Reform, die „Öko-Regelungen“,
       sind sehr vage. Die Mitgliedstaaten sollen weitgehend selbst entscheiden,
       wie viel Umweltschutz sie von den Bauern verlangen, damit sie diese Zahlung
       erhalten. Diese Freiheit werden die Regierungen von Staaten wie Polen oder
       Ungarn nutzen, denen beispielsweise Klimaschutz nicht so wichtig ist. Sie
       werden die Ökoregelungen so anspruchslos gestalten, dass die meisten Bauern
       weitermachen können wie bisher.
       
       Dieses Umweltdumping in anderen EU-Staaten wird zum Beispiel auch
       Deutschland unter Druck setzen, ebenfalls sehr wenig zusätzlich von den
       Landwirten zu verlangen. Schließlich konkurrieren die deutschen Bauern mit
       ihren Berufskollegen in den anderen EU-Ländern. Mit der Warnung vor
       Wettbewerbsnachteilen hat der Deutsche Bauernverband schon häufig zum
       Beispiel strengere Tierschutzvorschriften verhindert.
       
       Die Agrarminister haben versagt. Sie nutzen den potenziell sehr langen
       Hebel der jährlich rund 55 Milliarden Euro Agrarsubventionen nicht, um zur
       Lösung eklatanter Probleme beizutragen: Die Landwirtschaft verursacht 12
       Prozent des Treibhausgasausstoßes in der Europäischen Union. Die Branche
       trägt maßgeblich zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bei. Die
       meisten Tiere werden unter [2][abscheulichen Bedingungen gehalten]. Viele
       Arbeiter wie Erntehelfer werden ausgebeutet. Immer mehr kleine Höfe werden
       von Großbetrieben verdrängt.
       
       ## Schuld sind die Wähler
       
       Dass die Ressortchefs so entschieden haben, liegt an uns: den Wählern.
       Bundesagrarministerin Julia Klöckner hat bei der EU-Entscheidung nur das
       verwirklicht, was ihre CDU vor der Wahl versprochen hatte. Von einer
       Ökoreform der Agrarsubventionen war da nie die Rede. Wer echten Umwelt- und
       Tierschutz will, der muss mehr Wähler überzeugen, für andere Parteien zu
       stimmen.
       
       21 Oct 2020
       
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