# taz.de -- Ein letztes Mal Pflanzen essen: Ein Ende? Nein, der Anfang!
> Acht Jahre lang hat Ariane Sommer in ihrer Kolumne „Pflanzen essen“ über
> veganes Leben geschrieben. Hier tut sie es zum letzten Mal.
IMG Bild: Garantiert vegan: Walnüsse
Tiere habe ich immer geliebt. Als ich ein kleines Mädchen war, träumte ich
davon, ein Tierheim zu leiten, Tierärztin zu werden oder Jane Goodall zu
sein. Ich sammelte Unterschriften für Greenpeace und befreite mit
Mitschülern einen Teich von Müll, um die dort ansässigen Lurche zu retten.
Erst viele Jahre später wurde mir klar, wie sehr meine Tierliebe in
Widerspruch zu meiner Ernährung stand. Ich wollte keiner Fliege etwas
zuleide tun, doch mit fast jeder Mahlzeit nahm ich Fleisch, Milch und Eier
zu mir, die Steaks konnten mir nicht blutig genug sein. Mein Aha-Moment kam
mit Ende zwanzig, als ich verstand, wie die Dinge, die auf meinem Teller
landen, mit Tieren und der Umwelt verbunden sind. Ich wurde für zwei Jahre
Vegetarierin, dann Veganerin und verabschiedete mich damit von
Familientraditionen, [1][der deutschen Esskultur] und vom Mainstream. Denn
von dem war vegan damals noch weit entfernt.
Es war für mich die Entscheidung, nicht mehr in vorsätzlicher Ignoranz zu
leben, und sie hat mein Leben komplett und zum Positiven verändert.
Innerhalb weniger Wochen verschwand meine Lethargie. Mich zu bewegen war
keine Arbeit mehr, mein Körper fühlte sich frei, befreit von überflüssigen
Pfunden und Zipperlein wie Akne, Verdauungsstörungen, ständigen
Blasenentzündungen, Schlafstörungen und Migräne. Auch meine
Gemütsschwankungen, nervösen Angstzustände und Panikattacken reduzierten
sich drastisch. Davor hielt ich diese Probleme für „normal“. Heute weiß
ich, sie wurden von meiner Ernährung beeinflusst.
Meine Veganisierung hat nicht nur mein privates Leben maßgeblich geprägt,
sondern auch mein berufliches. So bin ich über mein Interesse für Ernährung
zur holistischen Gesundheit gekommen und zähle mich seit vielen Jahren
[2][zur Community der Biohacker] – Menschen, die sich der Optimierung des
Körpers und Geistes widmen. Auch die Wellness-, Biotech- und
Mental-Health-Firmen, die mein Mann und ich gegründet haben, wurzeln in
unserer Ernährung. Wir haben gelernt, dass es weitaus effektiver ist, sein
Vegansein aktiv vorzuleben und Gästen [3][leckere vegane Gerichte]
vorzusetzen, als mit erhobenem Zeigefinger zu missionieren.
Alles ist miteinander verbunden, Pflanzen, Menschen, Tiere, der Planet. So
auch wir, geschätzte Leser, Sie und ich. Es hat mir sehr viel Freude
gemacht mit Ihnen. Dies ist nach acht Jahren meine letzte vegane Kolumne
für die liebe taz. Acht Jahre, in denen der vegane Lifestyle ein gutes
Stück näher an die Normalität gerückt ist, [4][zum Milliardenmarkt
geworden] ist – und das ist erst der Anfang!
Ich hoffe, ich habe sie inspirieren können, zum [5][Schmunzeln],
[6][Nachdenken] und [7][Nachkochen]. Veganismus bedeutet für mich Mitgefühl
für alle Kreaturen, das schließt Menschen mit ein. Und Mitgefühl ist die
Kultur, die ich heute lebe.
23 Oct 2022
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## AUTOREN
DIR Ariane Sommer
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