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       # taz.de -- Elon Musk bläst Twitter-Kauf ab: Linke Aktivisten sind erleichtert
       
       > Musk will den Kurzbotschaftendienst nicht mehr kaufen. Das schafft
       > Erleichterung bei linken Aktivisten. Donald Trump sieht in dem geplatzten
       > Deal freudig entgegen.
       
   IMG Bild: Seine Geschäfte lösen gemischte Gefühle aus: High-Tech-Miliardär Elon Musk
       
       San Francisco afp | Nach der Wende im Übernahme-Krimi um Twitter sind linke
       Aktivisten erleichtert, dass High-Tech-Milliardär Elon Musk den
       Kurzbotschaftendienst nicht mehr übernehmen will. Twitter unter Führung von
       Musk hätte zu einer „Flut von Hass und haltlosen Verschwörungtheorien“
       geführt, erklärte etwa die Organisation UltraViolet. Der Tesla-Chef hatte
       zuvor nach wochenlangem Poker den Kaufvertrag mit Twitter platzen lassen.
       
       Musk droht nun womöglich eine Strafzahlung von bis zu einer Milliarde
       Dollar. Das Platzen des Kaufvertrages war in einem am Freitag (Ortszeit)
       von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Schreiben verkündet worden.
       Darin warfen Musks Anwälte Twitter vor, gegen die im April besiegelte
       Übernahmevereinbarung verstoßen und „falsche und irreführende“ Angaben
       gemacht zu haben.
       
       Die Online-Plattform habe dem Gründer des [1][Elektroautobauers Tesla] und
       reichsten Mann der Welt nicht alle angeforderten Informationen zu Spam-
       oder Fake-Konten bei Twitter übergeben, erklärten die Anwälte. Musk mache
       deswegen von seinem Recht Gebrauch, die im April geschlossene und 44
       Milliarden Dollar schwere Abmachung zu „kündigen“ und das Kaufvorhaben
       „aufzugeben“.
       
       Die Twitter-Führung kündigte umgehend an, vor Gericht ziehen und Musk mit
       juristischen Mitteln zu einem Vollzug des Kaufs zwingen zu wollen.
       Verwaltungsratschef Bret Taylor erklärte, das Unternehmen wolle „die
       Transaktion zu dem Preis und zu den Bedingungen, die mit Herrn Musk
       vereinbart wurden, abschließen“.
       
       ## Langwierige Auseinandersetzung steht an
       
       Die sich nun anbahnenden juristischen Auseinandersetzungen könnten
       langwierig und sehr teuer werden. Die zwischen beiden Seiten getroffene
       Kaufvereinbarung sieht eine Vertragsstrafe von bis zu einer Milliarde
       Dollar vor, wenn sich eine Partei zurückzieht. Jetzt werde eine
       Gerichtsschlacht vergleichbar mit [2][„Game of Thrones“] folgen,
       prophezeite der Analyst Dan Ives.
       
       Beide Seiten stritten zuletzt über die Zahl von Spam- oder Fake-Konten bei
       dem einflussreichen, aber um mehr Profitabilität kämpfenden
       Kurzbotschaftendienst. Twitter hat wiederholt beteuert, die Zahl solcher
       Konten liege bei unter fünf Prozent. Musk, der auch das erfolgreiche
       Weltraumunternehmen SpaceX gegründet hat, hält diese Angaben aber für
       falsch.
       
       Beobachter hatten zunächst vermutet, dass Musk durch den Streit nur den
       Preis für eine Übernahme drücken wolle. Seit April haben die Twitter-Aktien
       mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren. Die Aktien des von Musk
       gegründeten und geführten Elektroautobauers Tesla haben derweil knapp ein
       Viertel an Wert verloren.
       
       ## Linke sind erleichtert, rechte riechen weiter Zensur
       
       Das Platzen des Deals wurde im linken und rechten Lager der USA
       unterschiedlich aufgenommen: Bridget Todd von der Organisation UltraViolet
       sprach von eine guten Nachricht für „Frauen, Farbige und Mitglieder der
       LGBTQ+-Gemeinschaft“. Twitter unter Musk hätte „die Plattform und unser
       Land zu einem gefährlicheren Ort gemacht“. Nicole Gill von der Organisation
       Accountable Tech erklärte: „Unser Informations-Ökosystem, unsere Sicherheit
       und unsere Demokratie dürfen nicht der Willkür zügelloser Milliardäre
       ausgeliefert sein.“
       
       Insbesondere Vertreter der politischen Rechte in den USA hatten unter Musk
       auf ein Ende dessen gehofft, was sie als politisch motivierte Zensur
       empfinden. „Die Party ist hier wirklich vorbei“, klagte nun der rechte
       Autor und Moderator Dave Rubin. Die „Zensur“ auf Twitter werde sich nun
       „verzehnfachen“, prophezeite Trumps Sohn Donald Trump Junior. Dessen Vater,
       Ex-Präsident Donald Trump, war wegen vielfacher umstrittener Äußerungen auf
       Twitter von der Plattform ausgeschlossen worden.
       
       Trump selbst sah Musks geplatzte Twitter-Übernahme als Bestätigung für den
       künftigen Erfolg seiner eigenen Online-Plattform Truth Social (Soziale
       Wahrheit). „Der Twitter-Deal ist tot, lang lebe die Wahrheit“, schrieb
       Trump in Großbuchstaben in seinem eigenen Netzwerk. Dessen Start war
       zunächst von technischen Schwierigkeiten begleitet worden.
       
       10 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
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