# taz.de -- Elternwünsche in Coronazeiten: Selbst gemachtes Leid
> Nach einer Umfrage in Niedersachsen kann sich die Hälfte der befragten
> Eltern nicht vorstellen, Kinder privat zu betreuen. Das ist fantasielos.
IMG Bild: Als könnten Kinder nur im Kindergarten spielen
Zurecht [1][beklagen Eltern seit Wochen], dass die Bedürfnisse von Familien
zu wenig berücksichtigt werden, wenn es um Lockerungen der
Pandemiemaßnahmen geht.
Aber recht machen kann man es ihnen auch nicht, wie die Ergebnisse einer
[2][aktuellen Umfrage] in Niedersachsen zeigen. Einig sind sie sich nur
darin, dass die Kindertagesstätten vor den Sommerferien wieder öffnen
sollen, das wollen drei Viertel. Noch mehr würden wohl die Frage „Soll
Corona aufhören“ mit „ja“ beantworten.
Dass sich Eltern uneins sind, ist wenig verwunderlich, weil die
[3][Familien- und Arbeitssituationen so unterschiedlich] sind. Auf einer
Skala von fünf Stufen gibt ein Drittel an, gut klarzukommen oder wenig
belastet zu sein, ein weiteres Drittel hat das Gefühl, sich zu zerreißen
oder eine Stufe davorzustehen.
Aber dass sich die Hälfte nicht vorstellen kann, Kinderbetreuung privat zu
organisieren, verblüfft. Bis Mittwoch galten bundesweit strenge
Kontaktverbote. Doch wie viele Kinder durften zwei Monate lang nicht einmal
die beste Freundin oder das Nachbarskind zum Spielen treffen?! Es ist
anzunehmen, dass die meisten Eltern früher oder später Ordnungswidrigkeiten
begangen haben, um ihren Kindern Leid zu ersparen.
Jetzt ist das Kontaktverbot gelockert– aber die Hälfte der Befragten will
lieber Kinder dem höheren Infektionsrisiko im Kindergarten aussetzen,
anstatt sie zu Hause spielen zu lassen?
Auch kurios: Ein Viertel lehnt eine [4][Corona-Elternzeit] ab, 17 Prozent
der Befragten haben dazu keine Meinung. Sie verzichten freiwillig auf die
Wahl, während der Pandemie zu arbeiten oder zu Hause die Kinder zu
betreuen?
Corona hat in vielen Bereichen zu kreativen, pragmatischen Lösungen
geführt. Aber wenn es um das Leben mit Kindern geht, dann fehlt vielen
Deutschen die Fantasie, dass [5][es auch ohne institutionelle
Kinderbetreuung] gehen kann. Oder sie haben sich damit abgefunden, dass nur
Kindertagesstätten Mütter von Reproduktionsarbeit entlasten können.
Dabei würden weder ein Corona-Elterngeld noch privat organisierte
Kinderbetreuung [6][die Situation für berufstätige Mütter] verschlimmern.
Das jetzt abzulehnen, ist selbst gemachtes Leid.
7 May 2020
## LINKS
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DIR [3] /Vorteile-des-Homeoffice-fuer-Eltern/!5679419
DIR [4] /-Corona-News-vom-5-Mai-/!5682930
DIR [5] /Umgang-mit-Kindern-in-der-Coronakrise/!5678547
DIR [6] /Soziologin-zu-Rollenbildern-in-der-Krise/!5680130
## AUTOREN
DIR Eiken Bruhn
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