# taz.de -- Entführte Israelis in Gaza: „Wo ist mein Bruder?“
> Elkana Bohbot besuchte das Supernova Festival, dort wurde er von der
> Hamas verschleppt. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen.
IMG Bild: Uriel Bohbot (links) mit seinem Bruder Elkana, der von Hamas-Terroristen verschleppt wurde
Noch immer wird eine unbekannte Zahl an Menschen aus Israel vermisst. Sie
sind in der Gewalt von Terroristen der Hamas, die sie nach Gaza entführt
haben. Schätzungen belaufen sich bislang auf über hundert Betroffene. Die
taz hat mit zahlreichen Familienangehörigen und Freunden der Vermissten
gesprochen. In den nächsten Tagen werden diese Gespräche veröffentlicht.
Elkana Bohbot besuchte das Supernova Trancefestival an der Grenze zu Gaza.
Dort wurde er von Terroristen der Hamas verschleppt. Seitdem ist der
Kontakt abgebrochen. Sein Bruder Uriel Bohbot lebt in den USA. Im Gespräch
mit der taz erzählt er, wie es der Familie geht – und wie sie versuchen,
Elkana zurückzuholen.
„Elkana ist 34 Jahre alt. Er hat einen dreijährigen Sohn und eine Frau.
Gerade erst hat er eine Eisdiele auf dem Markt von Tel Aviv eröffnet. Wenn
ich ihn beschreiben müsste, dann mit den Worten: ‚Peace and Love‘. Ein sehr
glücklicher Mensch, der es liebte, anderen Menschen eine Freude zu machen.
Das letzte Mal hat unsere Mutter am vergangenen Samstag gegen 8 Uhr morgens
mit Elkana gesprochen. Sie hatte in den Nachrichten gehört, dass es
Angriffe auf Israel gab, dass Terroristen im Land waren. Also rief sie
Elkana an, der gerade auf dem Supernova Festival war. Das Telefonat dauerte
nicht länger als eine Minute. Er sagte, dass er versuche, anderen Leuten
bei der Flucht zu helfen und dann selbst fliehen wolle. Dann brach der
Kontakt ab. Seitdem haben wir nicht mehr persönlich mit ihm sprechen
können.
Gegen 11.30 Uhr am selben Tag schickte uns ein Freund ein Video der Hamas
zu. Man sieht darin meinen Bruder, verletzt, blutverschmiert, er hat große
Angst.
Hinweis: Das hier eingebettete Video enthält verstörende Szenen von Gewalt.
Mein Bruder sollte nicht in diesen Krieg involviert sein müssen. Keiner der
Gefangenen der Hamas. Sie sind doch nur Zivilisten, Holocaustüberlebende,
sogar Babys sind darunter.
Wir suchen nach einem Lebenszeichen von Elkana. Wir wollen ihn so schnell
wie möglich zu uns zurückholen und internationalen Druck aus Deutschland,
Großbritannien und den USA ausüben. Nur die Öffentlichkeit kann ihm helfen.
Ich verstehe nicht, wie man Menschen so etwas antun kann. Sie waren einfach
nur auf einem friedlichen Festival. Wir alle, unsere Mutter, Elkanas Frau
und ich, sind kaputt. Die Situation zerreißt uns das Herz, es geht uns sehr
schlecht. Wir sind nicht müde. Wir essen nicht. Wir wollen bloß wissen, wo
mein Bruder ist.“
Protokoll: Erica Zingher
12 Oct 2023
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