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       # taz.de -- Ernährungsqualität auf einen Blick: Nutri-Score informiert am besten
       
       > Eine Studie von Foodwatch testet fünf verschiedene Kennzeichnungen für
       > (un-)ausgewogene Lebensmittel. Nicht alle sind mängelfrei.
       
   IMG Bild: Nicht perfekt, aber besser als die anderen: Nutri-Score
       
       Berlin taz | Von allen verbreiteten Systemen zur Lebensmittelkennzeichnung
       klärt der sogenannte Nutri-Score am besten über die Ernährungsqualität auf.
       Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie im Auftrag
       des Verbraucherschutzvereins Foodwatch.
       
       Wer sich gesund ernähren will, hat es derzeit nicht leicht: Nährwertangaben
       von Lebensmitteln sind nur kleinstgedruckt in Tabellen auf der Rückseite
       von Verpackungen aufgelistet. Ein Vergleich von Fett-, Salz- oder
       Energiegehalten ist so schwer. „Jeder zweiter Deutsche ist übergewichtig,
       es ist wichtig, da einzugreifen“, sagt Joachim Spranger,
       Ernährungsmediziner von der Berliner Charité. Der Nutri-Score habe am
       ehesten das Potenzial, ungesundem Konsum entgegenzuwirken. Er sei für
       jede:n unabhängig vom Bildungsniveau verständlich.
       
       Es sei höchste Zeit, dass die Bundesregierung sich von der „unbelehrbaren
       deutschen Süßwaren- und Junkfood-Industrie“ emanzipiere und das beste
       Modell für Verbraucher auch in Deutschland durchsetze, sagte
       Foodwatch-Expertin Luise Molling. Mit Nutri-Score sei auf einen Blick zu
       erkennen, wie (un-)ausgewogen verarbeitete Lebensmittel sind. Die
       Kennzeichnung bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz auch
       empfehlenswerte Ballaststoffe oder Proteine in die Bewertung ein und gibt
       dann einen einzigen Wert an – auf einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün
       bis rot.
       
       Per Gesetz kann nur die EU Unternehmen zur Kennzeichnungen ihrer Waren
       verpflichten. Frankreich, Spanien und Belgien haben den Nutri-Score bereits
       freiwillig eingeführt. Auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist
       die Einführung einer vereinfachten Nährwertkennzeichnung festgeschrieben.
       Allerdings zögert Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU).
       
       Die Untersuchung von Foodwatch hat auch Mängel bei den weltweit benutzten
       Systemen wie Lebensmittelampel, Health-Star-Rating-System, der
       „Kennzeichnung der Referenzaufnahmemengen“ und einfachen Warnsymbolen
       gefunden. Der Nutri-Score schneidet insgesamt am besten ab. Er bietet laut
       Foodwatch eine ganzheitliche Bewertung der Zutaten eines Produkts anstatt
       sich nur auf einzelne Nährstoffe wie Fett oder Zucker zu konzentrieren. So
       sei ein relativer Vergleich innerhalb von Produktgruppen möglich.
       
       Allerdings führe das auch dazu, dass Produkte wie ein Menü aus Pommes,
       Schnitzel und zuckerarmer Limonade eine grüne Bewertung bekämen, kritisiert
       Ministerin Klöckner (CDU) – und will abwarten. Foodwatch-Kampagnerin
       Molling hält das für einen Fehler: „Klöckner vergeudet wertvolle Zeit und
       ignoriert die wissenschaftliche Faktenlage.“
       
       16 May 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Springmann
       
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