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       # taz.de -- Europäisches Klimaziel: EU-Umweltminister finden nur kleinsten gemeinsamen Nenner
       
       > Ressortchefs der 27 EU-Länder können sich nicht auf ein konkretes
       > Klimaziel einigen, es gibt nur eine Absichtserklärung. Das finden
       > Kritiker „peinlich“.
       
   IMG Bild: Die europäischen Klimaziele werden immer bescheidener
       
       Berlin dpa/epd/taz | Die EU-Umweltminister haben sich auf eine
       Absichtserklärung für einen Klimaplan für 2035 verständigt – und damit
       vorerst verhindert, dass die Staatengemeinschaft mit komplett leeren Händen
       vor der Welt steht. Allerdings legt der bei einem Treffen in Brüssel
       gefundene Kompromiss keine konkrete Zielmarke zur Reduzierung von
       Treibhausgasemission für die nächsten zehn Jahre fest.
       
       Stattdessen einigten sich die EU-Länder nur auf einen Zielkorridor: Sie
       wollen ihre Emissionen demnach bis 2035 zwischen 66,25 Prozent und 72,5
       Prozent im Vergleich zu 1990 senken.
       
       Vor der nächsten Weltklimakonferenz im November in Brasilien sollen die
       Teilnehmerländer bei den Vereinten Nationen Klimaschutzpläne (NDC)
       einreichen, in denen sie darlegen, was sie bis zum Jahr 2035 vorhaben. Die
       Abgabefrist läuft nächsten Mittwoch ab.
       
       Schon vor dem [1][Zusammenkommen der Umweltminister an diesem Donnerstag]
       war klar, dass die EU-Staaten sich dabei nicht auf einen solchen formellen
       Plan einigen können. Der Grünen-Abgeordnete Michael Bloss kritisierte, die
       Erklärung zeige die europäische „Handlungsunfähigkeit“. Dabei brauche es
       gerade nach dem Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen eine starke
       europäische Führungsrolle, sagte er.
       
       ## EU spricht bei der Uno mit einer Stimme
       
       Linda Kalcher von der Brüsseler Denkfabrik Strategic Perspectives
       bezeichnet es als „peinlich“, dass die EU die UN-Frist verpasst. „Die
       Absichtserklärung ist nur ein hart erkämpfter Trostpreis, ermöglicht es der
       EU aber, nächste Woche bei der Generalversammlung mit einer Stimme zu
       sprechen“, so Kalcher. Die Aufgabe müsse sein, den weiteren Pfad und das
       [2][2040-Ziel vor der Weltklimakonferenz] im November zu verabschieden.
       
       Denn unmöglich war bislang auch, eine Einigung für ein EU-Klimaziel für
       2040 unter den Mitgliedsstaaten zu finden. Dafür legte die Kommission im
       Juli einen Vorschlag vor: die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase bis
       2040 um 90 Prozent zu senken, im Vergleich zu 1990. Zu dem Vorschlag müssen
       sich die Länder gemeinsamen positionieren. Er entspricht in den
       wesentlichen Punkten den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Klimazielen
       der schwarz-roten Bundesregierung.
       
       Dass die EU-Umweltminister sich bei ihrem Treffen auch auf das 2040-Ziel
       einigen, scheiterte am Donnerstag am Widerstand mehrerer EU-Staaten. Auch
       Deutschland sorgte dafür, dass das Thema erst bei einem Treffen auf einer
       Ebene höher diskutiert wird: einem Gipfeltreffen der Staats- und
       Regierungschefs der EU im Oktober – nach der UN-Frist.
       
       Auf höchster Ebene werden Entscheidungen in der Regel im Konsens getroffen.
       Da Ungarn und Polen und einige weitere Staaten bereits angekündigt haben,
       dass sie einem 90 Prozent-Ziel für 2040 nicht zustimmen werden, fürchtet
       Bloss „eine massive Aufweichung des Kommissionsvorschlags“.
       
       ## Proteste von Fridays for future
       
       Angst ums Klima haben auch die Aktivisten von Fridays for future. Unter dem
       Motto „#ExitGasEnterFuture“ rufen sie für den Samstag weltweit zu Protesten
       auf. In Deutschland plant die Klimaschutzbewegung Aktionen in 70 Städten,
       wie sie am Freitag in Berlin mitteilte.
       
       Zentrale Forderungen sind der Ausstieg aus fossilem Gas und Investitionen
       in eine gerechte Energiewende. Neben Demonstrationen seien in 15 Städten
       auch andere Aktionsformen geplant, darunter Berlin, Köln, Chemnitz und
       Lüneburg. So wollen die Klimaschützer „mit großen Schriftzügen bildstark
       die Botschaft des Aktionstages sichtbar machen“.
       
       Der Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD warf „[3][Fridays for Future]“
       vor, „völlig im Gasrausch“ zu sein: „Sie sichert die Gewinne der fossilen
       Lobby, statt Wohlstand und Sicherheit der Bevölkerung im Blick zu haben“,
       hieß es.
       
       19 Sep 2025
       
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