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       # taz.de -- Ex-NBA-Star Rodman in Nordkorea: Selbsternannter Diplomat
       
       > Dennis Rodman trifft in Pjöngjang Kim Jong Un, seinen „Freund fürs
       > Leben“. Obama wollte Rodmans Trips verbieten. Trump befürwortet sie.
       
   IMG Bild: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt – es fehlt wenig und Rodman sitzt Kim Jong Un auf dem Schoß
       
       Seoul taz | Am Dienstagnachmittag stolziert Dennis Rodman durch die Gänge
       des Kim Il Sung Flughafens in Pjöngjang. Wie immer erscheint der
       Basketballexzentriker mit Sonnenbrille, tief ins Gesicht gezogener Basecap
       und klunkerschweren Nasenpiercings. Auf seinem T-Shirt prangt das Logo
       einer „Digitalbank für die Marihuana-Industrie“ – der obskure Sponsor eines
       ebenso obskuren Trips.
       
       Zum fünften Mal seit 2013 reist der 56-jährige NBA-Star schon in die
       abgeschottete Diktatur, die keine diplomatischen Beziehungen zu den USA
       unterhält. Was Rodman dort genau vorhat, kann ihm der CNN Korrespondent in
       Pjöngjang zwar nicht entlocken. Doch deutet er vage an: „Donald Trump ist
       sicherlich glücklich darüber, dass ich hier bin, und etwas zu erreichen
       versuche, das wir beide wollen.“ Ob Rodman damit die Freilassung der vier
       derzeit wegen Spionagevorwürfen gefangenen US-Amerikaner meint, ließ er
       offen. Zeitgleich mit seinem Besuch wurde aber ein 22-jähriger US-Student
       freigelassen.
       
       Rodman inszeniert sich als Brückenbauer zwischen den beiden verfeindeten
       Nationen, und sieht sich dabei in der Tradition der „Ping-Pong-Diplomatie“,
       bei der mit Hilfe von Tischtennisturnieren Nixon und Mao in den 70er-Jahren
       zueinander fanden. Tatsächlich hatte schon US-Außenministerin Madeleine
       Albright bei ihrem Nordkorea-Besuch im Jahr 2000 einen von Michael Jordan
       unterschriebenen Basketball im Gepäck. Nordkoreas damaliger Machthaber, der
       2012 verstorbene Kim Jong Il, galt nämlich als Basketballfan – und hat
       seine Leidenschaft an seinen Sohn Kim Jong Un weitergegeben. Ein Jugendfoto
       zeigt den damals schmächtigen Jungen im Rodman-Trikot.
       
       Bei seiner ersten Nordkorea-Visite vor vier Jahren bezeichnete der
       sichtlich lallende Rodman Nordkoreas Diktator als „Freund fürs Leben“.
       Menschenrechtler verurteilten ihn dafür. Die Obama-Regierung erklärte
       unverhohlen, dass sie Rodmans Nordkorea-Besuche am liebsten verbieten
       würde, hätte sie die rechtlichen Mittel dazu.
       
       „Dennis Rodman ist überaus ignorant gegenüber der Situation im Land“, sagt
       der Koreanologe Benjamin R. Young: „Wer Hoffnungen hegt, dass so jemand das
       Nordkorea-Problem lösen könnte, wird bitter enttäuscht.“ Sein Vorschlag:
       „Am besten sollte man diese Farce einfach ignorieren.“
       
       Doch lässt sich nicht abstreiten, dass Rodman der einzige US-Amerikaner
       ist, der Nordkoreas Diktator privat kennengelernt hat. Rodman hat in Kim
       Jong Uns Sommerdomizil ausgespannt, mit ihm Karaoke gesungen und seine
       neugeborene Tochter auf den Arm genommen. Donald Trump, der seit Wochen
       verzweifelt versucht, inoffizielle Kommunikationskanäle nach Pjöngjang
       aufzubauen, hat sich sowohl anerkennend über Kim („ein schlaues Kerlchen“)
       als auch über Rodmans Nordkorea-Besuche geäußert. Offiziell heißt es aus
       Washington nur, Rodman sei „rein privat“ unterwegs.
       
       Ein staatsmännischer Diplomat ist Rodman sicher nicht: Seine
       Nordkorea-Besuche waren stets von Alkoholexzessen und verbalen Ausrutschern
       geprägt. Nach seinem letzten Trip 2014 ließ er sich in eine Entzugsklinik
       einweisen.
       
       14 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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