# taz.de -- Fachkräftemangel in Berlin: Ihr Arbeiter, kommet
> Mit einer Fachkräftestrategie will Berlin gegen die Personalnot vorgehen.
> Bis 2025 sollen erste Ergebnisse vorliegen.
IMG Bild: Wegen Personalnot geschlossen: Keine Seltenheit in Berliner kitas
Berlin taz | Berlin will seinen Kampf gegen den [1][Fachkräftemangel]
intensivieren: Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) kündigte
nach der Senatssitzung am Dienstag eine „Fachkräftestrategie“ an, die nach
den Sommerferien erarbeitet werden soll.
Dafür will sie die Bemühungen in den einzelnen Senatsverwaltungen sowie der
Unternehmen zusammenführen, um „Doppelstrukturen und Lücken sichtbar zu
machen“ sowie „Handlungsfelder zu identifizieren“. Auch Gewerkschaften und
das Berliner Institut für Sozialforschung (BIS) sollen eingebunden werden.
In der Hauptstadt fehlen laut Kiziltepe 90.000 Fachkräfte – Tendenz
steigend. Vor allem in [2][der Pflege] und in der Bauwirtschaft gebe es
Engpässe. Bis zum Jahr 2035 könnten laut IHK-Fachkräftemonitor 414.000
Stellen unbesetzt bleiben. Das sind fast 20 Prozent der derzeit 2,2
Millionen Beschäftigten. „Der Fachkräftebedarf ist immens“, so die
Arbeitssenatorin.
Um die Nachfrage nach Arbeiter*innen zu stillen, will die Senatorin vor
allem in der Ausbildung ansetzen. So seien im vergangenen Jahr 3.700
Berliner [3][Jugendliche ohne Ausbildungsplatz] geblieben. „Das Potenzial
wollen wir nutzen.“
## Sparen bei Integrationskursen „kurzsichtig“
Auch Geflüchtete will Kiziltepe verstärkt in Lohn und Brot bringen. Die
Pläne der Bundesregierung, die Mittel für Integrationskurse im Haushalt für
das kommende Jahr um mehr als die Hälfte von derzeit 1,1 Milliarden [4][auf
500 Millionen Euro zu kürzen], kritisierte Kiziltepe daher als
„kurzsichtig“.
Ohne Sprachkurse sei keine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt
möglich, so die SPD-Politikerin. Auch bei der Anerkennung ausländischer
Berufsabschlüsse brauche es „bessere und schnellere Ergebnisse“.
Neben der Gewinnung sei auch die Sicherung von Fachkräften wichtig, betonte
Kiziltepe. Hierfür brauche es „gute Arbeit“, also „auskömmliche Löhne sowie
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung statt prekärer Arbeit“.
Erste Ergebnisse der Fachkräftestrategie sollen im kommenden Jahr
vorliegen. Konkrete Ziele wollte die Senatorin noch nicht nennen: Erst
einmal brauche es eine Bestandsaufnahme.
23 Jul 2024
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## AUTOREN
DIR Marie Frank
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