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       # taz.de -- Familie von Abschiebung bedroht: Keine Duldung für Mutter und Tochter
       
       > Der Familie des ehemaligen DDR-Vertragsarbeiters Pham Phi Son aus
       > Chemnitz droht weiter die Abschiebung. Nur der Vater erhielt die
       > Zulassung.
       
   IMG Bild: Hoa Nguyen, Tochter Emilia und Pham Phi Son, eine vietnamesische Familie aus Chemnitz
       
       Berlin taz | Die Familie des [1][ehemaligen DDR-Vertragsarbeiters Pham Phi
       Son] aus Chemnitz ist so stark von Abschiebung bedroht wie noch nie. Als
       die dreiköpfige Familie letzten Freitag die Ausländerbehörde Chemnitz
       aufsuchte, um ihre Duldung zu verlängern, bekam lediglich der 65-jährige
       Familienvater das gewünschte Papier.
       
       Er lebt seit 1987 in Sachsen. Die Behörden hatten ihm 2017 das
       Aufenthaltsrecht entzogen, weil [2][er länger als die erlaubten sechs
       Monate Urlaub in Vietnam machte.] Seine 2017 eingereiste Frau und die im
       selben Jahr geborene Tochter bekamen keine Duldung. Die beiden wurden nach
       Aussagen der Familie [3][stattdessen aufgefordert, auszureisen] und
       erhielten die Kontaktdaten einer Rückkehrberatungsstelle. Für den Fall,
       dass sie nicht ausreisen, drohte die Ausländerbehörde mit Abschiebung.
       Diese hätte ein Einreiseverbot für Deutschland zur Folge.
       
       Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat bestätigte der taz die
       Informationen. Ihm liegen alle Dokumente vor. „Die Ausländerbehörde
       würdigte mit der Duldung die lange Aufenthaltszeit des Familienvaters. Sie
       spricht der Familie aber die Familieneigenschaft ab. Dem liegt ein
       überholtes Familienbild zugrunde“, sagt Schmidtke. Son und seine Frau Hoa
       Nguyen haben in Vietnam lediglich nach traditionellem Ritual die Ehe
       geschlossen, nicht standesamtlich.
       
       Beide haben aber die Elternschaft für die gemeinsame Tochter anerkannt und
       sie leben zusammen. Hoa Nguyen selbst sagt: „Wir gehören doch [4][als
       Familie zusammen.“] Auch die Landtagsabgeordnete Jule Nagel (Linke) lehnt
       Abschiebung und Familientrennung ab, sagt sie der taz.
       Flüchtlingsratssprecher Schmidtke spricht von der Absicht einer
       „grundgesetzwidrigen Familientrennung.“
       
       ## Jederzeit Abholung durch Bundespolizei möglich
       
       Das Arbeitsverbot für die Frau konnte nur durch anwaltliche Intervention
       abgewendet werden. Beide Elternteile arbeiten in einem sächsischen
       Gastronomiebetrieb, der Seniorenheime mit Essen beliefert. Sie werden dort
       dringend benötigt. Beide haben auch kürzlich ihre Deutschprüfungen
       abgelegt, allerdings auf den niedrigen Niveaus A1 und A2.
       
       Hoa Nguyen besucht einen weiteren Kurs, um ihr Deutsch zu verbessern.
       Schmidtke kritisiert, dass sich die Ausländerbehörde hier keinen Zentimeter
       bewege, obwohl die Familie von ihr geforderte Integrationsleistungen, wie
       den Sprachtest und den unbefristeten Arbeitsvertrag, „gegen erhebliche
       Widerstände gebracht hat“.
       
       Die Familie versuche die Verweigerung der Duldung mit Hilfe ihrer Anwältin
       rechtlich anzufechten, sagt der Flüchtlingsratssprecher, „aber Frau und
       Tochter können jede Nacht von der Bundespolizei abgeholt werden.“ Eine
       Abschiebung des Mannes ist derzeit nicht möglich, weil die vietnamesische
       Botschaft in Berlin seinen Pass nicht verlängert.
       
       ## Dreimal an die Härtefallkommission gewandt
       
       Die Ausländerbehörde Chemnitz hatte der Familie im März geraten, sich wegen
       eines Bleiberechtes [5][erneut an die Sächsische Härtefallkommission] zu
       wenden. Dessen Vorsitzender, der CDU-[6][Hardliner Geert Mackenroth], hatte
       allerdings gegenüber der in Chemnitz erscheinenden Tageszeitung Freie
       Presse angedeutet, dass es dort gar nicht zu einer erneuten Befassung des
       Falls kommen könnte.
       
       Die Familie hatte sich schon drei Mal an die Härtefallkommission gewandt.
       Zweimal war der Antrag abgelehnt worden, einmal hatte der Vorsitzende
       abgelehnt sich damit zu befassen, weil er keine neuen Fakten sah.
       
       16 May 2023
       
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