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       # taz.de -- Feldmann ist neuer OB in Frankfurt: SPD-Kandidat setzt sich durch
       
       > Der 53-jährige Peter Feldmann (SPD) setzte sich am Sonntag in einer
       > Stichwahl überraschend gegen den CDU-Kandidaten und hessischen
       > Innenminister Boris Rhein durch.
       
   IMG Bild: Vorneweg: Peter Feldmann (SPD). Dahinter: Boris Rhein (CDU).
       
       FRANKFURT/MAIN taz | Peter Feldmann wird neuer Oberbürgermeister von
       Frankfurt. Der SPD-Kandidat setzte sich bei der Stichwahl am Sonntag
       überraschend mit 57,4 Prozent gegen den hessischen Innenminister Boris
       Rhein (CDU) durch, der es nur auf 42,6 Prozent schaffte.
       
       Als die amtierende OB Petra Roth (CDU) im November ihren Rückzug bekannt
       gab und Rhein als Kandidat für die Nachfolge nominiert wurde, galt er als
       Favorit. Im ersten Durchgang der Wahl schaffte er die erforderliche
       absolute Mehrheit zwar nicht, lag aber 6 Prozentpunkte vor Feldmann. Der
       neue Oberbürgermeister zeigte sich denn auch überglücklich: "Das ist eine
       große Überraschung, das hat keiner erwartet."
       
       Sein Amt wird er am 1. Juli antreten, ihn erwarten etliche Probleme, die
       auch wahlentscheidend waren: die zunehmende Wohnungsnot, das größer
       werdende Defizit in den städtischen Kassen und die Proteste gegen den
       Fluglärm. Feldmann muss nun beweisen, dass er sich mit seiner Forderung
       nach einem Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr gegen seine Landespartei
       durchzusetzen kann, die eine kürzere Ruhepause will.
       
       Außerdem ergibt sich für den SPD-Mann ein weiteres Problem: Die
       schwarz-grüne Koalition im Magistrat ist Feldmann, der selbst langjähriger
       Stadtverordneter ist, nicht gerade wohlgesinnt. Der grüne Bürgermeister
       Olaf Cunitz etwa hat Feldmann "als jemanden erlebt, der die Grünen bisher
       bekämpft hat". Einfach wird die Zusammenarbeit nicht, auch wenn die Grünen
       bereits beschwichtigen.
       
       ## Zuspruch von Cohn-Bendit
       
       Feldmann gibt sich pragmatisch: "Wir müssen zum Wohl der Stadt
       zusammenarbeiten." Zu einer Wahlempfehlung bei der Stichwahl konnte sich
       die Ökopartei nicht durchringen, es gab aber auch Zuspruch für Feldmann,
       etwa von der Parteiikone Daniel Cohn-Bendit. Trotzdem ist aufgrund des
       Wahlergebnisses anzunehmen, dass viele Grünen-Wähler dem SPD-Kandidaten
       ihre Stimme gaben, ebenso die Wähler der Linkspartei.
       
       Die gab zwar keine Wahlempfehlung ab, startete aber eine Kampagne "Nein zu
       Boris Rhein". Explizit für den SPD-Kandidaten ausgesprochen hat sich die
       Wählergemeinschaft Flughafenausbaugegner, Feldmann sei "das kleinere Übel".
       Da sich auch der Spitzenkandidat der Piraten für Feldmann aussprach, dürfte
       der die meisten Stimmen aus dem linken Lager bekommen haben. Dafür hat er
       gekämpft, Klinken geputzt und an über 16.000 Frankfurter Türen geklingelt.
       
       Damit zeigte er Bürgernähe - das fehlte Rhein. Inhaltlich setzte Feldmann
       vor allem auf soziale Themen, er sprach sich für mehr bezahlbaren Wohnraum
       und gegen Gentrifizierung aus. Im Fokus seiner Sozialpolitik stehen ältere
       Menschen und arme Kinder.
       
       Das passt zu dem 53-Jährigen, der selbst ein Altenhilfezentrum sowie ein
       Jugendhaus im Problemstadtteil Bonames leitete. Die Frankfurter SPD war in
       der Vergangenheit oft zerstritten und schwach, nun hat sie in der
       fünftgrößten deutschen Stadt wieder einen Sieg errungen. Feldmann wird nun
       zeigen müssen, dass er es mit seinen Versprechen ernst meint.
       
       25 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timo Reuter
   DIR Timo Reuter
       
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