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       # taz.de -- Festgenommener Separatistenchef: Puigdemont beschäftigt die Justiz
       
       > Kataloniens Ex-Regionalpräsident Puigdemont bleibt vorerst in Gewahrsam,
       > entschied das Amtsgericht Neumünster. Nun beginnt das
       > Auslieferungsverfahren.
       
   IMG Bild: Die Polizei in Schleswig-Holstein hatte Carles Puigdemont am Sonntag nahe der dänischen Grenze festgenommen
       
       Schleswig/Neumünster dpa | Der Fall des [1][in Deutschland festgenommenen]
       ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont
       [2][beschäftigt weiterhin die Justiz in Schleswig-Holstein]. Der 55-Jährige
       bleibt vorerst in Gewahrsam, wie das Amtsgericht Neumünster am Montagabend
       entschied. Ein richterlicher Beschluss über eine mögliche Auslieferung
       Puigdemonts an Spanien noch in dieser Woche gilt als wenig wahrscheinlich.
       
       „Wir befinden uns jetzt erst im richtigen Auslieferungsverfahren“, sagte
       der Leitende Oberstaatsanwalt Georg Güntge. „Jetzt wird geprüft, ob die
       Auslieferung zulässig ist.“ Puigdemont bleibt zunächst in der JVA
       Neumünster, in die er nach seiner Festnahme am Sonntag gebracht worden war.
       
       [3][In Spanien] wird dem Ex-Regionalpräsidenten Rebellion und die
       Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Die Polizei in
       Schleswig-Holstein hatte ihn am Sonntag auf der Grundlage eines
       europäischen Haftbefehls an der Autobahn A7 nahe der dänischen Grenze
       festgenommen. Er war auf dem Weg nach Brüssel, wohin er sich im vergangenen
       Jahr abgesetzt hatte.
       
       Dänemark hatte er zuvor unbehelligt passieren können. Dazu erklärte die
       Reichspolizei, man habe erst am Sonntagvormittag erfahren, dass sich
       Puigdemont in Dänemark aufhalte. „Dadurch war es praktisch unmöglich für
       die dänische Polizei, Carles Puigdemont festzunehmen, bevor er die Grenze
       nach Deutschland überquerte“, so die Polizei.
       
       ## Die EU als Vermittler?
       
       Unterdessen mehren sich die Rufe nach einer politischen Lösung des
       Konflikts zwischen der spanischen Zentralregierung und der katalanischen
       Unabhängigkeitsregierung. Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck warb für
       eine Vermittlerrolle der EU. Eine politische Einmischung in den
       juristischen Prozess verbiete sich, es sei aber Aufgabe der Politik, den
       Konflikt um Katalonien zu lösen, sagte Habeck. Da sei auch die EU gefragt
       zu vermitteln, wenn die Konfliktparteien das wollten.
       
       Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) zweifelt unterdessen an der
       Rechtmäßigkeit einer Auslieferung von Puigdemont nach Spanien. Die deutsche
       Justiz würde ihn „nur nach Madrid überstellen, wenn eine solche
       Auslieferung deutschem und europäischem Recht entspräche“, sagte Roth den
       Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Die Festnahme zeige, dass eine
       politische Lösung zwischen Spanien und Katalonien überfällig sei. „Die
       spanische Zentralregierung und übrigens auch das Königshaus wären gut
       beraten, endlich Brücken zu bauen und Vertrauen zu schaffen, statt die
       Kriminalisierung gewählter Politiker zum Mittel der Wahl zu machen und
       damit die ohnehin polarisierte Gesellschaft weiter zu spalten.“
       
       Die Linke will den Rechtsausschuss und den Auswärtigen Ausschuss des
       Deutschen Bundestags einberufen. „Dass nun ein Gericht in
       Schleswig-Holstein über die Zukunft Kataloniens mitentscheiden soll, ist
       ein Witz“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch. „Die
       Diskussion um den Status Kataloniens ist eine politische, keine juristische
       und sollte in Spanien unter Mithilfe der EU geführt werden und nirgends
       sonst.“
       
       [4][In einem Gastbeitrag] für den Nordkurier schrieb Bartsch: „Man muss die
       Position von Puidgemont nicht teilen, um zur Auffassung zu gelangen, dass
       er als politischer Gefangener anzusehen ist.“ Die Justiz in
       Schleswig-Holstein dürfe sich „nicht zum Handlanger politischer Interessen
       des spanischen Staates machen.“
       
       ## Deutschlands Rolle
       
       Die „Föderalistische Union Europäischer Nationen“ (Fuen) drängt ebenfalls
       auf einen politischen Dialog zwischen Madrid und Barcelona. Die Fuen mit
       Sitz in Flensburg ist eigenen Angaben zufolge mit mehr als 90
       Mitgliedsorganisationen in 33 europäischen Ländern der größte Dachverband
       der autochthonen, nationalen Minderheiten und Volksgruppen in Europa.
       
       „Eine Strafverfolgung wird die institutionelle Krise nicht lösen, sondern
       nur noch mehr Öl ins Feuer gießen“ sagte Fuen-Präsident Loránt Vincze.
       Deutschland solle Handlungen vermeiden, die zu einer weiteren Konfrontation
       führen und den ehemaligen katalanischen Präsidenten nicht ausliefern.
       
       27 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] https://www.nordkurier.de/politik-und-wirtschaft/puigdemont-ist-ein-politischer-gefangener-2631612703.html
       
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