# taz.de -- Feuer um Tschernobyl: Waldbrand als möglicher GAU
> Der Wald um Tschernobyl brennt, Strahlenwerte sind erhöht. Ein
> 27-Jähriger, der mutmaßlich für das Feuer verantwortlich ist, wurde
> festgenommen.
IMG Bild: Es brennt in der radioaktiv belasteten Sperrzone um das Kernkraftwerk Tschernobyl
Kiew taz | Seit dem 4. April brennt der Wald um [1][Tschernobyl]. 120
Feuerwehrleute sind im Einsatz, 174 Tonnen Löschwasser haben Hubschrauber
und Flugzeuge der Feuerwehr über den brennenden Bäumen abgeworfen,
berichtet der ukrainische Fernsehkanal TSN. Die Feuerwehr habe die Lage
inzwischen „vollständig unter Kontrolle“, heißt es in ukrainischen Medien
unter Berufung auf die verantwortlichen Behörden.
Teilweise widersprüchlich sind die Angaben zu der Größe des betroffenen
Areals. Während einige Medien von 20 Hektar (ha) sprechen, berichtete Egor
Firsow, kommissarischer Chef der ukrainischen Umweltaufsichtsbehörde, von
100 ha. Die für die Tschernobyl-Zone zuständige Behörde spricht von
„einigen Dutzend Hektar“, die von den Bränden betroffen seien.
Die Strahlenwerte haben sich durch den Brand erhöht. Am Sonntag hatte Egor
Firsow von einer 16-fachen Erhöhung der zulässigen Norm berichtet. Diese
Erhöhung sei jedoch nur im Zentrum des Brandes gemessen worden. Im 130
Kilometer von Tschernobyl entfernten Kiew ist die Strahlenbelastung nach
Angaben der staatlichen Katastrophenschutzbehörde weiterhin im
Normalbereich.
Inzwischen wurde ein 27-jähriger Mann festgenommen, der Grasballen
entzündet und damit das Feuer ausgelöst haben soll.
## Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen
Der Brand in der Tschernobyl-Schutzzone ist nicht der einzige Waldbrand in
der [2][Ukraine]. Allein am Sonntag hätten die Behörden landesweit 693
Wald- und Buschbrände auf einer Fläche von 1.000 ha verzeichnet, berichtet
das Portal kp.ua. In der Folge ist die Luftverschmutzung in den Metropolen
weiter angestiegen. Da wegen der [3][Coronakrise] Sportplätze und Parks
gesperrt sind, der öffentliche Verkehr weitgehend zum Erliegen gekommen
ist, bleiben viele Stadtbewohner in ihren Wohnungen.
Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen. In den nächsten Tagen soll es 20
Grad warm werden, mit Regen sei frühestens am Freitag zu rechnen, so kp.ua.
Einer, der nicht nur auf den Regen setzt, ist Egor Firsow. Es könne nicht
sein, dass jemand, der die Brandschutzvorschriften verletze, nur 5 Euro
Strafe bezahlen müsse, so der staatliche Umweltschützer, während Personen,
die ohne Atemschutzmaske angetroffen werden, über 500 Euro bezahlten. So
werde man weiter mit Waldbränden zu rechnen haben.
7 Apr 2020
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## AUTOREN
DIR Bernhard Clasen
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