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       # taz.de -- Fifa und Uefa schließen Russland aus: Schiefe Brücken
       
       > Die Fifa und Uefa ringen sich zum Ausschluss Russlands durch. Für die
       > verbindende Kraft des Sports standen die beiden Verbände ohnehin nie.
       
   IMG Bild: Noch in trauter Zweisamkeit: Fifa-Chef Gianni Infantino und Putin beim WM-Finale 2018
       
       Die internationalen Fußballverbände haben sich reichlich schwergetan mit
       der Entscheidung, Russland aus ihren Wettbewerben auszuschließen. Die
       Letzten waren sie aber nicht. Am Dienstag gaben alle paar Minuten weitere
       Sportverbände bekannt, dass sie sich infolge der Invasion Russlands in die
       Ukraine [1][an der Isolation des russischen Sports beteiligen werden.]
       
       Der Eishockey- und Eislaufweltverband teilten mit, dass Sportler:innen
       aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung von allen internationalen
       Wettbewerben ausgeschlossen seien. Die Volleyball-WM, das versicherten die
       verantwortlichen Funktionäre, werde im Sommer nicht in Russland
       stattfinden. Und dem Taekwondo-Weltverband war am Dienstag der Hinweis
       wichtig, dass Russlands Präsidenten Wladimir Putin der schwarze Gürtel, den
       er 2013 ehrenhalber erhielt, nun entzogen wird.
       
       Die einmütige Radikalität, mit der allerorten im Sport die Brücken zu
       Russland abgebaut werden, ist einerseits nachvollziehbar, hat andererseits
       aber eine problematische Seite. Selbst im Kriegsfall braucht es auch
       zivilgesellschaftliche Verbindungsstellen, um Annäherung wieder möglich zu
       machen. Als glaubwürdiger Brückenbauer haben aber insbesondere die großen
       globalen Sportorganisationen, das Internationale Olympische Komitee sowie
       die Fifa und die Uefa, nahezu jeglichen Kredit verspielt.
       
       Wie jüngst die Olympischen Spiele in Peking, die Fußball-WM 2018 in
       Russland oder die exklusive Partnerschaft der Uefa mit dem russischen
       Staatskonzern Gazprom gezeigt haben, wird über diese Brücken dieser
       Verbände zu autoritären Regimen vornehmlich Geld, Macht und Einfluss
       zugänglich gemacht und gemehrt, über schwere Menschenrechtsverletzungen
       wird möglichst geschwiegen. [2][Die Botschaft „Kein Krieg“] wurde bei den
       Spielen in Peking als eine erachtet, die der ukrainische Skeletoni doch
       bitte kein zweites Mal zeigen sollte.
       
       ## Zur Strafe Hymnenverbot
       
       So ist auch das tagelange Zögern der Uefa und der Fifa zu verstehen,
       Russland von allen Wettbewerben auszuschließen. Schließlich zeigte sich
       Gazprom gegenüber der Fifa vor der WM 2018 äußerst spendabel und die Uefa
       erhielt vom Erdgaskonzern bis zuletzt 40 Millionen Euro jährlich. Alexander
       Djukow, Vorstandschef einer Gazprom-Tochter, saß dafür im Exekutivkomitee.
       
       Zuerst verurteilte die Fifa am Donnerstag bei Kriegsbeginn Russland für
       „den Einsatz von Gewalt“ und kündigte an, die Lage weiter zu verfolgen. Am
       Sonntag verurteilte man immerhin schon „die Invasion“ und kündigte an,
       Russland dürfe zur Strafe künftig nur auf neutralem Gebiet, ohne Hymne,
       Flagge und Länderbezeichnung Fußball spielen. Die Forderungen nach einem
       Ausschluss von Russland durch die Fußballverbände Polens, Tschechiens und
       Schweden habe man „aufmerksam zur Kenntnis genommen“. Am Montag folgte dann
       die gemeinsame Erklärung mit der Uefa, russische Teams, ob National- oder
       Klubteams, bis auf Weiteres für alle Wettbewerbe zu sperren.
       
       Der Russische Fußballverband (RFS) hat die Entscheidung der Fifa und der
       Uefa heftig kritisiert. Diese verstoße „gegen alle Standards und Prinzipien
       des internationalen Wettbewerbs“ sowie gegen „das Ethos von Sportsgeist und
       Fairplay“, heißt es in einer Erklärung des Verbands. Der Ausschluss sei
       „ausdrücklich diskriminierend“. Man behalte sich das Recht vor, die
       Entscheidung vor dem Internationalen Sportgerichtshof anzufechten.
       
       Die Fifa und die Uefa, die sich zudem von Gazprom als Sponsor trennte,
       haben dem immensen internationalen politischen Druck so lange
       standgehalten, wie es nur irgendwie ging. Bei der Annexion der Krim durch
       Russland 2014 hatten die Verbände ihre Untätigkeit noch mit ihrer
       Brückenbauerposition zu Russland verteidigt, die ihnen so prächtig die
       Kassen auffüllte. Die Verbände haben sich die Hände zu schmutzig gemacht.
       Vielleicht können die positiven Kräfte des Sports an anderer Stelle
       entfaltet werden.
       
       1 Mar 2022
       
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