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       # taz.de -- Film und Serie „Watchmen“: Fernsehen toppt Hollywood
       
       > Sat 1 zeigt den Superhelden-Film „Watchmen“. Doch der schafft die
       > Komplexität des Comics nicht rüberzubringen – im Gegensatz zur HBO-Serie.
       
   IMG Bild: Synders Film von 2009: Superheld „The Comedian“ (JD. Morgan) mit Silk Spectre (C.Gugino)
       
       Zu den unklügsten Sätzen, die in journalistischem Zusammenhang in die
       Öffentlichkeit fanden, gehört: „Das Fernsehen ist das neue Kino“. Denn
       welches Kino ist gemeint? Chaplin oder Fellini? Doris Wishman oder Penny
       Marshall? Zhang Yimou oder Ringo Lam?
       
       Das Fernsehen hat eigene Erzählformen und Talente hervorgebracht, Anleihen
       beim Kino sind also gar nicht nötig. Wo das geschieht, beispielsweise in
       Serien wie [1][„Babylon Berlin“] und jüngst [2][„8 Tage“], wird zwar der
       Bildschirm bunt und üppig ausgefüllt, doch Belang und Bewandtnis bleiben
       rar.
       
       Aktuell kann zur Beweisführung der [3][Hollywoodfilm „Watchmen“]
       herangezogen werden. Als Vorlage diente eine Comic-Reihe von Alan Moore
       (Text) und Dave Gibbons (Zeichnungen), die in ihren Werken die Ambivalenz
       von Helden- und Superheldentum diskutieren. Regisseur Zack Snyder gelang es
       trotz einer Filmlänge von 160 Minuten nicht, diese Komplexität auf die
       Leinwand zu bringen. Die Erzählung bleibt Stückwerk; Snyder versuchte, das
       Publikum mit Gewaltexzessen zu fassen. Gangsterleiber baumeln zerfetzt an
       der Decke, Schädel werden gespalten, Arme abgeflext, eine Schwangere wird
       erschossen.
       
       Zehn Jahre später nahm sich „das Fernsehen“ in Gestalt von HBO der Vorlage
       an. Der Auftrag ging an Damon Lindelof. Der Drehbuchautor und Produzent
       griff Motive und Figuren des Comics auf und formte eine eigene gegenwärtige
       Geschichte. In Anlehnung an das reale Tulsa-Massaker von 1921, als ein
       weißer Mob mordend und brandschatzend durch ein von Schwarzen Menschen
       bewohntes Viertel zog, gibt es in der Serie eine rassistische
       Terrororganisation im Stil des Ku-Klux-Klan, die so mächtig ist, dass
       Polizeiangehörige Masken tragen müssen, um sich vor Racheaktionen zu
       schützen.
       
       Hooded Justice (Louis Gossett jr.), Vorbild aller maskierten Heldenfiguren
       nach ihm, ist in dieser Version Schwarz. Er entkam dem Pogrom von 1921,
       wurde Polizist, beinahe gelyncht und trug seither die Schlinge als
       Markenzeichen. Seine Enkelin Angela Abar (Regina King) wurde ebenfalls
       Polizistin. Anführer der Rassisten ist ein Senator, der die Präsidentschaft
       anstrebt.
       
       Bei allem Aktionsreichtum bleiben die philosophischen und dystopischen
       Inhalte des Comics erhalten. So kommen Fans auf ihre Kosten und entdecken
       neue Sichtweisen. Für Neulinge ist die Serie, anders als der Kinofilm,
       „selbsterklärend“. Die neun Teile können bei Maxdome, Amazon und anderen
       Anbietern abgerufen werden.
       
       18 Jul 2020
       
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