URI: 
       # taz.de -- Filmzensur in Kuba: Kubanische Perspektiven
       
       > Die Ausladung von Laurent Cantets Film beim Filmfestival in Havanna
       > bringt Filmschaffende im Protest zusammen. Ein Gespräch mit dem
       > Drehbuchautor Arturo Arango.
       
   IMG Bild: 2008 erhielt der Regisseur Laurent Cantet in Cannes die „Goldene Palme“, beim kubanischen Filmfestival wurde jetzt sein Film „Retour à Ithaque“ nicht gezeigt.
       
       Auf dem Internationalen Festival des Neuen Lateinamerikanischen Films in
       Havanna hätte im Dezember auch „Retour à Ithaque“ des französischen
       Regisseurs Laurent Cantet gezeigt werden sollen. Der Film wurde ohne Angabe
       von Gründen aber nicht gezeigt. Dagegen protestieren jetzt kubanische
       Filmschaffende, die sich in der g-20-Gruppe zusammengeschlossen haben. Die
       Vorlage zu dem Spielfilm gab der Roman „Die Palme und der Stern“ von
       Leonardo Padura. Padura schrieb auch mit Cantet zusammen das Drehbuch. Der
       Film handelt von einem exilierten Kubaner, der nach 16 Jahren in seine
       Heimat zurückkehrt. 
       
       taz: Herr Arango, auf dem Festival im Dezember wurde der Film „Retour à
       Ithaque“ überraschenderweise aus dem Programm genommen. Wie lautete die
       offizielle Erklärung dafür? 
       
       Arturo Arango: Es gab keine! Und die inoffiziellen Argumente sind so
       schwach, dass man weder eine ideologische noch eine kulturelle Position
       ausmachen kann.
       
       Wieso protestieren Sie und andere erst jetzt? 
       
       Das Festival ist für die kubanischen und lateinamerikanischen
       Filmschaffenden ein wichtiges Ereignis. Deswegen verbreiteten wir unser
       Protestschreiben erst ab dem 17. Dezember, nach dem Ende des Festivals.
       
       Der Schriftsteller Antonio José Ponte wirft Leonardo Padura in der
       Internetzeitung Diario de Cuba vor, mit seinem Schweigen die „Zensur“
       unterstützt zu haben. Was sagen Sie dazu? 
       
       Ich bin sicher, dass Padura nicht das Kuba möchte, das Ponte anstrebt.
       Padura nahm im Fall von „Retour à Ithaque“ eine beispielhaft unaufgeregte
       Haltung ein. Deswegen hält er aber nicht mit seiner Meinung hinterm Berg.
       Es ist seltsam, wie einige Verirrte nun Padura angreifen.
       
       Haben Sie schon eine offizielle Reaktion auf Ihr Protestschreiben erhalten? 
       
       Es gab Diskussionen mit dem Filminstitut ICAIC und dem Kulturministerium.
       Immerhin werden die unterschiedlichen Standpunkte respektiert und angehört.
       Aber es ist klar: Auch wenn es immer gewisse Widersprüche geben mag, es
       muss sich etwas in unserem politischen System ändern.
       
       Und aus Sicht der Kunst? 
       
       Keine Person darf allein aufgrund ihrer Position ein Kunstwerk verbieten
       oder von seiner Darbietung ausschließen können, ohne weitere Erklärungen
       abgeben zu müssen. Der Staat hat wie überall auf der Welt das Recht zu
       entscheiden, ob ein Kunstwerk in seinem kulturellen System veröffentlicht
       wird oder nicht. Das Schädliche an der Zensur in Kuba ist, dass sie
       gewöhnlich durch Umstände verursacht wird, die nichts mit dem
       künstlerischen Werk zu tun haben. Gute Kunstwerke sind aber von dauerhafter
       Natur, und so sind es langfristig die Zensoren, die schlecht dastehen.
       
       Gab es denn auch andere kritische Positionen auf dem Filmfestival zu sehen? 
       
       Durchaus. Auf dem Festival erhielten von vier Filmen drei kubanische
       Produktionen die meisten Stimmen für den Publikumspreis. Und ich wage zu
       behaupten, dass sie härter mit der kubanischen Realität umgehen als „Retour
       à Ithaque“.
       
       6 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ute Evers
       
       ## TAGS
       
   DIR Kuba
   DIR Film
   DIR Zensur
   DIR Havanna
   DIR Freilassung
   DIR Kuba
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Menschenrechtler über Kuba: „Noch 70 politische Gefangene“
       
       Elizardo Sánchez über die jüngste Freilassung politischer Gefangener auf
       Bitten der USA und den Bedarf an weitergehenden Reformen.
       
   DIR Politische Häftlinge in Kuba: Drei weitere Personen freigelassen
       
       Laut Aussage eines führenden Oppositionellen hat Kuba weitere politische
       Häftlinge aus dem Strafvollzug entlassen. Eine Stellungnahme gab es dazu
       jedoch nicht.
       
   DIR Dissidenten in Kuba: Tauwetter unterbrochen
       
       Vor einer Performance verhaftet: Die Künstlerin Tania Burguera wollte
       öffentlich Forderungen kubanischer Bürger Raum verschaffen und wurde daran
       gehindert.