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       # taz.de -- Fleischindustrie unter Beschuss: Kein Recht auf Billigfleisch
       
       > Landwirtschaftsministerin Klöckner will mehr kleine Schlachtbetriebe. Die
       > Achtung von Tier- und Menschenrechten erfordert eine Änderung des
       > Systems.
       
   IMG Bild: Nur ein Schaubild: Demonstrierende mit Klöckner-Plakaten, Berlin Ende Juni
       
       Berlin taz/epd | Kleinere Schlachtbetriebe können nach Ansicht von
       Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zur Achtung des
       Tierwohls in der Fleischindustrie beitragen. Angesichts der
       Corona-Infektionen in der Tönnies-Fleischfabrik stelle sich die
       „Systemfrage“, [1][sagte Klöckner der FAS]. Die Lebensmittelstandards in
       den meisten Betrieben seien sehr hoch, zugleich arbeiteten dort aber
       Menschen unter Bedingungen, bei denen jeder Cent zähle.
       
       Das sei der Nährboden für das System der vielen Subunternehmer im Rahmen
       der Werkverträge. „Verantwortung wird delegiert. Das geht zu Lasten der
       Menschen, das System ist massiv krisenanfällig“, sagte Klöckner. Eine
       Antwort könnten wieder mehr kleinere Schlachthöfe in der Fläche sein. Das
       setze aber Akzeptanz vor Ort voraus und die Möglichkeit, die hohen
       Standards einzuhalten.
       
       Auch der Grünen-Vorsitzende [2][Robert Habeck sprach sich] für ein Ende der
       Fleischfabriken und für mehr regionale Schlachtereien aus. Die
       Transportzeit der Tiere zum Schlachthof dürfe nicht mehr als vier Stunden
       betragen, sagte er der Bild am Sonntag. Zugleich forderte er angesichts des
       Corona-Ausbruchs bei Tönnies von der Bundesregierung strengere
       Sicherheitsregeln für die Mitarbeiter wie einen verpflichtenden
       Mindestabstand von 1,5 Metern. Habeck hält auch eine Reduzierung des
       Arbeitstempos in den großen Schlachtbetrieben für sinnvoll.
       
       Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner unterstützt den Vorstoß von
       Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der Werkverträge in der
       Fleischindustrie verbieten möchte. Sie setzt sich außerdem für eine
       Tierwohlabgabe ein und will Werbung mit Lockangeboten an der Fleischtheke
       verbieten. „Billigstfleisch wird gekauft, gleichzeitig werden höchste
       Tierschutzstandards erwartet. Mehr Tierwohl kostet natürlich Geld“, sagte
       die Ministerin. Es gebe kein „Recht auf täglich Billigfleisch“.
       
       5 Jul 2020
       
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   DIR [1] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/julia-kloeckner-kein-recht-auf-taeglich-billigfleisch-16845918.html
   DIR [2] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/nach-toennies-skandal-habeck-will-neue-schlachthofregeln-71691038.bild.html
       
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