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       # taz.de -- Flucht aus dem Gazastreifen: Wo ist der Ausweg?
       
       > Israel für den Tod Unschuldiger allein verantwortlich zu machen, greift
       > zu kurz. Ägypten könnte zigtausende Menschen bei sich aufnehmen.
       
   IMG Bild: Eine palästinensische Familie im Gazastreifen auf der Flucht nach Süden
       
       Ägypten ist für die Menschen im Gazastreifen die zentrale Hoffnung. Das
       gilt für die Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas befinden und die auf
       Verhandlungen hoffen. Und es gilt für die PalästinenserInnen, die fliehen
       wollen. Doch der Grenzübergang Rafah bleibt geschlossen. Allenfalls für
       AusländerInnen und PalästinenserInnen, die über einen ausländischen Pass
       verfügen, will man den [1][Übergang zum Gazastreifen] öffnen.
       
       Eine massive Fluchtbewegung wird es nicht geben, daran ließ [2][Präsident
       Abdel Fattah al-Sisi] keinen Zweifel. Stattdessen sollte sich die
       palästinensische Bevölkerung „unerschütterlich“ zeigen. Wie zynisch.
       Al-Sisi argumentiert, dass eine Massenflucht der palästinensischen Sache
       schaden würde. Tatsächlich würde umgekehrt eine Flucht Zigtausender
       PalästinenserInnen, sei es aus dem Gazastreifen oder auch aus dem
       Westjordanland, direkt den Nationalreligiösen und Rassisten in Israel in
       die Hände spielen.
       
       Denn die wünschen sich nichts mehr als ein Gebiet zwischen Mittelmeer und
       Jordan ohne AraberInnen. Ebenso wie die meisten PalästinenserInnen vom
       biblischen Palästina ohne IsraelInnen träumen dürften. Doch beide Szenarien
       sind unsinnig. Es geht jetzt nicht darum, den Gazastreifen komplett zu
       räumen. Es geht auch nicht darum, die Menschen dauerhaft in Ägypten
       unterzubringen. Vielmehr würde es sich um eine zeitlich begrenzte Flucht
       handeln, die mit dem letzten Kriegstag endet.
       
       UNO, USA und EU könnten sich als Garanten dafür ins Spiel bringen, dass
       nach zwei Wochen oder auch erst nach Monaten, wenn der Krieg so lange
       dauert, die PalästinenserInnen wieder in den Gazastreifen zurückkehren. Und
       es sollte Ägypten nichts kosten, Zigtausende NachbarInnen vor den
       israelischen Bombardierungen und dem militärischen Missbrauch der Hamas zu
       retten. Die internationale Gemeinschaft müsste für Lager und für die
       Versorgung der Menschen aufkommen.
       
       Die ägyptische Sorge davor, dass sich Hamas-Kämpfer unter die Flüchtenden
       mischen könnten, ist begründet. Kairo hat mit den extremistischen
       [3][Muslimbrüdern, die eng mit der Hamas kooperieren], genügend eigene
       Probleme. Die Sicherheitsbedenken sollten ernst genommen werden, doch wäre
       schon viel erreicht, wenn nur Kinder und Frauen ausreisen dürften.
       
       Ägypten darf sich jetzt nicht so leicht der Verantwortung entziehen. Die
       USA zahlen bis zu [4][1,3 Milliarden Dollar jährlich] für militärische
       Zwecke. Den Versuch wäre es wert, mit einem Einfrieren der Zahlungen den
       Druck auf Kairo zu erhöhen, damit die Grenze geöffnet wird.
       
       15 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Lage-in-Gaza/!5966015
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/aegypten-palaestinenser-gaza-100.html
   DIR [3] /Repression-in-Aegypten/!5783766
   DIR [4] https://www.reuters.com/world/us-allows-much-egypt-military-aid-despite-human-rights-concerns-2023-09-14/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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