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       # taz.de -- Fracking in Argentinien: Traum vom vielen Öl
       
       > Im argentinischen Vaca Muerta werden die größten Ölschiefer-Reserven der
       > Welt vermutet. Auch das argentinische Militär mischt kräftig mit.
       
   IMG Bild: Die Vorkommen in Vaca Muerta werden auf 308 Trillionen Kubikfuß Erdgas geschätzt
       
       Buenos Aires taz | Argentiniens Militärs wollen die Einnahmen aus den
       Rohstoffexporten sichern. „Sind die Lithiumvorkommen im Norden oder Vaca
       Muerta im Süden nicht eine Grenze, über die das Geld ins Land kommt, das
       unser Land für seine Entwicklung braucht?“, fragte kürzlich Argentiniens
       oberster Militärkommandant Juan Martín Paleo. Gleichzeitig kündigte er die
       Einrichtung von Anlagen in den genannten Gebieten an, um den „Einsatz
       militärischer Mittel zur Abschreckung und wenn nötig zur Verteidigung
       dieser strategischen Ziele“ [1][zu verstärken].
       
       Argentiniens „Vaca Muerta“ gilt als eine der weltweit größten
       Ölschiefer-Reserven. Aus dem Sediment lassen sich per Fracking Schieferöl
       und Schiefergas, also Flüssiggas gewinnen. Nach der Verfassung darf die
       argentinische Armee nur zur Verteidigung der Landesgrenzen eingesetzt
       werden, weshalb Paleo auch eine Revision der bisherigen Definition der
       Außengrenzen vorschlug. „Müssen wir sie nicht im Rahmen eines erweiterten
       Grenzkonzepts betrachten, um sie zu verteidigen?“ Gemeint ist die Grenze,
       über die das Geld kommt.
       
       Da jedoch gar keine Invasion der Rohstoffregionen durch ausländische
       Truppen droht, dient die Militarisierung offensichtlich dem reibungslosen
       Abbau und Abtransport der Vorkommen. Gegenwärtig wird eine Gaspipeline von
       Vaca Muerta in Richtung Norden verlegt, für deren Sicherheit angeblich
       gesorgt werden muss.
       
       „Argentinien hat enorme Möglichkeiten in den Bereichen Bergbau, Öl und Gas
       sowie der Agrarindustrie. So sehr, dass wir die jährlichen Exporteinnahmen
       relativ schnell um 25 Milliarden Dollar steigern könnten“, so der
       argentinische Wirtschaftsanalyst Miguel Kiguel. Seit Jahren wird diese
       Prognose in zahllosen Varianten von Politiker*innen aus nahezu allen
       politischen Lagern wie ein Heilsversprechen vorgetragen.
       
       ## Kritische Stimmen dringen kaum durch
       
       Übersehen wird gerne, dass Argentinien 20 Jahre nach dem Soja-Boom und der
       Bonanza der Rohstoffpreise in den Nullerjahren sozial ähnlich ruiniert ist
       wie zu Beginn. Ende 2022 lebten 18 Millionen Menschen – fast 40 Prozent der
       Bevölkerung – unterhalb der Armutsgrenze.
       
       Kritische Stimmen, die vor den ökologischen und gesundheitlichen Folgen des
       Extraktivismus in Bergbau und Landwirtschaft warnen, [2][dringen dennoch
       kaum durch]. Im Gegenteil, die Protestaktionen der betroffenen Bevölkerung
       vor Ort, zu der vor allem Angehörige des Mapuche-Volks gehören, werden
       zunehmend als terroristische Akte diffamiert. Die letzte größere Aktion
       fand im November statt, als mit der Blockade zweier Straßen der Zugang zu
       den Ölfeldern tagelang versperrt wurde. Die Blockierenden forderten eine
       bessere Trinkwasserversorgung für alle Bewohner*innen der Region.
       
       Mitarbeit: Felix Lee
       
       10 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=AU2XcDJIFBU
   DIR [2] /Pestizide-in-der-Landwirtschaft/!5917828
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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