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       # taz.de -- Frauentag in Berlin: Zetkin zurück aufs Schild
       
       > Die Grünen wollen die Dorotheenstraße symbolisch der Frauenrechtlerin
       > Clara Zetkin widmen. Der dauerhaften Umbenennung steht ein Hellersdorfer
       > Straßenschild im Weg.
       
   IMG Bild: Clara Zetkin während des Internationalen Kongresses für gesetzlichen Arbeitsschutz 1897 in Zürich
       
       Zum 100. Jubiläum des Internationalen Frauentages soll dessen Initiatorin
       wieder in Berlin-Mitte präsent sein. Das fordern die Grünen-Abgeordneten
       Lisa Paus und Anja Kofbinger. "Wir möchten, dass Clara Zetkin in Mitte
       wieder eine Straße bekommt. Sie war die zentrale Figur für die deutsche
       Frauenbewegung", sagt Kofbinger. Sie wollen daher die Dorotheenstraße am
       Reichstag symbolisch wieder in Clara-Zetkin-Straße umbenennen. Diesen Namen
       hatte der östliche Teil der Straße bereits von 1951 bis 1995 getragen.
       
       Clara Zetkin hat den Internationalen Frauentag erfunden: Auf der
       sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen hatte sie vorgeschlagen,
       einen Tag für die Frau zu schaffen - zum Kampf für das Frauenwahlrecht und
       für Gleichberechtigung. Zetkin wurde 1857 in der Nähe von Leipzig geboren
       und hat in Paris, Stuttgart, Moskau und Berlin gelebt. Gestorben ist sie
       1933 in der Nähe von Moskau. Sie war Mitglied der SPD, später der KPD und
       eine Freundin Rosa Luxemburgs. Von 1920 bis 1933 saß sie für die KPD im
       Reichstag, den sie mit 75 Jahren als älteste Abgeordnete eröffnete. Zetkin
       sei eine "Vorkämpferin für die Frauenrechte" gewesen, so Gabriele Jähnert,
       Geschäftsführerin des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien
       der Humboldt-Universität.
       
       Stärker als das Bild der Frauenrechtlerin scheint das der Kommunistin in
       Erinnerung geblieben zu sein. Nach dem Mauerfall sollten Straßennamen mit
       stalinistischer Prägung aus dem Stadtbild verschwinden. Daher plädierte
       1995 der damalige Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) für die Umbenennung
       auch der Clara-Zetkin-Straße. Laut Kofbinger ging die Initiative auf den
       damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zurück. Der habe nicht gewollt,
       dass Bundestagsbauten die Anschrift einer Sozialistin, Kommunistin und
       Feministin tragen.
       
       Geehrt wird Zetkin heute nur noch in Marzahn-Hellersdorf. Dort sind ein
       etwa 100 Meter langer Weg und ein Platz nach der Frauenrechtlerin benannt.
       Der Clara-Zetkin-Platz ist großzügig angelegt: Holzbänke überdacht von
       Lauben, breite Beete mit Rosen, die noch nicht blühen. Älteren Anwohnern
       ist die Namensgeberin ein Begriff. "Das war eine Verfechterin für die
       Frauenrechte, wir haben ihr viel zu verdanken. Wenigstens das hier haben
       sie uns zur Erinnerung gelassen", sagt eine ältere Dame und macht eine
       kreisende Handbewegung um das vor ihr liegende Gelände. Bei den jüngeren
       Anwohnern scheint Zetkin unbekannt. "Über den Namen habe ich mir noch nie
       Gedanken gemacht", sagt eine 23-Jährige und schielt auf das Straßenschild
       über ihrem Kopf.
       
       Die Hellersdorfer Straßennamen stehen den grünen Umbenennungsplänen im Weg.
       Der Vorsitzende der Straßenbenennungskommission des Bezirks Mitte, Volker
       Hobrack (SPD), glaubt nicht, dass es eine neue Straße mit dem Namen Clara
       Zetkin geben wird. "Nach dem Straßengesetz ist eine Dopplung von
       Straßennamen nicht zulässig", erklärt Hobrack.
       
       Lisa Paus plädiert dennoch für die Rückbenennung. "Wir gehen nicht davon
       aus, dass am Dienstag die Straßenschilder abgeschraubt werden", sagt die
       Grüne. Vielmehr könne ein solcher Prozess Jahre dauern.
       
       7 Mar 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Mirjam Schmitt
       
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