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       # taz.de -- Friedensverhandlungen Ukraine: Hoffen auf Neuanfang
       
       > Ein Gespräch im Petersdom zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump
       > stimmt die Ukraine optimistisch. Im Anschluss kritisiert der US-Präsident
       > Putin.
       
   IMG Bild: Alle Wege führen über Rom? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump unterhalten sich wieder
       
       Berlin taz | Das erste Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten
       Wolodymyr Selenskyj und seinem US-Amtskollegen Donald Trump seit dem Eklat
       im Weißen Haus vor fast genau zwei Monaten hat Hoffnungen auf einen
       Neuanfang in der Suche nach einem gerechten Frieden für die Ukraine
       geweckt. Kurz [1][vor der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus
       am Samstag in Rom] setzten sich die beiden Präsidenten zu einem Gespräch im
       Petersdom zusammen – auf Augenhöhe, auf schlichten Stühlen, ohne Zuhörer.
       Nach dem 15-minütigen Gespräch gingen sie nacheinander hinaus und nahmen in
       der ersten Reihe zur Trauerfeier Platz. Selenskyj erhielt Beifall aus der
       Menschenmenge, der US-Präsident nicht.
       
       Am 28. Februar [2][hatte Trump Selenskyj im Weißen Haus vor laufender
       Kamera gedemütigt] und den Besuch des Ukrainers vorzeitig abgebrochen. Die
       Bilder waren um die Welt gegangen und hatten, von Trump unwidersprochen,
       den Eindruck verstärkt, dass der US-Präsident nichts von seinem
       ukrainischen Amtskollegen hält und im Ukrainekrieg die Position Russlands
       vertritt.
       
       Nun gibt es neue Bilder, die einen anderen Eindruck erzeugen. „Potentiell
       historisch“ nannte Selenskyj das Treffen; das Weiße Haus nannte es „sehr
       produktiv“. Trump lobte das Gespräch später in sozialen Medien und
       erklärte, es gebe „keinen Grund“ für die fortgesetzten russischen Angriffe
       auf zivile Ziele in der Ukraine. „Es bringt mich zum Nachdenken, dass er
       (Putin) den Krieg vielleicht gar nicht beenden will, sondern mich nur
       hinhält – und anders behandelt werden muss“, so Trump.
       
       Die Hoffnung ist nun, dass der vergangene Woche [3][auf einem Gipfel in
       London präsentierte „Friedensplan“ der USA] für die Ukraine nicht das
       letzte Wort bleibt. Dieser erfüllt derzeit ausschließlich russische
       Forderungen: Die Krim wird als russisch anerkannt und auch die Kontrolle
       über andere besetzte Gebiete der Ukraine bleibt bestehen, indem die
       geltende Frontlinie zur neuen De-Facto-Grenze wird. Die Nato nimmt die
       Ukraine nicht auf, die US-Sanktionen gegen Russland fallen. Auf dieser
       Grundlage sollen die Waffen schweigen und ukrainisch-russische
       Direktgespräche beginnen.
       
       ## Niemand akzeptiert den US-Vorschlag
       
       Sowohl in Moskau als auch in Kyjiw haben die Regierungen grundsätzlich
       Bereitschaft zu einem Friedensschluss geäußert, doch den US-Vorschlag haben
       beide noch nicht akzeptiert. Russland will die Front nicht einfrieren,
       sondern fordert den Rückzug der Ukraine aus weiteren Gebieten wie Donezk,
       Luhansk, Cherson und Saporischja. Zudem verlangt Moskau eine weitgehende
       Entmilitarisierung der Ukraine und einen Regierungswechsel. Kyjiw hingegen
       plant einen Gegenvorschlag: Zuerst soll ein bedingungsloser
       Waffenstillstand in Kraft treten, dann sollen Friedensmodalitäten
       verhandelt werden – ohne die Vorgaben des US-Plans. Die Ukraine lehnt
       Gebietsverluste, Einschränkungen ihrer Streitkräfte und eine Begrenzung
       ihrer Bündnisfreiheit ab.
       
       All dies besprach Selenskyj am Rande der Papst-Trauerfeier in Rom nicht nur
       mit Trump, sondern auch mit Emmanuel Macron, Keir Starmer, Giorgia Meloni
       und Ursula von der Leyen. In der Ukraine gingen die Kämpfe derweil an
       mehreren Frontabschnitten weiter. Nach ukrainischen Angaben beschoss
       Russland die Ukraine in der Nacht und am Sonntag mit fast 150 Drohnen. In
       Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk wurde eine Person getötet. (mit
       Agenturen)
       
       27 Apr 2025
       
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