# taz.de -- Fußball in Corona-Zeiten: Die wollen nur Spiele
> Spiele absagen will die Deutsche Fussball-Liga inmitten der
> Coronavirus-Ausbreitung nicht. Was fernab der Stadien passiert, ignoriert
> sie gern.
IMG Bild: Blick auf die Zuschauerränge beim Spiel AC Mailand gegen FC Genua in Mailand am 8. März
Gerade wurde noch über Spielabbrüche diskutiert, schon weiß
Fußballdeutschland, dass trotz Corona [1][weiter gekickt werden] muss: Die
Meisterschaft findet statt, der enge Terminplan wird gehalten! Auf Fans
können die Klubs vielleicht verzichten, aber ansonsten gilt: „The games
must go on!“ Dieser Satz wurde hierzulande schon immer als eine Art
moralischer Imperativ verstanden.
Mit dem, was außerhalb des Stadions, der Turnhalle oder des Schwimmbeckens
passiert, will und wollte der deutsche Sport noch nie viel zu tun haben:
Wir sind unpolitisch, wir geben uns selbst die Regeln. So sieht man sich
selbst, so hat man jahrzehntelang jede Beschäftigung mit gesellschaftlichen
Phänomenen wie Rassismus und Rechtsextremismus verweigert, und als das
Coronavirus schon so verbreitet war, dass bereits die großen Handelsmessen
abgesagt wurden, kickte die Bundesliga weiterhin ihren Spielplan runter,
als habe es außer Plakaten gegen Hoffenheims Finanzier nichts gegeben.
Noch am Wochenende waren viele Fußballklubs der Meinung, dass auf den Klos
ausgehängte Zettel, wie man sich die Hände wäscht, genügen, wenn
Zehntausende Menschen auf engstem Raum zusammenkommen. Die Deutsche Fußball
Liga (DFL) diskutiert gerade über mögliche Geisterspiele, also Partien ohne
Zuschauer. Damit könnte sich die DFL sogar anfreunden, denn das Problem der
Fanproteste wäre verschoben: Wo [2][keine Zuschauer] rein gelassen werden,
können auch keine frechen oder rassistischen Transparente entrollt werden.
So ärgerlich vielleicht der Verzicht auf – relativ betrachtet, gar nicht
mehr so wichtige – Zuschauereinnahmen wäre: Zwei Vorteile hätte eine solche
Anordnung für DFL und Klubs schon: Zum einen wären sie selbst nicht schuld,
es wären ja behördliche Anweisungen; zum anderen flössen die übrigen Gelder
weiter.
[3][In Italien], wo aufgrund der hohen Zahl der Erkrankten sich der Staat
gar nicht mehr leisten kann, nur noch Empfehlungen à la Jens Spahn
abzugeben, hat sich die Profiliga auf Geisterspiele geeinigt. Der
Spielbetrieb findet also statt, die Gelder fließen. Weder in Italien noch
in Deutschland denkt man daran, Spiele abzusagen – wie es in der Schweiz
geschehen ist. Dass weiter gekickt wird, wenn auch vor leeren Tribünen,
empört Italiens Sportminister: Die Funktionäre hätten wohl den Ernst der
Lage nicht begriffen, auch Profifußballer könnten sich infizieren: „Worauf
warten wir denn noch? Auf den ersten Infektionsfall in der Serie A?“
Hierzulande ist es ähnlich: Auf Fans kann der Fußballbetrieb verzichten,
aber doch nicht auf Fernseh- und Sponsorengelder.
9 Mar 2020
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## AUTOREN
DIR Martin Krauss
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