# taz.de -- WM-Mittagspause macht mal Pause: Fußball wie auf der Insel
Was sich am vergangenen Wochenende am Strand der Nordseeinsel Norderney
abspielte, glich teilweise dem, was zwischen deutschen Wohnhaussiedlungen
nach den Regeln „drei Ecken ein Elfer“ und „Beißen gilt nicht“ gespielt
wird. Die offiziellen Niedersächsischen Meisterschaften im Beach-Soccer
hatten 40 Mann- und vier Frauschaften, zusammen rund 450 SportlerInnen, auf
die Insel gelockt, um irgendwo zwischen Bierdusel und Ballgefühl, zwischen
Spaß und sportlichem Ehrgeiz, den Titel des Niedersächsischen
Fußballverbandes (NFV) zu erringen. Meister werden konnte jeder. Es
genügte, eine Mannschaft bei dem Turnier zu melden. Beach-Soccer ist ein
schnelles Spiel, bei dem nicht immer der gewinnt, der einen Ball wie ein
rohes Ei behandeln kann. Kombinationen sind wegen des Sandes oft nur durch
die Luft möglich. Eine Mannschaft besteht aus vier Feldspielern und einem
Torwart. Die wenigen Regeln erleichtern den Spielfluss, der durch den Sand
ohnehin schon gebremst wird. Kombinationen sind eigentlich nur in der Luft
möglich. So kommt es, dass bei einem Beach-Soccer-Turnier eine Menge
Akrobatik und fliegende Füße zu sehen sind. Nicht alle TeilnehmerInnen
reisten jedoch an, um den sportlichen Erfolg zu genießen. Neben
Mannschaften, die gezielt zu Turnieren fahren, um diese auch zu gewinnen,
tummelten sich auf Norderney viele Freizeitmannschaften und Kegelklubs, die
schon die morgendliche Übertragung des WM-Spieles Deutschland Paraguay
leicht angeduselt verließen. So beschwerte sich am Sonnabend gegen 14 Uhr
ein Schiedsrichter bei der Turnierleitung, dass man „die da“ nicht mehr
spielen lassen sollte. „Die tun sich nur weh, die sind lattenstramm.“
Veranstalter Rudolf König aus Köln sah das nicht so eng. Sein Hauptsponsor,
eine deutsche Großbrauerei, kann zufrieden sein. Sie hat die Zielgruppe
voll angesprochen. In den Gruppenspielen am ersten Turniertag ging es auch
eher witzig zu. Da spielten zum Beispiel die „Goldenen Füße“ gegen „Ein
Sandiges Bier“ oder die als Favorit gehandelten Rot-Weiß-Minden Allstars
gegen die Tip-Kicker-Thedinghausen. Da tummelten sich „Phrasenschweine“ und
liefen die Mannen von „Athletico Lünen“ auf. Mit dabei waren auch ein paar
junge Frauen vom FSV Westerstede. Ohne Spaß gewinnt man nicht, so eine
Spielerin. Und sie muss es wissen; immerhin haben ihre Mädels den Zweiten
in der Regionalliga gemacht und den Pokal geholt. „Trotz Spaß, Party und
harter Betten – wir wollen gewinnen.“Am Sonntag wurde es dann ernst. Auf
den Spielfeldern wehte ein anderer Wind als am Vortag. Da hatten die
Sportler das Wort und lieferten sich packende Finalbegegnungen.
Am Ende setzten sich bei den Damen der SSV Westerstede und bei den Herren
das Team Sansdsturm2002 durch und dürfen sich fortan Niedersächsischer
Meister nennen. Bis Beach-Soccer im Jahr 2008 olympische Disziplin wird,
muss wohl an der Professionalität noch ein wenig gebastelt werden.
Dirk Kähler
17 Jun 2002
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DIR Dirk Kähler
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