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       # taz.de -- G20-Treffen in Buenos Aires: Das ist der Gipfel
       
       > Argentiniens Hauptstadt ist im Ausnahmezustand. Nach den
       > Fußball-Ausschreitungen wird beim G20-Gipfel Härte der Polizei gegen
       > Proteste erwartet.
       
   IMG Bild: Demonstration der Macht: Argentiniens Behörden führen Sicherheitsausrüstung für den Gipfel vor
       
       BUENOS AIRES taz | Am Freitag beginnt [1][in Buenos Aires das G20-Treffen
       der Staats- und RegierungschefInnen der wichtigsten Industrie- und
       Schwellenländer]. Nie zuvor haben sich in Argentinien so viele hochkarätige
       Regierungsspitzen versammelt. Für Gastgeber-Präsident Mauricio Macri ist es
       der Höhepunkt seiner Amtszeit.
       
       Bei seinem Antritt vor knapp drei Jahren hatte Macri davon geträumt, den
       Gästen zur Begrüßung die Vorteile einer Integration in den Weltmarkt und
       des freien Handels zeigen zu können. Internationale Investoren sollten mit
       einem Dollarregen einen Investitionsboom auslösen, der Argentinien wieder
       zu einem vertrauenswürdigen Kreditnehmer machen sollte und das den
       Unternehmen Sicherheit bietet.
       
       Der Dollarregen blieb aus. Stattdessen steigt unaufhörlich die
       Staatsverschuldung, verliert der heimische Peso gegenüber dem Dollar weiter
       an Wert, rutscht die Wirtschaft immer tiefer in die Rezession und steigt
       die Inflation. Als dann noch eine extreme Dürreperiode die Agrarproduktion
       einknicken ließ, sah der Präsident sprichwörtlich vertrocknete
       Landschaften. Im Mai drohte Argentinien abermals die Zahlungsunfähigkeit,
       der Gang zum [2][Internationalen Währungsfonds (IWF)] war der
       Offenbarungseid.
       
       Heute ist Argentinien alles andere als ein Vorzeigemodell, dessen Gründung
       auf die schwere Finanzkrise von 2008 zurückgeht. Und so vergeht am Río de
       la Plata kein Tag, an dem nicht mindestens eine Gewerkschaft zum Streik
       aufruft oder irgendeine Organisation aus dem informellen Sektor auf die
       Straßen geht, um gegen die Regierung, gegen Entlassungen, Sozialabbau und
       für Lohnanhebungen zu demonstrieren.
       
       Wer schon vor Beginn des G20-Treffens in Buenos Aires ankam, konnte einiges
       davon miterleben. Am Montag war der Stadtflughafen durch einen 24-stündigen
       Ausstand des Bodenpersonals komplett lahmgelegt. Am Dienstagmorgen fuhren
       drei Stunden lang weder U- noch S-Bahnen und später zogen Tausende aus der
       informellen Wirtschaft durch die Stadt und forderten einen
       Inflationsausgleich bei den staatlichen Sozial- und
       Arbeitsbeschaffungsprogrammen. Ebenfalls am Montag haben die Proteste gegen
       das G20-Treffen begonnen. Die Höhepunkte werden der zweitägige sogenannte
       Völkergipfel am Mittwoch und Donnerstag und die für Freitag geplante große
       Demonstration sein. Koordiniert werden die Aktivitäten von der „Confluencia
       Fuera G20/FMI“, frei übersetzt Bündnis raus mit G20 und IWF.
       
       Der Zusammenschluss aus sozialen Basisorganisationen, alternativen
       Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und kleinen Linksparteien
       hatte bereits erfolgreich die Protestveranstaltungen zum Treffen der
       Welthandelsorganisation (WTO) in Buenos Aires im Dezember 2017 organisiert.
       Seit bestätigt wurde, dass US-Präsident Donald Trump zum Gipfel kommt, hat
       die Bewegung deutlich an Zulauf gewonnen.
       
       Was Präsident Mauricio Macri jetzt noch bleibt, ist deutlich zu zeigen,
       dass Argentinien einen G20-Gipfel sicher und gut über die Bühne bringen
       kann. Doch die schweren Ausschreitungen beim abgesagten Fußballfinalspiel
       der Copa Libertadores am vergangenen Wochenende in Buenos Aires lassen
       Zweifel aufkommen. Das Versagen der Sicherheitskräfte ist offensichtlich
       und wird öffentlich kritisiert. Da Gästefans nicht zugelassen waren,
       kursierte in den sozialen Netzwerken dann auch schnell der Witz, die
       Regierung werde den G20 vorsichtshalber ebenfalls ohne Gast-Präsidenten
       austragen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die für die Sicherheit
       Verantwortlichen diese Scharte werden auswetzen wollen und mit großer Härte
       vorgehen werden.
       
       Wer am Donnerstagabend ankommt, wird von den Protesten weniger mitbekommen.
       Der Tagungsort am Ufer des Río de la Plata wird weiträumig abgeriegelt.
       Auch der Stadtflughafen ist betroffen und wird deshalb nicht bestreikt. U-
       und S-Bahnen stellen von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen aus
       Sicherheitsgründen ihren kompletten Betrieb ein. Zahlreiche Buslinien
       werden umgeleitet und die normalerweise für Fahrten zu Demonstrationen
       genutzten Schulbusse, dürfen nicht mehr in die Stadt einfahren. Damit sind
       die Protestveranstaltungen für UnterstützerInnen deutlich schwieriger zu
       erreichen.
       
       28 Nov 2018
       
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