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       # taz.de -- G7-Treffen in Liverpool: Krisen und Kennenlernen
       
       > Die G7-Außenminister beraten über die Ukraine, einen Olympia-Boykott und
       > Irans Atomprogramm. Für Baerbock ist es der erste Auftritt auf großer
       > internationaler Bühne.
       
   IMG Bild: Nicht etwa Liverpools Fab Four – sondern nur die G7
       
       Liverpool dpa | Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise suchen die neue
       deutsche [1][Außenministerin Annalena Baerbock] und ihre Kollegen der
       führenden Wirtschaftsmächte (G7) eine gemeinsame Linie gegenüber Russland.
       Die G7-Gruppe teile Werte wie Demokratie, Menschenrechte und den Einsatz
       für eine internationale Ordnung, die auf Regeln und nicht auf dem Recht des
       Stärkeren beruhe, sagte Baerbock schon am Freitagabend vor dem Treffen in
       Liverpool mit Blick auf Russland und auch China. Man teile aber auch das
       Wissen, „dass uns diese Werte nicht geschenkt worden sind, sondern dass wir
       uns für diese einsetzen und auch bereit sein müssen, sie zu verteidigen“.
       
       Deutschland übernimmt zum Jahreswechsel von Großbritannien den Vorsitz der
       Gruppe, zu der neben Frankreich und den USA auch Italien, Japan und Kanada
       gehören. Die ersten Arbeitssitzungen waren bestimmt von den großen Krisen
       der Welt – Russland, China und von der Sorge über das iranische
       Atomprogramm.
       
       Auch die Frage eines politischen Boykotts der Olympischen Winterspiele in
       China vom 4. bis 20. Februar dürfte in Liverpool eine Rolle spielen. Dabei
       geht es nicht um einen sportlichen Boykott, sondern um die diplomatische
       Ebene – also die Frage, ob hochrangige Politiker als Besucher anreisen. Dem
       autoritär regierten Land werden von vielen Seiten
       Menschenrechtsverletzungen, vor allem gegen Minderheiten wie den
       muslimischen Uiguren, vorgeworfen.
       
       Großbritannien und die USA zeigten sich weiterhin beunruhigt wegen der
       russischen Militärbewegungen [2][im Grenzgebiet zur Ukraine]. Bei einem
       Gespräch vor dem G7-Treffen seien sich die britische Außenministerin Liz
       Truss und ihr US-Amtskollege Antony Blinken einig über ihre Unterstützung
       für die Ukraine gewesen, teilte ein britischer Außenamtssprecher mit. Beide
       hätten ihre tiefe Besorgnis über den Aufbau russischer Truppen an der
       ukrainischen Grenze zum Ausdruck gebracht. Jegliches Eindringen Russlands
       würde einen strategischen Fehler darstellen, der ernsthafte Konsequenzen
       nach sich ziehen würde.
       
       Baerbock betonte nach einem Gespräch mit Blinken am Freitagabend [3][am
       Samstag bei Twitter], sie freue sich darauf, auf der transatlantischen
       Partnerschaft und Freundschaft aufzubauen, um etwa die Klimakrise anzugehen
       und die regelbasierte internationale Ordnung zu stärken. Blinken schrieb
       dort, er freue sich auf eine enge Zusammenarbeit bei der Bewältigung der
       Klimakrise, der Corona-Pandemie und den Herausforderungen für Demokratie
       und Menschenrechte.
       
       Am Samstag kam Baerbock am Rande der G7-Runde zu einem Kennenlerntreffen
       mit ihrem italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio zusammen. Für den
       Nachmittag waren Gespräche mit dem japanischen Außenminister Yoshimasa
       Hayashi sowie ihrer kanadischen Amtskollegin Melanie Joly geplant. Am
       Sonntagnachmittag wollte Baerbock zu einem Treffen mit
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Brüssel reisen. Dort
       hatte sie sich im Rahmen einer Serie von Antrittsbesuchen in Paris, Brüssel
       und Warschau bereits am Donnerstag mit dem EU-Außenbeauftragten Josep
       Borrell getroffen.
       
       Die Außenminister wollten in Liverpool teils gemeinsam mit den
       G7-Entwicklungsministern unter anderem über die weltweite Verteilung von
       Corona-Impfstoffen diskutieren. Aus Deutschland wollte die neue
       Ressortchefin Svenja Schulze (SPD) anreisen. Die G7 als reichste Staaten
       der Erde hätten „eine besondere Verantwortung bei der Bewältigung der
       Corona-Pandemie und des Klimawandels, und sie müssen globale Solidarität
       mit den Ärmsten zeigen“, forderte sie vor ihren Gesprächen. Gegen die
       Corona-Pandemie helfe langfristig nur eine gerechte globale
       Impfstoffverteilung.
       
       Das G7-Außenministertreffen ist das zweite unter britischem Vorsitz in
       diesem Jahr – [4][allerdings das erste für Baerbock] und die britische
       Gastgeberin Liz Truss. Truss ist erst seit einer Kabinettsumbildung vor
       einigen Monaten im Amt. Vor dem Auftakt der Gespräche hatte Truss
       gefordert, die G7-Staaten müssten ihre Beziehungen sowohl im Handel, als
       auch in Sicherheits- und Investmentfragen vertiefen und sich unabhängiger
       von Ländern wie China machen.
       
       11 Dec 2021
       
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   DIR [3] https://twitter.com/ABaerbock/status/1469597459777212417
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