# taz.de -- Gasknappheit in Deutschland: Für's Klima kein Problem
> Kohle statt Gas? Unter'm Strich ist das für Umwelt nicht schädlicher.
> Zudem erhöhen die Preise den Druck zum Umstieg auf Alternativen.
IMG Bild: Eine Gas-Alternative? Braunkohlekraftwerk Neurath in Nordrhein-Westfalen
Für viele Verbraucher*innen bedeutet die [1][drohende Gasknappheit]
ernste Schwierigkeiten. Schon die Reduktion der Lieferungen aus Russland
hat die Gaspreise im Großhandel deutlich steigen lassen; sollte Putin das
Gas komplett abdrehen, droht ein weiterer Preissprung. Wer keine bösen
Überraschungen erleben will, sollte nach Möglichkeit schon jetzt Geld
zurücklegen, denn mit etwas Verzögerung wird sich dieser Anstieg auch in
den Rechnungen der Verbraucher*innen niederschlagen, und zwar deutlich.
Für den Klimaschutz ist die aktuelle Entwicklung dagegen, anders als in der
politischen Debatte oft dargestellt, kein großes Problem. Zwar trifft es
zu, dass in der nächsten Zeit die Nutzung von Gaskraftwerken zur
Stromerzeugung reduziert wird und dafür ältere Kohlekraftwerke länger am
Netz bleiben. Doch erstens sind die Strommengen, um die es dabei geht,
relativ gering. Und zweitens ist die lange gültige Annahme, dass
Gaskraftwerke fürs Klima deutlich besser sind als Kohlekraftwerke, durch
[2][neue Studien] überholt.
Denn beim Verstromen von Gas entsteht zwar weniger CO2 als bei der
Kohlenutzung. Doch wenn man berücksichtigt, dass bei der Förderung und dem
Transport von Erdgas erhebliche Mengen des extrem klimaschädlichen Methans
in die Atmosphäre gelangen, schrumpft der Klimavorteil von Erdgas oder
verschwindet – je nach Art der Gasförderung – sogar komplett.
Während der Ersatz der Gaskraftwerke also allenfalls eine geringe
Verschlechterung der Klimabilanz bedeutet, dürfte sich diese an anderer
Stelle deutlich verbessern. Denn die hohen Energiepreise erhöhen fast
überall den Druck, den Verbrauch zu senken und auf Alternativen
umzusteigen. In der Industrie sorgen die gestiegenen Kosten dafür, dass
plötzlich viele Effizienzmaßnahmen rentabel werden, auf die die Unternehmen
bisher verzichtet haben.
## Mieter*innen und das Klima gleichermaßen schützen
Die aktuellen [3][Benzin- und Dieselpreise] machen den Verbrennungsmotor im
Vergleich zum E-Auto so unattraktiv, dass es fast egal erscheint, ab wann
neue Verbrenner verboten werden. Und Gasrechnungen, die auf das 3- bis
5-Fache des bisherigen Werts steigen, dürften auch jene
Hausbesitzer*innen vom Vorteil einer Wärmepumpe oder einer
energetischen Sanierung überzeugen, denen der Klimaschutz allein als
Argument dafür bisher nicht ausreichte.
Ein Problem gibt es vor allem bei Mietwohnungen, in denen die
Bewohner*innen die [4][hohen Energiepreise] bezahlen müssen, aber
keinen Einfluss auf die Art der Heizung und die Dämmung des Gebäudes haben.
Hier muss der Staat mit klaren Vorgaben eingreifen, um den Bedarf an
fossiler Energie zu senken – und damit Mieter*innen und Klima
gleichermaßen zu schützen.
24 Jun 2022
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## AUTOREN
DIR Malte Kreutzfeldt
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