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       # taz.de -- Gaza-Proteste bei Demokraten-Parteitag: Willkommene Konsensstörung
       
       > Die US-Demokraten wollen das Thema Nahost auf ihrem Parteitag
       > totschweigen. Doch der propalästinensische Protest in Chicago baut
       > wichtigen Druck auf.
       
   IMG Bild: Demonstration zur Unterstützung der Palästinenser in Gaza am Rande der Democratic National Convention (DNC) in Chicago
       
       Die Demokraten wollten zum [1][Beginn ihres Parteitags] ein Bild der
       Geschlossenheit präsentieren: Joe Biden bekommt seinen großen Auftritt,
       reicht das Zepter [2][an Kamala Harris] weiter, und alle haben sich lieb.
       Selbst die Parteilinke Alexandria Ocasio-Cortez ließ sich in Chicago für
       diese warme Gruppendusche einspannen und hielt eine Rede, in der sie Donald
       Trump angriff und Harris als Kämpferin für die Arbeiter:innen
       US-Amerikas pries.
       
       Bei einem gewichtigen Thema, das AOC sonst hoch hängt, sparte sie am Montag
       jedoch mit Kritik: der Unterstützung der Biden-Regierung für Israels Krieg
       in Gaza.
       
       Konsensstörung betrieben dagegen tausende Demonstranten, die vor dem United
       Center in Chicago einen Wandel der US-Politik forderten. Erst vergangene
       Woche hat das Außenministerium weitere Waffenverkäufe an Israel in Höhe von
       20 Milliarden Dollar genehmigt. Und das, während die in Teilen
       rechtsextreme israelische Regierung Gaza in Schutt und Asche legt und
       Hunger und Seuchen die Zivilbevölkerung plagen.
       
       Angesichts dieser Kriegsverbrechen tun die Demonstranten das richtige: Sie
       sollten erst schweigen, wenn es die Waffen in Gaza tun, aller
       demokratischen Einheitsgelüste zum Trotz.
       
       ## Demokraten drohen mit Stimmenthaltung
       
       Die Palästinasolidarischen haben zwei Hauptanliegen: einen Waffenstillstand
       (fordert auch Harris) sowie ein Ende der Waffenverkäufe an Israel (fordert
       Harris nicht). Schon während der Vorwahlen im Frühjahr erreichte es die
       „uncommitted“-Bewegung, dass über 700.000 Wähler:innen sich aus Protest
       gegen die Linie der Regierung nicht auf einen Kandidaten festlegten.
       Öffentlich drohen Linke, sich bei der Wahl Anfang November ihrer Stimme zu
       enthalten.
       
       Als [3][Harris] bei einem Auftritt in Michigan Protest entgegenwehte,
       reagierte sie patzig: „Wisst ihr was? Wenn ihr wollt, dass Donald Trump
       gewinnt, sagt das. Ansonsten spreche ich.“ In der Tat wäre Trump für die
       Palästinenser wohl schlechter als Harris. Aber nur mit dem größeren Übel
       drohen, darf nicht ausreichen.
       
       US-Außenminister Antony Blinken, der derzeit den Nahen Osten bereist, steht
       deshalb unter Druck, bis zum Abschluss des Parteitags am Donnerstag
       Fortschritte bei den Waffenstillstandsgesprächen zu liefern.
       
       In der Geopolitik würde man mit Blick auf die „uncommitted“-Bewegung wohl
       von „strategischer Ambiguität“ sprechen: Die USA etwa legen sich in der
       Taiwan-Frage nicht fest, ob sie im Falle einer chinesischen Invasion
       militärisch eingreifen würden, was die Führung in Peking vor einem Angriff
       abschrecken soll.
       
       Wenn Teile der demokratischen Basis jetzt [4][mit einer Stimmenthaltung
       kokettieren], könnte das die Partei dazu bringen, mehr Druck auf Israel
       auszuüben, endlich den Bombenhagel einzustellen. Den verbleibenden
       israelischen Geiseln und den Palästinensern in Gaza ist es zu wünschen.
       
       20 Aug 2024
       
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