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       # taz.de -- Gaza-Stadt: Israel ruft zur Flucht auf
       
       > Das Militär erklärt die komplette Stadt zur Evakuierungszone. Unterdessen
       > reklamiert Hamas-Flügel das Attentat am Montag in Jerusalem für sich.
       
   IMG Bild: Vertriebene Palästinenser fliehen nach einer israelischen Evakuierungsanordnung in Gaza-Stadt, 9. September 2025
       
       Jerusalem taz | Auf Flugblättern, die [1][Israels Militär über Gaza-Stadt]
       abgeworfen hat, weist ein großer gelber Pfeil in Richtung Süden. „Begeben
       Sie sich in die humanitäre Zone al-Mawasi“, steht auf Arabisch darauf und
       in gleichlautenden Posts. Damit erklärt das Militär erstmals die gesamte
       Stadt vor der angekündigten Offensive zur Evakuierungszone.
       Verteidigungsminister Israel Katz drohte am Dienstagmorgen, die Stadt werde
       zerstört, falls die Hamas ihre Waffen nicht niederlege und die israelischen
       Geiseln nicht freilasse.
       
       [2][Im Norden des Gazastreifens halten sich Schätzungen zufolge weiter fast
       eine Million Menschen auf]. Viele von ihnen ziehen nun Richtung Süden. Doch
       längst nicht alle wollen gehen. Viele sind bereits im vergangenen Jahr
       mehrfach geflohen und kehrten Anfang des Jahres in oft zerstörte Häuser
       zurück.
       
       Nun fürchten sie ihre endgültige Vertreibung sowie die Flucht in bereits
       überfüllte und in weiten Teilen zerstörte Gebiete im Süden. Auch dort
       werden immer [3][wieder Tote nach israelischen Angriffen gemeldet]. Das
       UN-Nothilfebüro OCHA warnte im Fall einer Intensivierung der
       Militäroperationen in Gaza-Stadt vor einer „Katastrophe“ für die
       Zivilbevölkerung.
       
       Die Drohungen israelischer Politiker schüren bei vielen Ängste, dass
       Gaza-Stadt in seiner heutigen Form bald nicht mehr existieren könnte. In
       den vergangenen Tagen wurden bei Luftangriffen bereits mehrere bewohnte
       Hochhäuser im Stadtzentrum zerstört.
       
       Eine von den USA vorangetriebene diplomatische Lösung könnte die Offensive
       noch stoppen, ihr Erfolg ist jedoch zweifelhaft. Der Vorschlag fordert im
       Wesentlichen eine sofortige Freilassung aller 48 Geiseln, die Hamas und der
       [4][Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ)] noch festhalten.
       
       Weniger als 20 von ihnen sollen allerdings noch am Leben sein. Im Gegenzug
       will US-Präsident Donald Trump danach persönlich Verhandlungen für ein Ende
       des Gazakriegs führen. Israel würde zudem mehrere Tausend palästinensische
       Gefangene freilassen.
       
       ## Hamas lehnt Trump-Vorschlag wohl ab
       
       Israels Außenminister Gideon Sa’ar erklärte, sein Land stimme dem Vorschlag
       zu. Das Kabinett hat ihn jedoch laut Medienberichten noch nicht diskutiert.
       [5][Regierungschef Benjamin Netanjahu] hat sich dazu bisher nicht geäußert.
       Er ist auf seine rechtsextremen Koalitionspartner angewiesen, die jede
       Waffenruhe bisher ablehnen.
       
       Für die Hamas ist der Vorschlag wenig überzeugend, berichtet das
       Nachrichtenportal Times of Israel unter Berufung auf einen arabischen
       Vermittler. Die radikalislamische Gruppe misstraut der Trump-Regierung,
       [6][auch weil diese Israels Bruch der Waffenruhe im März mitgetragen hat].
       
       Der Vorschlag liefert zudem keine Lösung für die Kernfragen, an denen
       bisherige Verhandlungen scheiterten. Israel fordert mindestens die
       Entwaffnung der Hamas. Die Gruppe lehnt das ab und fordert ihrerseits einen
       vollständigen israelischen Abzug aus Gaza, was die israelische Regierung
       mehrfach ausgeschlossen hat.
       
       Unterdessen haben die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas,
       [7][den Anschlag am Montag nahe Jerusalem] für sich reklamiert. Zwei
       palästinensische Attentäter hatten in einem Linienbus in Ostjerusalem das
       Feuer eröffnet und sechs Menschen getötet. Daraufhin ging die israelische
       Armee im besetzten Westjordanland massiv vor. Soldaten stürmten mehrere
       Wohnungen, darunter die der Täter, und nahmen Angehörige fest.
       
       Minister Katz kündigte zudem den Entzug von 750 Arbeitsgenehmigungen von
       entfernten Verwandten der Angreifer an. Bisher war lediglich der Entzug der
       Genehmigungen für direkte Verwandte von Attentätern gängige israelische
       Praxis. Kritiker sehen darin eine völkerrechtlich verbotene
       Kollektivstrafe. Viele [8][Palästinenser im Westjordanland] sind
       wirtschaftlich auf Arbeit in Israel angewiesen.
       
       9 Sep 2025
       
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