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       # taz.de -- Geflüchtete über Camp in Samos: „Wir wurden von Ratten gebissen“
       
       > Eine schwangere Geflüchtete aus Ghana wirft den Behörden komplette
       > Ignoranz vor. Sie hat jetzt erfolgreich in Straßburg geklagt.
       
   IMG Bild: Unhaltbare Zustände: das völlig überfüllte Flüchtlingscamp in Samos am 25. September
       
       taz: Sie leben seit zwei Monaten in dem überfüllten [1][Flüchtlingscamp auf
       Samos] und haben beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit
       Erfolg eine Beschwerde wegen Ihrer Lebensbedingungen eingereicht. Warum?* 
       
       T. M. H.: Weil ich nicht verstanden habe, wie das möglich ist, was hier mit
       uns passiert. Wir sind gekommen, weil wir Hilfe brauchten. Aber wir wurden
       von den Behörden ignoriert. Wir haben nach der Registrierung keinen
       Schlafplatz bekommen, nicht einmal eine Decke. Wir mussten mit unserem
       letzten Geld von anderen Flüchtlingen ein Zelt mit Löchern kaufen und neben
       dem überfüllten Lager schlafen. Mein Mann, mein Bruder und ich, auf einer
       Matratze. Es hat reingeregnet, wir wurden von Moskitos und Ratten gebissen.
       Ich konnte nächtelang nicht schlafen, und das als Schwangere.
       
       Ist es Ihr erstes Kind? 
       
       Ja, ich bin im neunten Monat. Was für ein Leben ist das? Wir haben uns im
       Lager beschwert. Sie haben gesagt, sie schauen sich das an, aber sie sind
       nie gekommen. Denken sie, sie können uns so behandeln, weil wir schwarz
       oder Flüchtlinge sind? Das dürfen sie nicht.
       
       Ihre Beschwerde richtete sich unter anderem gegen „erniedrigende
       Behandlung“ und „unangemessene Verpflegung“. Was bedeutet das? 
       
       Ich bin eine Christin, ich darf nicht lügen, ich sage die Wahrheit. Für das
       Essen musste man sich stundenlang anstellen, was ich nicht kann, und das
       Essen war wirklich schlecht. Wir haben für den ganzen Tag eine kleine
       Flasche Wasser pro Person bekommen. Ich muss als Schwangere viel trinken,
       ich hätte fünf oder sechs kleine Flaschen gebraucht. Ich wünschte, die
       Richter würden ohne Vorankündigung nach Samos kommen und sehen, wie wir
       behandelt werden und wie die Menschen hier leben. Manche werden hier
       verrückt, andere sterben.
       
       Kaum ein Flüchtling wehrt sich gegen die Bedingungen auf den Ägäis-Inseln.
       Sie haben es getan. Wie kam es dazu? 
       
       Nach unserer Ankunft im August haben Freiwillige einen Workshop gemacht und
       uns auf das Asylverfahren vorbereitet. Unter ihnen war ein deutscher
       Jurist. Ich habe mir eine Nummer von der Gruppe eingeben lassen und sie per
       WhatsApp gefragt, ob es eine Möglichkeit der Klage gibt. Wir haben diese im
       September vorbereitet und im Oktober eingereicht.
       
       Was haben Sie in Ghana getan? 
       
       Ich war Lehrerin an einer Grundschule in Kumasi.
       
       Warum haben Sie das Land verlassen? 
       
       Mein Mann und mein Bruder haben Schwierigkeiten bekommen, Menschen wollten
       ihnen etwas antun. Wir sind im Juni aufgebrochen und über Togo und Niger in
       die Türkei gekommen. Dort haben wir ein Boot bestiegen und sind am 19.
       August auf Samos angekommen.
       
       Wie leben Sie jetzt? 
       
       Der Bescheid des EUGMR ist am Dienstag vergangener Woche ergangen. Am
       Freitag konnten wir in ein Ein-Zimmer-Appartement in Vathy auf Samos
       umziehen. Dort wohne ich jetzt mit meinem Mann.
       
       16 Oct 2019
       
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