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       # taz.de -- Gegengipfel zu G7: Friedliche Grenzüberschreitung
       
       > Während die Demo gegen G7 friedlich geblieben ist, ist es im Vorfeld zu
       > Zusammenstößen gekommen. Drei Deutsche wurden schon verurteilt.
       
   IMG Bild: Äußerst gewaltbereite Vorbereitungen auf die Demonstration
       
       Hendaye/Urrugne afp/dpa | Tausende Globalisierungskritiker*innen sind nur
       wenige Stunden vor Beginn des G7-Gipfels aus Protest auf die Straße
       gegangen. Weil sie [1][keinen Zugang zum südfranzösischen Badeort Biarritz]
       haben, wo der Gipfel stattfindet, versammelten sich laut Polizei die
       [2][rund 9.000 Gipfelgegner*innen im 30 Kilometer entfernten Ort Hendaye]
       und marschierten von dort ohne Zwischenfälle oder Festnahmen über die
       spanische Grenze in die Ortschaft Irún, wo sich ebenfalls ein Protest-Camp
       befindet. Die Organisator*innen sprachen sogar von 15.000 Teilnehmer*innen.
       
       Die Gipfelgegner*innen demonstrierten gegen die Folgen der neoliberalen
       Deregulierung wie die wachsende Schere zwischen Arm und Reich. Außerdem
       setzten sie sich für Umweltschutz und die Rechte von indigenen
       Bevölkerungen ein. Während des Marsches trugen einige Teilnehmer*innen
       Masken von G7-Staats- und Regierungschefs.
       
       Die Gipfelgegner*innen haben sich bereits seit Mitte der Woche in Hendaye,
       Irún und Urrugne versammelt, um in der französisch-spanischen Grenzregion
       im Baskenland Workshops, Debatten und kleinere Konferenzen abzuhalten. Ziel
       ist es auch, eigene Vorschläge für eine bessere Welt zu entwickeln, mit
       denen die Gesellschaft durchdrungen werden kann.
       
       Besonders für den Samstag hatten Behörden allerdings Ausschreitungen bei
       den Aktionen gegen den Gipfel befürchtet und ein massives
       Sicherheitsaufgebot mobilisiert. Allein in Biarritz sind am Wochenende
       13.200 Sicherheitskräfte im Dienst, in ganz Frankreich sind es 17.000. Auch
       in den Orten des Gegengipfels standen schon im Vorfeld an fast jedem
       Kreisverkehr Polizist*innen, die Fahrzeuge kontrollieren und das Geschehen
       bewachen sollten. „Allein die Anwesenheit der Sicherheitskräfte soll den
       Protest kriminalisieren“, moniert Michael Tellmann vom
       globalisierungskritischen Netzwerk Attac, das den „Gegengipfel“
       mitorganisiert hat.
       
       ## „Nein zu den G7“
       
       Der Gegenfipfel hatte mit friedlichem Protest geworben, nach eigenen
       Aussagen sogar 300 Aktivist*innen vor Ort, die Ausschreitungen verhindern
       und moderierend einschreiten sollten, falls sich die Lage zuspitzt.
       
       Präsident Emmanuel Macron rief die Gipfelgegner*innen zur konstruktiven
       Mitarbeit auf. „Wir werden mit den großen Herausforderungen nicht fertig,
       wenn wir nicht zusammenarbeiten“, sagte er in einer Ansprache kurz vor
       Beginn des Gipfels. „Ich rufe zur Ruhe und zur Einheit auf.“
       
       Die Protestteilnehmer*innen trugen Banner mit Aufschriften wie „Nein zu den
       G7 – für eine andere Welt“ und „Zeit zum Handeln – der Amazonas brennt“. An
       dem Marsch beteiligten sich Antikapitalist*innen, Umweltschützer*innen,
       Befürworter*innen einer Autonomie des Baskenlandes und auch einige
       [3][Anhänger*innen der französischen Protestbewegung der „Gelbwesten“].
       
       Auf dem Marsch über die spanische Grenze riefen sie Slogans, begleitet
       wurden sie von Trommlern. Gegen 14 Uhr ging die Protestaktion offiziell zu
       Ende, ohne dass es gewaltsame Zwischenfälle gegeben hätte. Die Kundgebung
       ist von den Organisatoren eines „Gipfels der Alternativen“ in Hendaye
       offiziell angemeldet. Die Organisator*innen hofften auf mindestens 10.000
       Teilnehmer.
       
       ## Zusammenstöße und erste Verurteilungen
       
       Nahe des Protestcamps der G7-Gegner*innen in Urrugne war es bereits am
       Freitagabend zu Zusammenstößen zwischen Demonstrant*innen und
       Sicherheitskräften gekommen. Nach Behördenangaben wurden dabei vier
       Polizisten von Feuerwerkskörpern leicht verletzt. 17 Menschen wurden wegen
       Verstoßes gegen das Versammlungs- und Vermummungsverbot festgenommen. Auch
       auf Seiten der Demonstrant*innen soll es Berichten zufolge Verletzte
       gegeben haben.
       
       Zu den Spannungen war es gekommen, weil Demonstrant*innen einen
       Kreisverkehr besetzen wollten. Die G7-Gegner*innen hatten den Weg zum
       Protestcamp blockiert und kleine Barrikaden errichtet. Außerdem versuchten
       einige in Richtung der Autobahn zwischen Biarritz und der spanischen Grenze
       vorzudringen. Die Polizei drängte sie allerdings zurück und setzte
       Gummigeschosse ein. Dabei wurden sie selbst mit Gegenständen beworfen.
       
       Unabhängig davon wurden drei junge junge Deutsche in Südfrankreich zu
       Haftstrafen von zwei bis drei Monaten verurteilt. Ein Gericht in Bayonne
       sprach die drei Männer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren wegen der Planung
       von Gewalttaten schuldig.
       
       Die drei waren am Mittwoch nahe Biarritz an einer Autobahn-Mautstelle
       gestoppt worden. In ihrem Auto fanden Polizisten eine Tränengasgranate,
       Sturmhauben, einen Eispickel sowie laut Staatsanwaltschaft Dokumente „der
       extremen Linken“. Vom Vorwurf des Waffenbesitzes wurden sie freigesprochen.
       
       Den Ermittler*innen sagten die Deutschen, sie seien nicht auf dem Weg nach
       Biarritz, sondern zum Campen nach Spanien. Neben der Haftstrafe erließ das
       Gericht gegen die drei ein drei- bis fünfjähriges Wiedereinreiseverbot für
       Frankreich.
       
       Für Sonntag sind weitere Protestaktionen des Gegengipfels geplant.
       
       24 Aug 2019
       
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