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       # taz.de -- Geiselnahme in Kenia: Viele offene Fragen in Nairobi
       
       > Die Informationen über die Geiselnahme im Einkaufszentrum Westgate
       > bleiben widersprüchlich. Noch immer werden mehr als 50 Menschen vermisst.
       
   IMG Bild: Unklare Lage: Soldaten an der Westgate Mall in Nairobi.
       
       NAIROBI taz | Die Kenianer verlieren die Geduld. Ist das Geiseldrama im
       Westgate-Einkaufszentrum vorbei oder nicht? Schon seit Tagen bekommen sie
       widersprüchliche Informationen. Die Sicherheitsbehörden sagen, sie haben
       das Gebäude unter Kontrolle und es gibt keine überlebenden Angreifer mehr.
       Aber auch am Dienstag waren immer noch Schüsse und Explosionen zu hören.
       
       Die somalische Gruppe al-Shabaab berichtete in einen Tweet: „Es gibt
       unzählbare Leichen überall in Westgate und die Mudschahedin sind noch immer
       da mit ihren Geiseln.“ Die offizielle Zahl der Toten liegt bei 62, aber
       nach Angaben des Roten Kreuzes sind noch immer mehr als fünfzig Menschen
       vermisst.
       
       Doch die etwas lockere Haltung der Soldaten rundum das Gebäude deutet
       darauf hin, dass das Ende nahe ist. Nach Angaben der Regierung wurden
       mittlerweile sechs Geiselnehmer getötet. Kenias Außenministerin Amina
       Mohamed gab an, unter den Kidnappern sei auch eine Britin.
       
       Seit Tagen wird in der britischen Presse spekuliert, ob Samantha Lewthwaite
       bei dem Überfall mitgemacht hat. Die Britin, die sogenannte „weiße Witwe“,
       war mit einem der Selbstmordattentäter in der Londoner U-Bahn von 2005
       verheiratet. Seit 2011 tauchte sie wiederholt in Kenia auf; einmal wurde
       sie festgenommen, aber gleich wieder freigelassen. Der kenianische
       Innenminister Joseph ole Lenkou erklärte demgegenüber, dass unter den
       Attentätern keine Frau gewesen sei, einige der Männer aber Frauenkleidung
       trugen.
       
       ## Anschläge und Attentate
       
       Der präzise geplante Anschlag erinnert daran, dass al-Shabaab in Somalia
       zwar aus den größeren Städten vertrieben wurde, aber noch immer in der
       Hauptstadt Mogadischu Anschläge verübt – und so wie jetzt auch in Nairobi.
       Ob die Geiselnehmer amerikanische, finnische oder britische Pässe besitzen,
       ist nicht wichtig, weil die meisten von ihnen nach Angaben der Überlebenden
       ethnische Somalier sind. In Kenia, das zahlreiche somalische Flüchtlinge
       beherbergt, fallen sie nicht weiter auf.
       
       Wegen des jetzigen Anschlags sowie kleinerer Attentate in den letzten
       beiden Jahren sind die Somalier nicht beliebt. „Ich habe nichts gegen
       Muslime, aber die Somalier sollen gefälligst in ihr eigenes Land gehen. Sie
       verursachen immer nur Probleme“, meint Busfahrer George Baraza.
       
       Jedes Mal, wenn Kenia das Ziel eines Anschlags war, haben die Attentäter,
       gleich, ob sie Somalier oder Araber waren, kurz oder längere Zeit im Land
       gewohnt. Kenia ist wirtschaftlich abhängig von Investoren und Touristen.
       Das Geiseldrama wird beide, jedenfalls vorrübergehend, vom Kommen abhalten.
       Sie werden nur zurückkehren, wenn die Sicherheitsdienste zeigen, dass sie
       im Stande sind, Kenianer und Ausländer zu schützen.
       
       24 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ilona Eveleens
       
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