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       # taz.de -- Geld und Putsch in Myanmar: Generalsuniform als Geldautomat
       
       > Zwei Holdinggesellschaften machen Myanmars Militär zum Player in der
       > Wirtschaft. Das Geld spülen sie direkt in die Kassen einiger Generäle.
       
   IMG Bild: Putschführer General Min Aung Hlaing auf dem Plakat eines Solidaritätsprotests in Bangkok
       
       Naypyidaw taz | Seit dem [1][Putsch] boykottieren viele Birmesen Firmen des
       Militärs. Zugleich fordern sie das Ausland auf, keine Geschäfte mehr mit
       dem Militär und seinen Firmen zu machen. Denn viele vermuten, dass der
       Putschführer, [2][Min Aung Hlaing], mit dem Staatsstreich auch die
       Wirtschaftsinteressen seiner Familie wie die des Militärs insgesamt
       schützen wollte.
       
       Auf den Putsch von 1988 folgten im Rahmen der Abkehr vom Sozialismus
       Privatisierungen, bei denen das Militär ein Wirtschaftsimperium aufbauen
       konnte. Heute sind die Generäle eine Macht im Sektor von Banken,
       Rohstoffen, Stahlwerken, Transport, Lebensmitteln, Getränken, Unterhaltung,
       Mobilfunk, Gesundheitsversorgung, Bauwirtschaft, Tourismus, Immobilien und
       Medien, wie eine [3][Liste der Aktivistengruppe Justice for Myanmar] zeigt.
       
       Die Firmen des Militärs einschließlich des Sohnes und der Töchter von
       General Min Aung Hlaing sind an vielen Joint Ventures beteiligt, wie etwa
       der Mobilfunkbetreiber MyTel mit dem vietnamesischen Viettel-Konzern (der
       dem Verteidigungsministerium in Hanoi gehört), das Pullmann Mandalay Hotel
       mit der französischen Hotelgruppe Accor, der japanische Bierkonzern Kirin
       mit der Myanmar-Brauerei und viele andere.
       
       Die 1990 vom Militär gegründete Holding MEHL (Myanmar Economic Holding
       Ltd.) und der 1997 gegründete Konzern MEC (Myanmar Economic Corporation)
       sind in fast jedem Wirtschaftssektor die mächtigsten Firmen. Zusammen
       kontrollieren sie mindestens 135 Unternehmen von Banken zur
       Zigarettenfabrik, von Fernsehsehsendern bis Versicherungen, von Ladenketten
       bis hin zu Stahlfirmen und dem Edelsteinhandel.
       
       ## Seine Konzerne macht das Militär unabhängiger
       
       Beide Holdings gehören je zur Hälfte dem Militär und zur anderen Hälfte
       aktiven wie früheren Kommandeuren. MEHL und MEC bieten den Streitkräften so
       eine finanzielle Basis, die sie unabhängiger vom Staatshaushalt und damit
       von ziviler Kontrolle macht. Nähere Details nennt das Militär denn auch
       nicht. Laut Amnesty International brachte allein MEHL von 1991 bis 2011
       seinen Eignern rund 18 Milliarden US-Dollar ein.
       
       Doch am 5. Februar erklärte überraschend der [4][japanische Brauereikonzern
       Kirin], der zur Mitsubishi-Gruppe gehört und die Nr. 2 in Japan ist, seine
       Anteile an der Myanmar Brewery und der Mandalay Brewery zu verkaufen. Seit
       2015 gehören Kirin 55 Prozent der beiden Brauereien.
       
       Den Ausstieg begründete Kirin jetzt explizit mit dem Putsch. Bisher hatte
       Kirin trotz Kampagnen von Menschenrechtlern an seinen Beteiligungen in
       Myanmar festgehalten, obwohl UN-Ermittler Myanmars Militär des Völkermords
       an den Rohingya beschuldigen.
       
       ## Lob für japanische Brauerei Kirin
       
       „Kirin ist der erste Konzern nach dem Putsch, der einen Rückzug von seinen
       Geschäften mit dem Militär verkündet hat, und er verdient dafür Lob“, sagt
       Mark Farmaner von der [5][Burma Campaign UK]. „Alle internationalen Firmen,
       die mit Myanmars Armee Geschäfte machen, sollten diesem Beispiel folgen.“
       
       Ein Wirtschaftsjournalist in Yangon sagt: „Die Firmen des Militärs sind
       überall, sein Geld kommt aus diesen Firmen, die deshalb protegiert werden,
       nicht nur von General Min Aung Hlaing, sondern vom gesamten
       Offizierskorps.“
       
       Auf der Liste der Burma Campaign UK sind auch Firmen wie der indische
       Tata-Konzern, der Truppentransporter und Geländewagen an Myanmars Militär
       lieferte. Und [6][Facebook], das zwar Putschführer Min Aung Hlaing wegen
       Hasspostings gegen Rohingya von seinen Servern verbannte, dient noch 25
       Firmen und Abteilungen des Militärs wie etwa der Luftwaffe.als Plattform.
       
       18 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR [3] https://www.justiceformyanmar.org/stories/myanmar-military-controlled-businesses-associates-that-require-targeted-sanctions
   DIR [4] /Nach-Militaerputsch-im-Myanmar/!5746489
   DIR [5] https://burmacampaign.org.uk
   DIR [6] /Nach-UN-Kritik-an-Hasspropaganda/!5528260
       
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   DIR Grace Kyaw
       
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