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       # taz.de -- Geplante Schulöffnungen in Berlin: Neustart ab 22. Februar
       
       > In Berlin und Brandenburg werden in zehn Tagen zunächst die Grundschulen
       > wieder vorsichtig öffnen. Details sollen am Donnerstag bekannt werden.
       
   IMG Bild: Bald werden die Stühle wieder runtergestellt: Klassenzimmer einer Grundschule in Berlin
       
       Berlin/Potsdam dpa/epd | In Berlin sollen die Schulen trotz Verlängerung
       des Lockdowns ab 22. Februar [1][wieder schrittweise öffnen], wie der
       Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Mittwochabend ankündigte.
       Den Anfang machen demnach die Grundschulen. Der Berliner Senat berät auf
       einer Sondersitzung am Donnerstagnachmittag über sein weiteres Vorgehen zur
       Eindämmung der Coronapandemie.
       
       Dabei geht es um die Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März, auf die
       sich Bund und Länder am Mittwochabend bei einer Schalte mit Kanzlerin
       Angela Merkel (CDU) [2][verständigt hatten]. Erwartet wird, dass der Senat
       das nun rechtlich umsetzt. Dazu muss die Infektionsschutzverordnung des
       Landes aktualisiert werden.
       
       Ein Schwerpunkt der Beratungen nach der Plenarsitzung des
       Abgeordnetenhauses dürfte die schrittweise Öffnung von Schulen und Kitas
       sein, die die Länder in Eigenregie vornehmen können.
       
       Auch Brandenburg will die Schulen ab dem 22. Februar schrittweise öffnen.
       Zunächst ist dort sogenannter Wechselunterricht mit kleinen Gruppen an den
       Grundschulen geplant. „Das sind Modelle, die in den Schulen schon gefahren
       worden sind, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag im
       RBB-Inforadio: „Die Kinder wechseln sich ab, aber sie kriegen doch wieder
       eine gewisse Stabilität in den Tagesablauf.“
       
       Distanzunterricht funktioniere in der Grundschule nur sehr eingeschränkt,
       betonte Woidke. Deshalb sei das Signal richtig, „dass die Kleinen zuerst
       wieder in die Schule gehen können“. Wann die Oberschulen wieder öffnen,
       ließ Woidke offen. Die Situation sei dort anders, Distanzunterricht
       funktioniere dort besser.
       
       Bund und Länder hatten am Mittwoch eine Verlängerung des Lockdowns um drei
       Wochen bis zum 7. März vereinbart. Eine Ausnahme bilden Friseure, die ab 1.
       März öffnen dürfen. Sinkt der Inzidenzwert auf 35 Neuinfektionen pro
       100.000 Einwohnern binnen einer Woche oder darunter, sollen die Länder eine
       schrittweise Öffnung von geschlossenen Geschäften und Anbietern köpernaher
       Dienstleistungen, von Museen und Galerien ermöglichen können.
       
       Müller, der aktuell Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK)
       ist, beschrieb die Öffnung von Schulen und Kitas als schwierigen
       Abwägungsprozess zwischen Gesundheitsschutz einerseits sowie den sozialen
       Folgen weiter geschlossener Einrichtungen andererseits. Es gehe zunächst um
       „ein schrittweises Hochfahren des Präsenzbetriebes an den Grundschulen“ mit
       Wechselunterricht, Hygieneregeln und auch neuen Testmöglichkeiten für
       Lehrer und Kinder.
       
       ## Sicherheit durch Selbsttests
       
       Neuartige Coronaselbsttests böten „mehr Sicherheit“, so dass die Länder
       diesen Weg „guten Gewissens“ gehen könnten. Lehrer und Schüler – so der
       Plan – sollen in Berlin zweimal wöchentlich auf das Coronavirus getestet
       werden. Die neuartigen Schnelltests sollen im Verlauf des Februar
       zertifiziert werden und dann verfügbar sein.
       
       Vertreter der Berliner Wirtschaft äußerten sich enttäuscht. „Die Ergebnisse
       des Treffens im Kanzleramt bleiben deutlich unter unseren Erwartungen“,
       erklärte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Berlin (UVB),
       Christian Amsinck. „Ein klarer Fahrplan für die Wirtschaft, der sich an der
       Infektionslage orientiert, wäre möglich und verantwortbar gewesen.“
       
       Immerhin hätten nun Handel und Friseure eine belastbare Perspektive, die
       Öffnung der Schulen sei ein wichtiger Schritt. „Doch auch Hotels,
       Restaurants, Tourismus- und Kulturwirtschaft brauchen Licht am Ende des
       Tunnels.“
       
       Weite Teile des Einzelhandels, Friseure, Kosmetiksalons sowie viele Schulen
       sind im Zuge des bundesweiten Lockdowns zur Eindämmung der Coronapandemie
       seit 16. Dezember geschlossen, Kitas im Notbetrieb. Restaurants, Museen,
       Kinos, Theater, Freizeit- und Sporteinrichtungen mussten bereits Anfang
       November für Publikum schließen. Zudem gelten strenge
       Kontaktbeschränkungen.
       
       Nach Einschätzung Müllers haben die Maßnahmen vielen Menschen das Leben
       gerettet. Die positive Infektionsentwicklung in den vergangenen Wochen sei
       nicht von alleine gekommen, sondern Ergebnis der Anti-Coronamaßnahmen. Der
       Regierungschef sprach von einem besonnenen politischen Weg. „Und ein Weg,
       der von unglaublich vielen Menschen solidarisch mitgetragen wurde. Sonst
       hätten wir das nicht erreicht“, so Müller.
       
       „Und dieser Weg wiederum, so mühsam und so ermüdend er auch ist, hat vielen
       Menschen das Leben gerettet. Wir haben Tausende, die wegen dieses Wegs und
       dieser Erfolge nicht in ein Krankenhaus mussten und nicht auf eine
       Intensivstation.“ Und auch dort sei eine langsame Entlastung zu beobachten.
       
       ## Müller: Nicht zu früh lockern
       
       Gerade vor diesem Hintergrund sei es sehr wichtig, diesen Weg jetzt nicht
       aufzugeben. „Es wäre fatal, jetzt ein, zwei Wochen zu früh zu sagen, jetzt
       sind wir durch.“
       
       Wohl auch infolge des Lockdowns sind die Coronazahlen in Berlin seit
       einiger Zeit rückläufig. Am Mittwoch meldeten die Bezirke innerhalb eines
       Tages 546 neue Coronafälle. Die Inzidenz lag laut Gesundheitsverwaltung bei
       64,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Die
       Corona-Ampel steht bei diesem Indikator weiterhin auf Rot. Sie würde erst
       ab einem Wert von 30 auf Gelb springen, ab 20 auf Grün.
       
       Auf dem Dashboard des Robert Koch-Instituts (RKI) schnitt Berlin am
       Mittwoch als das Bundesland mit der niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenz ab.
       Die Angabe (56,2) unterscheidet sich allerdings von dem Wert, den die
       Landesbehörde ausweist.
       
       11 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
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