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       # taz.de -- Geplantes LNG-Terminal auf Rügen: Zwielichtige Flüssiggas-Betreiber?
       
       > Die Deutsche Regas will ein LNG-Terminal auf Rügen errichten, mit
       > unklarer Finanzierung. Die Gegner zweifeln an der „Zuverlässigkeit“ der
       > Kleinfirma.
       
   IMG Bild: Könnte bald schon auf der Insel anlegen: LNG-Tanker vor Rügen
       
       Karlsruhe taz | Die Gegner des [1][geplanten Flüssiggasterminals auf Rügen]
       erheben Zweifel an der „Zuverlässigkeit“ des designierten
       Anlagen-Betreibers, der Deutschen Regas. Sie soll dubiose Verbindungen zu
       einem Fonds auf den Cayman-Inseln haben, erklärte [2][Reiner Geulen],
       Anwalt des Ostseebads Binz, das um seinen Tourismus fürchtet.
       
       Auf Rügen soll bis Jahresende ein weiteres Flüssiggasterminal erstellt
       werden. Im Hafen Mukran sollen zwei Riesenschiffe angeliefertes Flüssiggas
       (LNG = Liquified Natural Gas) wieder in gasformiges Erdgas umwandeln
       (regasifizieren) können. Über neue Pipelines, die noch gebaut werden
       müssen, soll das Gas über 50 Kilometer Entfernung nach Lubmin geleitet und
       dort ins deutsche Gasnetz eingespeist werden.
       
       Gegen das LNG-Terminal kämpft vor allem das 16 Kilometer von Mukran
       entfernte [3][Ostseebad Binz], das Störungen für den dort zentralen
       Tourismus verhindern will. Klimaschützer kritisieren zudem den Aufbau
       weiterer fossiler Infrastruktur. Ökonomische Kritiker halten das Projekt
       für unnötig, die deutsche Gasversorgung sei auch ohne das LNG-Terminal auf
       Rügen gesichert.
       
       Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Kanzler Olaf Scholz (SPD)
       setzen sich indes massiv für das Projekt ein. Deutschland brauche einen
       Sicherheitspuffer bei der Gasversorgung, Nachbarstaaten sollen mit dem Gas
       beliefert werden können. Und in einigen Jahren solle das
       Flüssiggas-Terminal für den Wasserstoff-Import umgerüstet werden. Die erste
       politische Hürde nahm das LNG-Terminal auf Rügen Anfang Juli im Bundestag.
       Es gilt nun als besonders beschleunigungsbedürftiges Projekt.
       
       ## Zuverlässigkeit des Betreibers für Genehmigung wichtig
       
       Nächster Schritt ist die Genehmigung durch das Bergamt Stralsund. Dort wird
       auch die Zuverlässigkeit des Betreibers eine Rolle spielen. Nach Angaben
       von Anwalt Geulen gilt das LNG-Terminal als „Störfallanlage“. Das heißt, es
       gibt besondere Betreiberpflichten. Die Zuverlässigkeit des Betreibers sei
       eine zwingende Voraussetzung für die Genehmigung des Projekts, so Geulen.
       
       Die „Deutsche Regas GmbH & Co. KGaA“ besteht im Kern aus zwei Personen, dem
       Rechtsanwalt und Steuerberater Stephan Knabe und dem Immobilienmanager Ingo
       Wagner. Sie sind die Gründer und Gesellschafter. Die Finanziers im
       Hintergrund sind weitgehend unbekannt. Im Vorjahr haben die beiden als
       fachfremde Geschäftsleute bereits binnen weniger Monate ein
       funktionierendes LNG-Terminal in Lubmin installiert und sich so bei der
       Politik gewissen Respekt erworben.
       
       Geulen wirft der Deutschen Regas nun Zweierlei vor. Zum einen habe
       Geschäftsführer Ingo Wagner Kapital von einem Fonds, der auf den als
       Steueroase bekannten Cayman Inseln sitzt, über mehrere Zwischenschritte in
       die Deutsche Regas transferiert. Dabei sollen, so Geulen,
       „Finanzkörperschaften“ übertragen worden sein. Dies mache sowohl die Höhe
       der Geldbeträge als auch die Identität der Finanziers „schwer ermittelbar
       und intransparent“.
       
       ## Deutsche Regas weist Vorwürfe zurück
       
       Zum anderen seien die zwei beteiligten Gesellschaften Wagners, die WCP
       Deutschland GmbH und die Grundwerte Verwaltungs GmbH, beide mit Sitz in
       Bruchsal, reine Briefkastenfirmen und dort ohne erkennbaren
       Geschäftsbetrieb.
       
       Geulen hat die Informationen nun an die FIU, die Financial Intelligence
       Unit des Zolls, weitergeleitet. Die FIU galt lange als eine der langsamsten
       und ineffizientesten Behörden Deutschlands, die mit der Bearbeitung von
       Geldwäsche-Verdachtsmeldungen so überfordert war, dass gegen die
       Verantwortlichen wegen Strafvereitelung ermittelt wurde. Von dort dürfte
       der Regas also kaum Gefahr drohen.
       
       Es geht wohl eher darum, die öffentliche Meinung und die
       Genehmigungsbehörde in Stralsund zu beeindrucken. Die Deutsche Regas hat
       die Vorwürfe inzwischen pauschal zurückgewiesen. Es seien keine
       „Finanzkörperschaften“ übertragen worden. Die Finanzierung der Regas sei
       gegenüber der Genehmigungsbehörde transparent gemacht worden. Der Gemeinde
       Binz wird „Desinformation“ vorgehalten.
       
       Sollte das Flüssiggasterminal auf Rügen genehmigt werden, will Binz beim
       Bundesverwaltungsgericht sofort eine einstweilige Anordnung beantragen.
       
       21 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /LNG-Terminal-auf-Ruegen/!5945846
   DIR [2] https://www.geulenklinger.com/
   DIR [3] /Widerstand-gegen-LNG-auf-Ruegen/!5934838
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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