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       # taz.de -- sabine ahlers, historikerin: Geschichte des Bewegungsmangels
       
       Auslöser war – das Leben, wie es halt so spielt. Ein Prof der TU
       Braunschweig hatte Sabine Ahlers jüngstes Buch rezensiert. Darüber war man
       in Kontakt gekommen. Und die Historikerin bekam einen Auftrag, der sie an
       einen Kreuzungspunkt von Ideen- und Regionalgeschichte geführt hat:
       „Halsbrechende Künste“ lautet der Titel des Buches und der Ausstellung, die
       sie für die Forschungsstelle für Schulgeschichte der TU und das Schulmuseum
       Steinhorst vorbereitet. Das Thema ist Schulsport. Begonnen hat sie mit der
       Arbeit im Mai 2006. Sie ist fast abgeschlossen.
       
       Schulsport ist ein aktuelles Thema, weil kindlicher Bewegungsmangel ein
       aktuelles Problem ist. Aber kein neues: Vor rund 250 Jahren habe es in der
       Region erste Ansätze gegeben, den durch die Sitzkur des Unterrichts
       verursachten Gesundheitsschäden entgegenzuwirken, so Ahlers. Dokumentiert
       sind sie in den Annalen der Braunschweiger Waisenhausschule. Was dessen
       Direktor damals einführte, sei zwar noch kein Schulsport im engeren Sinne
       gewesen, sondern „eher Übungen wie Holzhacken“. Aber „ihr Hintergrund“,
       sagt Ahlers, „war schon eine Vorstellung von ganzheitlicher Erziehung“ –
       gespeist von Rousseauismus und den Ideen der Philanthropen.
       
       Ahlers ist 1958 in Braunschweig geboren und hat dort Geschichte studiert.
       Sportlerin sei sie „nur gelegentlich“ und keinesfalls Sporthistorikerin.
       Grundlagenforschung musste sie trotzdem betreiben: Es gebe „nur wenig
       Literatur“ zum Thema, ab und an tauche in allgemeinen Werken auch ein
       Kapitel zum Gymnastik-Unterricht auf. Über die örtlichen Debatten und
       darüber, wie die konkrete Umsetzung aussah – welche Geräte und welche Räume
       zur Verfügung standen – „gibt es nichts“. Bisher.
       
       Gefunden hat Ahlers ein Amalgam von gesundheitspolitischen und
       pädagogischen Argumenten. Den Ausschlag gab aber schließlich etwas anderes:
       Als Preußen 1842 das Turnen als Schulfach festschrieb, fand die Übung, mit
       langen Holzstangen zu exerzieren, Eingang ins Knaben-Turn-Curriculum. „Es
       ging“, sagt Ahlers, „um die Wehrertüchtigung für die Jungen.“
       
       10 Aug 2007
       
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