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       # taz.de -- Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen: Tempolimit lohnt sich
       
       > Volkswirtschaftlich wäre es sinnvoll, die Geschwindigkeit auf Autobahnen
       > auf 130 Kilometer pro Stunde zu begrenzen. Das zeigt eine neue Studie.
       
   IMG Bild: Ein Mitarbeiter der Autobahnmeisterei in Birkenwerder hält ein Schild mit der Begrenzung auf 130 km/h
       
       Berlin dpa | Ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde in Deutschland
       würde nach einer Studie neben dem Klimaschutzeffekt auch einen erheblichen
       wirtschaftlichen Nutzen haben. Eine internationale Forschergruppe
       ermittelte sogenannte Wohlfahrtsgewinne von mindestens 950 Millionen Euro
       pro Jahr.
       
       Besonders der eingesparte Treibstoff spielt der Studie zufolge eine Rolle:
       Fahrer:innen würden durch ein Tempolimit Kraftstoff im Wert von
       insgesamt 766 Millionen Euro pro Jahr sparen. Ins Gewicht fallen aber auch
       andere Faktoren: weniger Unfälle, geringere Lieferkettenkosten und
       Einsparungen bei der Infrastruktur seien [1][neben dem Klimaschutzeffekt]
       relevant, heißt es in der am Freitag bekanntgewordenen Studie, die [2][im
       Fachjournal Ecological Economics veröffentlicht] wurde.
       
       Deutschland ist eines der wenigen Länder der Welt, in dem es keine
       allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gibt. Eines der
       Hauptargumente dafür ist laut den Autor:innen, dass niedrigere
       Geschwindigkeiten [3][Kosten für die Reisezeit] verursachten, die nicht
       durch Vorteile wie eine Verringerung der Treibhausgasemissionen aufgewogen
       würden. Aus Sicht der Autor:innen ist das irreführend.
       
       Auch ohne Emissionseinsparungen ergebe sich ein Wohlfahrtsgewinn von 660
       Millionen Euro jährlich. Die Expert:innen bewerten das Tempolimit daher
       als Win-win-Situation: Gut fürs Klima und mit erheblichem Gewinn für die
       Gesellschaft.
       
       ## Tempolimit ist „volkswirtschaftlich sinnvolles Vorgehen“
       
       Die Experten aus Deutschland, Schweden und Kanada stützten sich den Angaben
       zufolge auf öffentlich zugängliche Daten. Mithilfe einer
       Kosten-Nutzen-Analyse ermittelten sie demnach die Auswirkungen eines
       Tempolimits auf Reisezeiten, Treibstoffverbrauch und -subventionen,
       Lieferketten, Infrastrukturausbau und -unterhalt sowie Unfälle, ferner
       Landnutzung, Emissionen von Luftschadstoffen und Treibhausgasen. Dabei
       berechneten sie, welche ökonomischen Schäden und Vorteile dadurch entstehen
       würden.
       
       Aus Sicht von Udo Becker vom Institut für Verkehrsplanung und
       Straßenverkehr an der TU Dresden, der selbst nicht beteiligt war, bezieht
       die Studie alle wesentlichen Wirkungen eines Tempolimits ein. „Um die
       Klimaprobleme ebenso wie die Flächenverbrauchs-, Abgas- und Lärmprobleme
       des Verkehrs zu reduzieren, ist ein Tempolimit auf Bundesautobahnen damit
       ein volkswirtschaftlich sinnvolles Vorgehen“, sagte Becker.
       
       Auch Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and
       Climate Change (MCC) in Berlin nannte die Annahmen und Methodik seiner
       Fachkolleg:innen plausibel. Die Annahmen seien konservativ getroffen,
       insbesondere bei den sozialen Kosten der CO2-Emissionen.
       
       21 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /CO2-Emissionen-im-Verkehr/!5907543
   DIR [2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921800923001131?via%3Dihub
   DIR [3] /Verkehr-und-Klima/!5907386
       
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