URI: 
       # taz.de -- Gewalt gegen Frauen: Gedenken an Hatun Sürücü
       
       > Senatschef Kai Wegner (CDU) und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD)
       > erinnern an den Femizid an der jungen Berlinerin Hatun Sürücü vor 19
       > Jahren.
       
   IMG Bild: Hatun Sürücü wäre in diesem Januar 42 Jahre alt geworden
       
       Berlin taz | Vor 19 Jahren, am 7. Februar 2005, wurde die Berlinerin
       [1][Hatun Sürücu an einer Tempelhofer Bushaltestelle von ihrem eigenen
       Bruder erschossen]. Um dieser grausamen und bestürzenden Tat zu gedenken,
       hat sich auch am Mittwochvormittag wieder die Politprominenz an dem mit
       zahlreichen Kränzen verzierten Gedenkstein eingefunden: der Regierende
       Bürgermeister Kai Wegner und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD),
       flankiert von den Bezirksbürgermeistern von Tempelhof und Neukölln.
       
       Neben zahlreichen Medienvertreter*innen drängeln sich Abgeordnete,
       Bezirksfunktionär*innen und Vertreter*innen
       zivilgesellschaftlicher Gruppen auf dem schmalen Gehweg zwischen dem
       Gedenkstein und der Bushaltestelle, an der Sürücü starb.
       
       Der Mord habe Berlin erschüttert, sagt Berlins Bürgermeister Kai Wegner
       (CDU), er dürfe „niemals vergessen werden“. Es sei nicht um Ehre gegangen,
       sondern um die Missachtung der Selbstbestimmung. „Gewalt gegen Frauen darf
       niemals auf die Herkunft reduziert werden. Meist findet die Gewalt hinter
       verschlossenen Türen statt.“
       
       Fast täglich wird in Deutschland ein Mordversuch auf Frauen verübt, etwa
       alle drei Tage wird eine Frau getötet. Doch während der Mord an Sürücü als
       „Ehrenmord“ bundesweite Aufmerksamkeit erhielt, werden die meisten noch
       immer als „Familientragödie“ oder „Beziehungsdrama“ heruntergespielt. Aber
       für alle [2][gibt es einen Begriff: Femizid]. Anders als „Ehrenmord“ etwa
       macht „Femizid“ Frauenmorde als Problem toxischer Männlichkeit sichtbar.
       Dennoch handelt es sich in Deutschland noch immer nicht um einen eigenen
       Straftatbestand.
       
       ## Ausgerechnet Schulworkshops von Kürzungen betroffen
       
       Sozialsenatorin Kiziltepe ist die Einzige, die den Begriff bei der
       Gedenkveranstaltung verwendet. Das Gedenken an Hatun Sürücü stehe auch für
       das Gedenken an all jene Frauen und Mädchen, die weltweit getötet werden,
       weil sie Frauen sind, sagt die SPD-Politikerin.
       
       Wie Wegner weist Kiziltepe auf Berlins Landesaktionsplan zur Umsetzung der
       Istanbul-Konvention des Europarats hin, des internationalen Abkommens zur
       Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Darin
       wird auch betont, dass Kultur, Religion, Tradition oder die sogenannte Ehre
       nicht als Rechtfertigung für Straftaten gegen Mädchen und Frauen angesehen
       werden dürfen.
       
       Auf der Gedenkveranstaltung kommt schließlich noch [3][das Projekt
       „Heroes“] zu Wort. Es entstand nach dem Mord an Sürücü und arbeitet mit
       Jungen in Schulworkshops zu männlichen Rollenbildern. Ihr Projekt sei
       jedoch „von dramatischen Kürzungen betroffen“, moniert ein Sprecher. In
       einem kurzen Rollenspiel zeigt das Projekt seine Arbeit: Eine Person wird
       von ihrem Bruder kritisiert, weil sie einen Freund hat. In dem Rollenspiel
       lässt sich der Bruder jedoch überzeugen, den neuen Freund mal
       kennenzulernen.
       
       Die Veranstaltung endet mit einer Gedenkminute für die junge Berlinerin,
       die ermordet wurde, weil sie sich nicht den konservativen Vorstellungen von
       Teilen ihrer Familie beugen und ein selbstbestimmtes Leben führen wollte.
       In diesem Januar wäre sie 42 Jahre alt geworden.
       
       7 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Jahrestag-Ermordung-Hatun-Sueruecue/!5658315
   DIR [2] /Kampf-gegen-Femizid/!5874949
   DIR [3] /Gedenken-an-Hatun-Sueruecue/!5830584
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Darius Ossami
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Femizide
   DIR Gewalt gegen Frauen
   DIR Tempelhof-Schöneberg
   DIR Schwerpunkt Femizide
   DIR Schwerpunkt Femizide
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Partnerschaftsgewalt
   DIR Schwerpunkt Femizide
   DIR Schwerpunkt Femizide
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Grab von Hatun Sürücü: „Sürücüs Tod steht für viele Femizide“
       
       Hatun Aynur Sürücü wurde vor 20 Jahren ermordet. Nun läuft die Ruhefrist
       für ihr Grab aus. Die Grünen kämpfen für den Erhalt.
       
   DIR 20 Jahre nach dem Mord an Hatun Sürücü: Femizide im Namen des Patriarchats
       
       Mit einem stillen Gedenken ist am Freitag in Tempelhof an die Ermordung der
       jungen Berlinerin Hatun Aynur Sürücü vor 20 Jahren gedacht worden.
       
   DIR 20 Jahre nach dem Sürücü-Mord: Sie wollte ihr Leben selbst bestimmen
       
       Als Hatun Sürücü von ihrem Bruder getötet wurde, sprachen alle von
       Ehrenmord. Heute reden wir von Femiziden. Macht das Gewaltstrukturen
       sichtbarer?
       
   DIR Gewalt gegen Frauen: Die Täter sind überall
       
       Auf einer Konferenz werden innovative Ansätze zur Bekämpfung von Gewalt
       gegen Frauen gesucht. Besonders digitales Nachstellen erfordert ein
       Umdenken.
       
   DIR Kampf gegen Femizid: Mehr Schutz für Frauen
       
       Der rot-grüne-rote Senat beschließt zusätzliche Maßnahmen und engere
       Zusammenarbeit von Senatsverwaltungen. Dazu gehört auch ein achtes
       Frauenhaus.
       
   DIR Gedenken an Hatun Sürücü: Sexismus raus aus den Köpfen
       
       Seit 2007 arbeitet das Projekt Heroes mit Jungen in Schulworkshops zu
       männlichen Rollenbildern. Es ist nach dem Mord an Hatun Sürücü entstanden.