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       # taz.de -- Gewalt in Nahost: Luftkrieg geht weiter
       
       > Das israelische Militär hat zweiKommandeure des Islamischen Dschihad
       > getötet. Baerbock ruft zur Verhältnismäßigkeit auf und verurteilt
       > „Raketenterror“ aus Gaza.
       
   IMG Bild: Trauerfeier am Donnerstag für ein Mitglied des Islamischen Dschihad in Chan Junis, Gazastreifen
       
       Berlin taz | Das israelische Militär hat am Donnerstag erneut Ziele im
       Gazastreifen angegriffen und zwei weitere Kommandeure der militanten
       palästinensischen Gruppe Islamischer Dschihad getötet. Es handelt sich um
       zwei ranghohe [1][Mitglieder der Raketeneinheit der Organisation], deren
       Wohnorte im südlichen Gazastreifen angegriffen wurden. Zwei weitere
       Dschihadisten wurden ebenfalls getötet. Zuvor hatten Militante aus Gaza
       mehrere hundert Geschosse auf Israel abgefeuert. Die palästinensischen
       Angreifer in Gaza unterscheiden generell nicht zwischen zivilen und
       militärischen Zielen.
       
       Seit Beginn der jüngsten Eskalation in der Nacht auf Dienstag hat Israel
       fünf ranghohe Militante getötet und mehr als 160 Ziele angegriffen. Die
       Angriffe waren gezielt, gleichzeitig aber nahm das Militär die Tötung von
       etlichen Zivilisten in Kauf, da die Kommandeure an ihren privaten Wohnorten
       angegriffen wurden.
       
       Auf palästinensischer Seite wurden seit Dienstag mehr als 25 Menschen
       getötet und rund 80 verletzt; unter den Toten sind viele Frauen und Kinder.
       Nach israelischen Angaben gehen einige der Todesopfer auch auf Raketen des
       Islamischen Dschihad zurück, die im Gazastreifen niedergingen. Auf
       israelischer Seite sind bislang keine Toten oder Verletzten zu verzeichnen,
       jedoch heulten immer wieder Sirenen und eilten die Menschen in der
       Grenzregion sowie im Großraum Tel Aviv in Schutzräume.
       
       Bei dem Angriff auf den Kommandeur der Raketeneinheit des Islamischen
       Dschihad, Ali Ghali, am Donnerstagmorgen sei nur dessen Wohnung getroffen
       worden, der Rest des Gebäudes sei intakt, sagte ein israelischer
       Militärsprecher. „Die Wohnung wurde sehr präzise anvisiert.“ Über getötete
       Familienangehörige, wie bei den Angriffen am Dienstag, wurde nichts
       bekannt.
       
       Die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council forderte beide Seiten auf,
       sich an das humanitäre Völkerrecht zu halten. „Die wahllosen Angriffe auf
       Zivilisten in Gaza und Israel müssen aufhören“, teilte Caroline Ort,
       Palästina-Direktorin der Organisation, mit. „Israel muss sich an das
       Völkerrecht halten und zwischen Zivilisten, die direkt an den
       Feindseligkeiten beteiligt sind, und solchen, die dies nicht oder nicht
       mehr sind, unterscheiden. Der Islamische Dschihad darf keine direkten oder
       wahllosen Angriffe auf israelische Zivilisten durchführen.“ Ort wies darauf
       hin, dass ein Sechsjähriger in Gaza im Schnitt jedes Jahr Gewalt erlebt
       habe. Es gebe kaum ein Haus in Gaza, das nicht schon von Tod oder
       Zerstörung betroffen war.
       
       ## Treffen in Berlin
       
       Während die Gewalt eskaliert, laufen Bemühungen um eine Waffenruhe, die bis
       Donnerstagnachmittag allerdings zu keinem Ergebnis führten. In dem Konflikt
       vermittelt allen voran Ägypten, das eine Grenze mit dem Gazastreifen hat
       und seit 1979 mit Israel friedliche Beziehungen unterhält. Ägyptens
       Außenminister veröffentlichte gemeinsam mit seinem jordanischen
       Amtskollegen sowie den Außenministerinnen Deutschlands und Frankreichs
       einen Aufruf, das Blutvergießen zu stoppen.
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte während einer
       gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin den „Raketenterror“ aus Gaza, betonte
       jedoch auch, Israel habe zwar das Recht, sich zu verteidigen, zugleich aber
       die Pflicht, die Zivilbevölkerung zu schützen und Verhältnismäßigkeit zu
       wahren.
       
       Während am Donnerstag eine Waffenruhe in erreichbarer Nähe schien, dürften
       die Spannungen nächste Woche weiter steigen. Am Montag jährt sich die als
       Nakba bezeichnete Flucht und Vertreibung hunderttausender
       Palästinenser*innen im Zuge der Gründung Israels zum 75. Mal. Freitag
       ist ein Flaggenmarsch in Jerusalem geplant, mit dem ultrazionistische
       Israelis die Eroberung Ostjerusalems 1967 feiern. [2][Vor zwei Jahren war
       es rund um den Marsch zu Gewaltausbrüchen gekommen.]
       
       11 May 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR Jannis Hagmann
       
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