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       # taz.de -- Gift in Spielzeug: Toxischer Kinderspaß
       
       > Von der EU verbotene Schadstoffe finden sich zum Beispiel in
       > Plastikpuppen. Grund ist laut BUND die mangelnde Kontrollierbarkeit des
       > digitalen Handels.
       
   IMG Bild: Lecker Plastikspielzeug, hoffentlich ohne Gift
       
       Berlin taz | Teils sind es krebserregende Chemikalien, teils potenziell
       fortpflanzungsschädigende Weichmacher: Trotz EU-Verboten enthält
       Kinderspielzeug immer wieder Schadstoffe. Das zeigt eine aktuelle
       Marktrecherche des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Kontrollen
       würden vor allem beim Onlinehandel versagen, kritisiert der Umweltverband.
       
       Laut BUND schlug das „EU Safety Gate“ – das EU-Schnellwarnsystem für
       unsichere Produkte – 2022 bei über 200 Spielzeugen an, vor allem bei
       Plastikpuppen, Spielzeugschleim und aufblasbaren Weichplastikteilen. [1][In
       Spielzeugschleim etwa wurde häufig eine zu hohe Menge an Bor gefunden]. Das
       Halbmetall kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und Entwicklungsstörungen
       hervorrufen. Insgesamt stammten 90 Prozent der schadstoffhaltigen
       Spielwaren aus China.
       
       Die EU-Gesetze böten nicht genügend Schutz vor giftigen Spielwaren, weil
       die Behörden dem boomenden Onlinemarkt nicht hinterherkämen, kritisierte
       BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock: „Der Internethandel wird leider
       noch nicht vergleichbar mit dem stationären Handel überprüft.“ [2][So seien
       Plattformbetreiber nicht verpflichtet, Überwachungsbehörden Stichproben zur
       Verfügung zu stellen], um Produkte ihrer Anbieter zu überprüfen. Amazon,
       Ebay oder Alibaba könnten Schutzvorschriften deshalb legal umgehen, ohne
       ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen.
       
       ## Verbände fordern eine bessere Kontrolle
       
       Ein weiterer Punkt sei, dass sich die deutschen Überwachungsbehörden auf
       Länderebene nicht ausreichend abstimmen würden. Der BUND fordert deshalb
       gesetzliche Vorgaben für Produktkontrollen, Sanktionen, eine bessere
       Ausstattung der Überwachungsbehörden und eine länderübergreifende
       Zusammenarbeit.
       
       Auch Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbands der
       Spielwarenindustrie, sieht das „unkontrollierte Treiben auf
       Online-Marktplätzen“ kritisch. Spielwaren seien das am stärksten
       reglementierte Konsumgut in der EU, es brauche aber weitere Änderungen. Das
       [3][Gesetz über digitale Dienste und Märkte], das EU-weit ab 2024 gelten
       soll, sei ein Schritt in die richtige Richtung. Ob es reicht, bleibe
       abzuwarten.
       
       25 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/toxfox-check-giftiges-spielzeug/
   DIR [2] https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/rechtsgutachten-onlinehandel/
   DIR [3] https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/europa/eu-regeln-online-plattformen-1829232
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Koban
       
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