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       # taz.de -- Greta Thunberg in Hamburg: Der Star, der keiner sein will
       
       > Der Besuch Thunbergs in Hamburg führt dazu, dass Tausende Schüler*innen
       > für den Klimaschutz streiken. Sie wollen in Greta ein Vorbild sehen.
       
   IMG Bild: Minimalkonsens: Gemeinsam mit Greta
       
       Hamburg taz | Es ist Freitag, kurz nach halb neun. Zu Hunderten strömen
       SchülerInnen auf den Gänsemarkt zum Klimastreik. Eigentlich müssten sie im
       Unterricht sitzen. Die Reihen füllen sich, junge Menschen stehen dicht an
       dicht. Sie halten Schilder, Fahnen, Transparente und Plakate hoch.
       
       Alle lächeln, plaudern miteinander. Die Freude über die Gemeinsamkeit
       schwappt über den Platz. Aus einer Box dröhnt „Hurra, die Welt geht unter“
       von KIZ. Einige tanzen, andere rufen „Power to the people“ oder „Wir sind
       hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“. Doch von Greta keine
       Spur.
       
       Als der Gänsemarkt so voll ist, dass man die Füße keinen Zentimeter mehr
       bewegen kann, setzt die Demo sich in Bewegung. Mittendrin bewegt sich ein
       Podest vorwärts. Erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass es von
       zwei Menschen gezogen wird. Darauf stehen zwei Aktivist*innen von „Fridays
       for future“ mit Mikrofonen.
       
       Sie rufen Parolen und fordern die Menge zum Tanzen auf. Von Greta ist nicht
       die Rede. Heute sind alle für das Klima hier. Greta scheint als
       unscheinbares,selbstverständliches Demomitglied ein Teil der Demo zu sein.
       Aber sicher ist das nicht zu sagen.
       
       ## Plötzlich machen Tausende mit
       
       Natürlich war die Nachricht, dass die berühmte Klimaaktivistin Greta
       Thunberg den Streik in Hamburg begleiten würde, der Hauptgrund dafür, dass
       sich Tausende Schüler*innen in der Innenstadt versammeln – viel mehr, als
       die Veranstalter*innen erwartet hatten. Aber in den Gesprächen ist Greta
       kein Thema. Die wohl ungewöhnlichste Medienheldin der Welt scheint zwischen
       all den Menschen zu verschwinden.
       
       Ganz vorne, am Demoanfang ist sie. Die junge Aktivistin geht etwas verloren
       hinter einem großen Transparent. Darauf steht: „Act now or swim later“.
       Davor drängeln sich mehrere Dutzend Fotografen und Journalisten.
       
       Bewunderung, fast schon so etwas wie Andächtigkeit liegt in der Luft, so
       eine unpassende und untypische Persönlichkeit für Personenkult scheint sie
       zu haben. Fast schon vorsichtig und unsicher gehen die Demonstrant*innen
       mit ihr um.
       
       Niemand kreischt, niemand himmelt die 16-jährige Schwedin an, solange die
       Demo läuft. Nur hohe Aufmerksamkeit und vielleicht eine Spur Stolz darüber,
       heute mit Greta Thunberg zusammen zu demonstrieren. Manche möchten mit aufs
       Foto.
       
       Das ändert sich, als Greta auf die Bühne tritt. Auf einmal ist sie
       sprichwörtlich auf ein Podest gehoben. Die Schüler*innen kreischen, rufen
       nach ihr, klatschen und filmen sie mit ihren Smartphones. Ihre kurze Rede
       trägt sie sicher vor. Es sind dieselben Sätze, die man aus dem Fernsehen
       kennt, Zitate, die man immer wieder liest. Das Problem des Klimawandels ist
       schließlich auch immer noch das gleiche.
       
       ## Winken will Greta lieber nicht
       
       Danach will sie schnell von der Bühne steigen. Eine Aktivistin fordert sie
       auf, in die jubelnde Menge zu winken. Doch Greta will nicht, tritt einen
       Schritt zurück. Als die Parole „We love Greta!“ die Menge ergreift,
       verzieht sie unangenehm berührt das Gesicht. Für sie ist das hier kein
       Vergnügen.
       
       „Sie weiß, dass diese Aufmerksamkeit dazugehört und das schlussendlich auch
       von dieser Aufmerksamkeit abhängt, wie viel Erfolg sie beziehungsweise wir
       alle bei der Durchsetzung unseres Anliegens haben werden“, hatte die
       Klimaaktivistin Nele Brebeck von Fridays for future vor der Demo
       geschrieben. Und dennoch darum gebeten, von Interviewanfragen abzusehen.
       
       Zwei Schülerinnen, die stolz ihr selbst gebasteltes Pappschild mit der
       Aufschrift „The climate is changing, why aren’t we?“ in die Luft halten,
       sagen, aus ihrer Sicht sei Greta weniger wegen ihrer Prominenz, sondern
       eher als Auslöser und Vorbild für die Bewegung wichtig. „Wir bewundern sie,
       aber es geht bei diesem Streik um das Klima und nicht um einen hysterischen
       und naiven Hype um sie, der schnell wieder vergeht.“
       
       Greta sei ein wichtiges Gesicht für den weltweiten Kampf gegen den
       Klimawandel geworden, meint ein anderer Streikender. Er sehe sie als
       vorbildhafte und bewundernswerte Mitstreikende.
       
       1 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Essberger
       
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