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       # taz.de -- Groko einigt sich auf Haushalt 2020: Mehr Geld für Arbeit und Soziales
       
       > Nach 15-stündiger Sitzung steht der Etat der Groko für 2020 fest. Die
       > schwarze Null bleibt, einige Prioritäten werden sichtbar – doch die
       > Opposition ist enttäuscht.
       
   IMG Bild: Der Etat für 2020 steht: Finanzminister Olaf Scholz
       
       Berlin dpa | Die Große Koalition will im kommenden Jahr deutlich mehr Geld
       für Arbeit und Soziales, Klimaschutz und Familien ausgeben. Der
       [1][Bundeshaushalt für 2020] sieht Ausgaben von rund 362 Milliarden Euro
       vor – fast 6 Milliarden Euro mehr als in diesem Jahr. Zum siebten Mal in
       Folge sollen keine neuen Schulden gemacht werden. Das ergaben die
       abschließenden Beratungen des Haushaltsausschusses am frühen Freitagmorgen
       in Berlin. Der Bundestag will den Haushaltsentwurf nun in der Woche vom 25.
       bis 29. November verabschieden.
       
       In der mehr als 15-stündigen „Bereinigungssitzung“ beschlossen die
       Haushälter noch mehrere Änderungen am Entwurf von Finanzminister Olaf
       Scholz (SPD), den das Kabinett im Juni gebilligt hatte. Unter dem Strich
       wurden die Ausgaben im Vergleich dazu nun um 1,66 Milliarden Euro erhöht.
       Das kann finanziert werden, weil der Bund weniger Zinsen für seine Schulden
       zahlen muss und indem mehr Geld aus der Asyl-Rücklage genommen wird, die
       nach der Flüchtlingskrise angespart wurde.
       
       Vor allem der Etat des Ministeriums für Arbeit und Soziales, der bei weitem
       größte eines Ministeriums überhaupt, wächst nach dem Willen der
       Koalitionsfraktionen stärker als vorgesehen auf 150,22 Milliarden Euro.
       Dabei geht es vor allem um die Beteiligung des Bundes an Leistungen für
       Unterkunft und Heizung von Sozialhilfe- und Arbeitslosengeld-Empfängern
       sowie Arbeitslosengeld.
       
       ## Der Innenminister muss sparen
       
       Die Etats des Umwelt- und des Familienministeriums wachsen ebenfalls
       stärker als zunächst geplant. Geplante Kürzungen im Bildungsetat wurden
       zurückgenommen und zusätzliche Mittel für den [2][Digitalpakt Schule]
       bewilligt. Der Strukturwandel in den Kohleregionen wird mit zusätzlichen
       500 Millionen Euro unterstützt.
       
       Gesenkt wurden die Ausgaben des Innenministeriums. Minister Horst Seehofer
       (CSU) muss bei IT-Dienstleistungen, Geräten und Software sparen. Zugleich
       bekommt er neue Stellen beim Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz sowie
       längerfristig Geld für Transporthubschrauber bei der Bundespolizei.
       
       Vorgesehen sind in den Plänen von Finanzminister Scholz außerdem
       Entlastungen von Familien mit geringen Einkommen. So sollen Kinderzuschlag,
       Unterhaltsvorschuss und Kinderfreibeträge angepasst werden. Außerdem werden
       die ersten Maßnahmen für mehr Klimaschutz angegangen – etwa die Senkung der
       Mehrwertsteuer auf Bahntickets. Größere Entlastungen sind für 2021 geplant:
       Dann soll das Kindergeld erneut steigen. Außerdem fällt für die meisten
       Bundesbürger der Solidaritätszuschlag weg – die größte Steuersenkung der
       vergangenen Jahre.
       
       Der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion Eckhardt Rehberg (CDU)
       sagte, Rekordinvestitionen von 42,9 Milliarden Euro stärkten die
       Wachstumskräfte und machten Deutschland fit für die Zukunft. „Wir verfügen
       über die notwendigen Einnahmen, um die richtigen Schwerpunkte zu
       finanzieren: Klimaschutz, innere und äußere Sicherheit, Bildung und
       Forschung sowie soziale Sicherung.“ Altschuldenhilfen für überschuldete
       Kommunen, die Finanzminister Scholz angekündigt hatte, seien für den Bund
       allerdings nicht leistbar und verantwortungslos.
       
       Von der Opposition kam dagegen Kritik. FDP-Haushälter Otto Fricke sagte:
       „Bei der Koalition gab es erneut nur ein ‚Weiter so‘.“ Es seien keinerlei
       Zukunftsinitiativen zu erkennen. Die FDP dagegen habe gezeigt, dass der
       Solidaritätszuschlag eigentlich schon 2020 für alle Bürger abgeschafft
       werden könne.
       
       Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler betonte: „Der Koalition
       fehlt der Wille, endlich zu handeln.“ Auf die Klimakrise, die stotternde
       Konjunktur und soziale Ungleichheit gebe die Koalition keine Antworten.
       „Dieser Haushalt hat keine Zukunft, er gefährdet sie.“ Angesichts von
       Nullzinsen und mangelnder Investitionen sei es unverantwortlich, auf neue
       Schulden zu verzichten. „Die schwarze Null hat sich überlebt.“
       
       15 Nov 2019
       
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