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       # taz.de -- Hightech-Strategie der Bundesregierung: Eine neue To-do-Liste
       
       > Sechs Zukunftsthemen möchte die Regierung mit der neuen
       > Hightech-Strategie anpacken. Neu ist vor allem: die Entdeckung des
       > ländlichen Raums.
       
   IMG Bild: Bundesforschungsministerin Anja Karliczek auf Besichtigungstour im Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
       
       Berlin taz | Einen „Leitfaden für die Zukunft“ sieht die Bundesregierung in
       der am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen neuen „Hightech-Strategie 2025“,
       dem zentralen Papier für die künftige Innovationspolitik. Die
       Forschungsaktivitäten der einzelnen Ministerien werden in sechs „großen
       gesellschaftlichen Herausforderungen“ gebündelt und in zwölf „Missionen“
       besonders sichtbar gemacht werden. Für die Themen der Hightech-Strategie
       gibt der Bund in diesem Jahr 15,8 Milliarden Euro aus.
       
       Mit der neuen Strategie – das erste Konzept stammt aus dem Jahre 2006 –
       wolle die Regierung „den Menschen Orientierung geben, neue Perspektiven
       aufzeigen und Mut und Lust auf Zukunft machen“, sagte
       Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) bei der Vorstellung des
       Konzepts, das federführend in ihrem Haus entstand. Durch Forschung und
       Innovation sollen „spürbare Fortschritte in der Lebensqualität“ aller
       Bürger erreicht werden.
       
       Als Beispiele nannte sie den Kampf gegen den Krebs, gleichwertige
       Lebensverhältnisse in Stadt und Land sowie weniger Plastikmüll in der
       Umwelt. Die „großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ rubriziert das
       66-Seiten-Papier in Gesundheit, Nachhaltigkeit, Mobilität, Stadt und Land,
       Sicherheit sowie Wirtschaft.
       
       Neu an der Hightech-Strategie ist eine noch stärkere Orientierung auf den
       Transfer zwischen der Wissenschaft auf der einen Seite und Wirtschaft und
       Gesellschaft auf der Anwendungsseite. Dieser Prozess müsse viel schneller
       ablaufen. Neue Instrumente sind zwei Agenturen für „Sprunginnovationen“ im
       zivilen Bereich sowie für Cybersicherheit, die schon vorige Woche
       vorgestellt wurden. „Junge, hochinnovative Zukunftscluster“ in der
       Wissenschaft und „Experimentierräume“ für soziale Innovationen sollen
       gefördert werde. Auch die steuerliche Forschungsförderung steht – zum
       wiederholten Male – auf der To-do-Liste.
       
       Interessant ist die neue Ausrichtung auf den Bereich „Stadt und Land“, der
       als Forschungsthema in der Koalitionsvereinbarung noch nicht auftauchte.
       „Wir werden insbesondere strukturschwächere und periphere Regionen dabei
       unterstützen, die Wirtschaftsstrukturen ebenso wie soziale und technische
       Infrastrukturen zukunftsfähig zu gestalten“, heißt es in der
       Hightech-Strategie.
       
       ## Modernisierungsschub für abgehängte Regionen
       
       Es gehe um „Forschung und Innovationen zur Stärkung regionaler
       Wertschöpfungsketten“ ebenso wie um eine „flächendeckende
       Breitbandversorgung“. Spürbar ist, wenn auch unausgesprochen: Dem hohen
       AfD-Zuspruch in den „abgehängten Regionen“ soll mit einem
       Modernisierungsschub Paroli geboten werden.
       
       Anna Christmann, innovationspolitische Sprecherin der
       Grünen-Bundestagsfraktion, vermisste „den dringend benötigten großen Wurf.“
       Stattdessen werde erneut „ein Sammelsurium an Einzelmaßnahmen“ als
       Hightech-Strategie verkauft. Christmann:„Mit so kleinteiligen und
       nationalen Maßnahmen werden wir weder der Klimakrise noch den neuen
       Technologien gerecht.“
       
       Thomas Sattelberger von der FDP-Fraktion verwies darauf, dass die
       Forschungsförderung von Informations- und Kommunikationstechnologie
       zwischen 2009 und 2017 „nur um lächerliche 0,03 Prozent gestiegen“ sei.
       „Deutschland hat wichtige Trends der Künstlichen Intelligenz verschlafen“,
       so der Oppositionspolitiker. Nötig sei ein „systematisches Frühwarnradar
       für aufkommende Trends“.
       
       6 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Ronzheimer
       
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