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       # taz.de -- Hitzewelle in Spanien: Sommer im Januar
       
       > Bis zu 30 Grad in den Mittelmeerstädten Valencia, Murcia und Málaga:
       > Spanien leidet unter einer klimawandelbedingten Hitzeperiode.
       
   IMG Bild: Der ungewöhnlich warme Winter treibt die Menschen an den Strand von Valencia
       
       Madrid taz | 28 bis 30 Grad in den Mittelmeerstädten Valencia und Murcia im
       Osten und Málaga im Süden, 20 Grad in den Bergen von Madrid, wo eigentlich
       Schnee liegen sollte: Spanien misst mitten im Januar Temperaturen, wie sie
       für Mai typisch sind.
       
       Bereits jetzt haben knapp die Hälfte aller Wetterstationen im Land 20 Grad
       und mehr gemessen. Die Wetterbehörde [1][Aemet] sagt für die kommenden Tage
       sogar noch einen leichten Temperaturanstieg voraus.
       
       Ein Hochdruckgebiet steht stabil über Spanien und verhindert, dass der
       Winter zurückkehrt. Eine „Anomalie“ sei das, erklärt ein Sprecher von Aemet
       im öffentlichen Radio RNE. Bereits vor etwas mehr als einem Monat
       erreichten die Temperaturen in Spanien ebenfalls knapp 30 Grad.
       Klimaforscher schreiben diese extremen Wetterlagen dem Klimawandel zu.
       
       Die Folgen der immer längeren und immer heißeren Sommer, sowie der
       [2][milden und niederschlagsarmen Winter] sind in weiten Teilen Spaniens zu
       spüren. Andalusien im Süden und [3][Katalonien] im Nordosten leiden unter
       schwerer Trockenheit.
       
       ## Wassernotstand in Katalonien
       
       In [4][Katalonien] droht ab kommenden Monat für rund sechs Millionen
       Menschen der Wassernotstand. Dieser wird ausgerufen, sobald die Stauseen
       unter 16 Prozent ihres Fassungsvermögens sinken. Nur noch wenige Zehntel
       trennen Barcelona und sein Umland davon. Der Wassernotstand bedeutet eine
       Deckelung des Pro-Kopf-Verbrauchs sowie eine Senkung des Wasserdrucks auf
       den Leitungen. Der Hafen von Barcelona hat angekündigt, dass
       Kreuzfahrtschiffe ihre Wassertanks nicht mehr füllen können.
       
       Bereits jetzt herrscht im Großraum Barcelona der Wasser-Vornotstand.
       Private Schwimmbecken dürfen nicht gefüllt, Rasen und Golfplätze nicht
       gegossen werden. Die Landwirtschaft muss 40 Prozent Wasser einsparen, die
       Industrie 15 Prozent. Zierbrunnen werden abgeschaltet.
       
       Die [5][andalusische Regionalregierung] hat angekündigt, spätestens im
       Sommer die Wasserversorgung für mehrere Stunden am Tag unterbrechen zu
       müssen, sollte es nicht bald 30 Tage am Stück regnen – was wohl kaum
       eintreten wird.
       
       Neben dem Wassermangel schaden auch die Temperaturen selbst der
       Landwirtschaft. Vielerorts fürchten vor allem die Obstbauern um die Ernte.
       So brauchen etwa Zitrusfrüchte für ihren Reifungsprozess die derzeit
       fehlende Kälte. Und andere Arten beginnen zu früh zu blühen. Kommt dann
       nochmal eine Frostperiode, sterben die Blüten ab. Die Bäume werden dann
       keine Früchte tragen.
       
       Dass der Januar – eigentlich der kälteste Monat in Spanien – wärmer
       geworden ist, zeigen die langjährigen Messungen. Der Meteorologe Roberto
       Grande hat die Temperaturentwicklung in Spanien über die vergangenen
       Jahrzehnte erforscht. „Der Januar weist in den letzten Jahren immer mehr
       warme Tage auf“, sagt er. Warm heißt: 80 Prozent dessen, was im Schnitt der
       vergangenen 60 Jahre im Januar die Höchsttemperatur an der jeweiligen
       Wetterstation war.
       
       ## Keine guten Aussichten
       
       In vielen Wetterstationen wurde in den 1960er-Jahren im Januar ein warmer
       Tag gemessen. Mittlerweile sind es fünf oder mehr. „Am auffälligsten ist
       die Entwicklung am Fabra-Observatorium in Barcelona. „Hier waren es zwei
       warme Tage und jetzt sind es elf“, schreibt Roberto Grande auf dem
       Wetterportal eltiempo.es.
       
       Der Aufwärts-Trend habe sich in den letzten Jahren besonders beschleunigt.
       „Wir werden die nächsten Jahre abwarten müssen, um die Entwicklung genauer
       zu erkennen, aber die Aussichten sind nicht gut“, resümiert Grande.
       
       26 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.aemet.es/es/portada
   DIR [2] /Winterduerre-in-Europa/!5916007
   DIR [3] /Duerre-in-Spanien/!5903050
   DIR [4] /Weinbau-trotz-Klimawandel-in-Spanien/!5940062
   DIR [5] /Proteste-in-Spanien/!5905158
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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