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       # taz.de -- Hitzewelle ist menschengemacht: Anpassen und Emissionen senken
       
       > Extremtemperaturen und Hitzetode werden häufiger. Umso wichtiger sind
       > Warnsysteme, ein Umbau der Städte – und die Reduktion des CO2-Ausstoßes.
       
   IMG Bild: Kurze Erfrischung: Trinkbrunnen in Berlin
       
       Wenn man an tödliche Naturkatastrophen denkt, hat man erst mal Stürme vor
       Augen, vielleicht auch Überschwemmungen oder Erdbeben. Auf jeden Fall
       kaputte Häuser und entwurzelte Bäume. Die tödlichste Naturkatastrophe aber
       ist vielerorts unscheinbarer, hinterlässt keine Schneise der Zerstörung:
       die Hitze. In Europa sind im vergangenen Sommer rund 60.000 Menschen an den
       Folgen extrem hoher Temperaturen gestorben. Hitze begünstigt und
       verschlimmert Krankheiten und Verletzungen, vom Hitzeschlag über
       Nierenprobleme und Thrombosen bis zum Herzinfarkt.
       
       An vielen Orten auf der Nordhalbkugel war es im Juli extrem heiß, mit
       Temperaturen über 45 Grad, teils bis an die 50 Grad.
       Wissenschaftler:innen haben nun [1][in einer Studie] nachgewiesen: Das
       war die Klimakrise. Streng genommen geht es also gar nicht um eine
       Naturkatastrophe. Es ist ein menschliches Drama.
       
       In China haben die Treibhausgas-Emissionen die Extremtemperaturen deutlich
       wahrscheinlicher gemacht. In Südeuropa und Nordamerika ist der Effekt noch
       stärker. Ohne Klimawandel hätte man solch eine Hitzewelle dort nicht nur
       seltener, sondern womöglich nie erlebt. Mittlerweile ist so viel
       Kohlendioxid in der Atmosphäre, dass Hitzewellen regelmäßig vorkommen
       können.
       
       Auch in Deutschland führt Hitze zu gesundheitlichen Notlagen. Mehr als
       8.000 der 60.000 europäischen Hitzetote gab es in der Bundesrepublik. Es
       ist deshalb gut, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen
       Nationalen [2][Hitzeschutzplan] entwerfen will, wie er vor einigen Wochen
       angekündigt hat. Man könnte auch sagen: Es ist überfällig. In Frankreich
       gibt es so etwas seit 2004, als schnelle Reaktion auf die vielen
       europäischen Hitzetoten im Jahr 2003. In Deutschland wurden weder Rot-Grün
       noch die folgenden Merkel-Kabinette tätig.
       
       ## Rezepte für den Städte-Umbau
       
       Dabei wäre es wichtig, dass im Ernstfall Warnsysteme funktionieren. Dass
       Behörden und Bürger:innen Bescheid wissen, wie und wo sie Schutz bieten
       und suchen müssen. Dass Städte so umgebaut werden, dass sie kühle Orte
       bieten. Die Rezepte dafür sind eigentlich altbekannt: Grün- und
       Wasserflächen sowie [3][Frischluftschneisen] helfen zum Beispiel.
       
       Umso wichtiger: die drastische Senkung der Treibhausgas-Emissionen. Um die
       Erderhitzung bei 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sie sich weltweit
       eigentlich bis 2030 halbieren, um bis 2050 den Nullpunkt zu erreichen.
       Angesichts dessen, dass die Emissionen global gesehen immer noch steigen,
       wirkt dieser Fahrplan mit jedem Hitzesommer aberwitziger – und bleibt
       trotzdem nötig.
       
       25 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Studie-zu-Hitze-auf-der-Nordhalbkugel/!5950755
   DIR [2] /Expertin-ueber-Hitzeschutz-in-Deutschland/!5947434
   DIR [3] /Klimaforscherin-ueber-Umgang-mit-Hitze/!5867028
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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