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       # taz.de -- Homosexuellen droht jetzt Steinigung: Bruneis Rückkehr in die Steinzeit
       
       > Im reichen Ölsultanat wird die Scharia-Gesetzgebung verschärft. Schon
       > bisher drohte Homosexuellen bis zu zehn Jahre Haft für
       > Geschlechtsverkehr.
       
   IMG Bild: Bruneis Sultan Hassanal Bolkiah: Einst war er ein Playboy, jetzt versucht er Islamisten zu gefallen
       
       Berlin taz | Im konservativen südostasiatischen Öl-Sultanat Brunei wird zum
       3. April die Scharia-Gesetzgebung verschärft. Ab dem Tag kann homosexueller
       Geschlechtsverkehr sowie außerehelicher Sex mit Steinigung bestraft werden.
       Die Strafe soll Muslime wie Nicht-Muslime treffen, doch bedarf es mehrerer
       muslimischer Zeugen. Bei einer Verurteilung wegen Diebstahls droht zudem
       künftig die Amputation der rechten Hand, im Wiederholungsfall auch des
       linken Beins.
       
       Die Gesetzesverschärfungen hat die Staatsanwaltschaft des knapp eine halbe
       Million Einwohner zählenden Landes laut New York Times bereits im letzten
       Jahr auf ihrer Webseite angekündigt. Dies wurde jedoch erst kürzlich
       bemerkt und hat inzwischen bei Menschenrechtsorganisationen einen Aufschrei
       ausgelöst.
       
       Hinter der neuen Gesetzgebung dürfte der fast absolutistisch herrschende
       Sultan Hassanal Bolkhiah stehen. Er ist nicht nur Staatsoberhaupt, sondern
       auch Premier-, Außen-, Verteidigungs-, Wirtschafts- und Finanzminister
       sowie Oberhaupt der islamischen Staatsreligion.
       
       Amnesty international bezeichnete die Gesetzesverschärfung als „grausam und
       unmenschlich“ und forderte die Regierung in Bandar Seri Begawan auf, davon
       abzusehen. Einvernehmlicher Sex gleichgeschlechtlicher Paare dürfe nicht
       als Straftat eingeordnet werden.
       
       ## Sultan gibt Islamisten nach
       
       Beobachter werten die Verschärfung als Nachgeben des Sultans auf den
       wachsenden Druck islamistischer Kräfte. Auch in den Nachbarländern
       Indonesien und Malaysia werden Homosexuelle diskriminiert, wenngleich nicht
       so drastisch.
       
       Der 72-jährige Sultan, der seit 1967 amtiert und mit seinen Frauen zwölf
       Kinder hat, ist einer der reichsten Männer der Welt. Der frühere Playboy
       soll in einem Palast mit mehr als 1.700 Zimmern leben und mehr als hundert
       Ferraris besitzen. Sein obzöner Luxus kann innerhalb des Landes, das
       immerhin ein kostenloses Bildungs- und Gesundheitssystem hat, nur unter der
       Hand kritisiert werden.
       
       Brunei Darussalam, dessen offizieller Name übersetzt „Heimat des Friedens“
       heißt, liegt im Nordwesten der Insel Borneo und ist etwa so groß wie
       Zypern. Zwei Drittel der Bevölkerung sind muslimischen Glaubens.
       
       ## Britisches Kolonialrecht lebt weiter
       
       Bisher konnte dort homosexueller Geschlechtsverkehr schon mit bis zu zehn
       Jahren Haft bestraft werden. Bereits in der britischen Kolonialzeit, die
       dort erst 1984 endete, war Homosexualität strafbar. Auch die Todesstrafe
       hat Brunei aus der Kolonialzeit übernommen, doch sie wurde in den letzten
       Jahren nicht mehr vollstreckt.
       
       Die jetzige Gesetzesverschärfung war eigentlich schon 2014 vorgesehen.
       Damals hatte es allerdings einen großen internationalen Aufschrei gegeben,
       der den Sultan offenbar überrascht hat. Die Reaktionen reichten damals bis
       hin zum Boykott des berühmten Beverly Hills Hotels am Sunset Boulevard von
       Los Angeles. In der Nobelherberge, die Bruneis Sultan 1987 erwarb, steigen
       normalerweise auch viele Hollywood-Stars ab. Die meisten von ihnen bekennen
       sich aber zu den Rechten von Homosexuellen und wollen auf keinen Fall mit
       der mittelalterlichen Politik des Sultans in Verbindung gebracht werden,
       was zum Boykott führte.
       
       Damals unterstützten auch viele der 600 Angestellten des Hotels die
       Demonstranten davor, indem sie diese laut Los Angeles Times bei ihren
       Protesten mit Keksen und Wasser versorgten.
       
       28 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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