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       # taz.de -- Hooligans unterwegs: Gemeinsam geprügelt
       
       > Bremer und Hamburger Hooligans reisen gemeinsam zur Demo in Köln. Danach
       > streiten sie über die Randale.
       
   IMG Bild: Johlend und angetrunken: Bei den Ausschreitungen in Köln waren auch norddeutsche Krawalltouristen dabei.
       
       HAMBURG taz | Um 9.07 Uhr stiegen am vergangenen Sonntag etwa 40 Bremer
       Hooligans in den Bummelzug Richtung Süden, in dem sie Fans aus Hamburg
       bereits erwarteten. Sie trugen Jacken mit der Aufschrift „Fuck 1. FCK“ und
       Sonnenbrillen am Hinterkopf. Das gemeinsame Ziel: die Demonstration unter
       dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) in Köln.
       
       Bisher prügelten sich verfeindete Hool-Truppen aus dem Bundesgebiet
       untereinander, für den Sonntag einte sie ein gemeinsames Feindbild, „in den
       Farben getrennt, in der Sache vereint“. Als Kampftruppe gegen die
       Salafisten wollen sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, doch
       während des Aufmarsches skandierten Teilnehmer wie bei rechten Aufmärschen
       „Hier marschiert der nationale Widerstand“ oder „Ausländer raus“. Angeheizt
       wurde die Stimmung durch führende Bremer Rechte und Hooligans. Als
       „Regionalleiter Nord“ fungierte ein Werder Fan, der sich „Captain Flubber“
       nennt, das Schwergewicht mit Irokesenschnitt koordinierte die Anreise.
       Früher war er Schlagzeuger in der rechten Bremer Musikgruppe „Vollkontact“,
       einer kurzzeitigen Abspaltung der Band „Kategorie C“.
       
       Ständig telefonierend wartete Hannes Ostendorf, der Bremer Sänger von
       „Kategorie C“, auf den Auftritt vor der johlenden und angetrunkenen Menge
       am Hauptbahnhof. KC ist im Polizeijargon die Abkürzung für besonders
       gewaltaffine Hooligans. Fast jeder Dritte in Köln zeigte sich mit einem
       Shirt der bekanntesten Hooligan-Kultgruppe.
       
       Einige trugen zudem Kleidung mit der Aufschrift „Sieg oder Spielabbruch“,
       dem Namen eines Fanladens aus Bremen, dessen Betreiber früher für das
       Management von KC zuständig war. Das ebenfalls beliebte Szene-Label „Sport
       frei“ ließ sich Henrik Ostendorf patentieren. Die beiden Brüder vertraten
       mit anderen die Hooligan-Gang „Standarte Bremen“.
       
       Die HoGeSa geht weit über das übliche Spektrum hinaus, so beteiligten sich
       in Köln auch zahlreiche Rechtsextreme wie der Bremer Michael Kurzeja von
       „Die Rechte“. Gefährliche Mischszenen, zu denen auch die rockerähnliche
       Bruderschaft „Nordic 12“ zählt, zeigten sich ebenso wie der ehemalige
       Vize-Präsident des verbotenen „MC Schwarze Schar“ aus Wismar.
       
       Der Hamburger Rechtsextremist Thorsten de Vries führte einst den verbotenen
       Deutschen Kameradschaftsbund in Wilhelmshaven an, in Köln forderte der
       45-jährige Kampfsportler auf der Bühne schreiend eine radikale europäische
       Bewegung. Vorher hatte er auf Facebook in einem offenen Brief an die
       HoGeSa-Oberen mehr Mitspracherecht für die Hools der Hamburger Löwen
       eingefordert, ansonsten würden sie im Norden ihr „eigenes HoGeSa-Ding“
       machen. Nach der Randale in Köln stellte de Vries den Zusammenhalt „der
       Familie“ in Frage. Gegen die „besoffenen Spastis“ in Köln, so de Vries auf
       Facebook, könne nur seine „politisch beste sportliche Alt-Abteilung“ aus
       „echten Hooligans“ helfen.
       
       29 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Röpke
       
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