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       # taz.de -- Hype um Freibadpommes: Erfolgsrezept vom Beckenrand
       
       > Sommer, Sonne, Freibadzeit. Und was da gegessen wird, ist klar. Doch
       > warum wird um die Fritten vom Schwimmbadkiosk so ein Kult veranstaltet?
       
   IMG Bild: Freibad ohne Pommes ist wie das Schwimmbecken ohne Wasser
       
       Mit der 32. Folge dieser Kolumne beginne ich, mich selbst zu zitieren, und
       schaue zurück [1][auf Folge 20], wo es um die Liebe von Journalisten zu
       Knödeln im tschechischen Speisewagen ging. „Da wäre zum Ersten die
       Nostalgie: Der Wagen atmet den Geist einer früheren Zeit, und zwar der
       guten alten. (…) Dann lieben wir Journalisten es, über Soulfood zu
       schreiben, die kleinen #gönndir-Oasen in der Enthaltsamkeitswüste von
       Degrowth und Selbstoptimierung. Wie eben Knödel mit Braten. (Ähnlicher
       Dauerbrenner: die kultigen Freibadpommes.)“
       
       Womit wir beim heutigen sommerlichen Thema wären. Die kultigen
       Freibadpommes. Kurz die Google-News-Suche angeschmissen: „Das
       Freibadpommes-Ketchupfleck-Gefühl“ ([2][Spiegel Online], 13. 7. 2024), „Ti
       amo, Freibadpommes – Eine Liebeserklärung an das frittierte Glück“
       ([3][Stuttgarter Zeitung], 17. 7.), „Es wird wieder Zeit für Freibadpommes
       in Hamm“ ([4][Radio Lippewelle], 26. 6.). Selbst das Gourmetmagazin
       falstaff lässt über die beliebtesten Fritten abstimmen. Es soll sie
       übrigens [5][im Saarland geben], im St. Ingberter Freibad Blau.
       
       Längst finden sich auch passende Songs, von Sarah Connor („Und diese
       Frei-Frei-Freibadpommes schmecken noch wie früher/ Chlor-Haut und Capri
       Sonne hatten wir nie zu viel/ Knutschflecken, Liebeskummer, warum bist du
       nicht hier?“) und von Kapelle Petra („Komm wir fahren heut’ mit dem Rad/
       Barfuß, wie als wir Kinder waren (…) Fritteusenduft und Sonnenbrand/ So
       fühlt sich der Sommer an“).
       
       Warum der Hype? Vor allem, weil, siehe oben, Soulfood auf Nostalgie trifft,
       die hier doppelt reinhaut. Denn noch mehr als nach einer vergangenen Zeit
       sehnt man sich nach der eigenen Jugend. Damals, hach, als die Tage noch
       unendlich und unbeschwert waren … das ist natürlich Quatsch, die Pubertät
       war die Hölle. Aber die menschliche Erinnerung ist gnädig, und Chlorwasser
       verklärt die Gedanken.
       
       Dazu greift das psychologische Prinzip der anlassbezogenen
       Jieper-Verdrahtung: [6][Popcorn] im Kino, Tomatensaft im Flugzeug – bingo!
       Und dann schmecken frische Pommes halt auch fast immer gut, Fett und Salz
       for the win. Sie sind außerdem günstig und gut zum Teilen.
       
       Wie aus jeder Nostalgie wird auch aus dieser ein Geschäft gemacht. 2022
       brachte der Gewürzmischungshersteller Ankerkraut seinen „Freibad
       Pommes“-Mix auf den Markt. Und seit Frühjahr vertreibt Iglo tiefgekühlte
       „Freibad Pommes“ in den Formaten „Dünne Dinger“, „Klassische Kiosk-Fritten“
       und „Wilde Wellen“. Das ist natürlich Doppelquatsch, der Witz an
       Freibadpommes ist ja nicht die Rezeptur, sondern der Ort. Zu Hause
       schmecken die gleichen Fritten irgendwie fade. Irgendwie falsch.
       
       25 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Im-tschechischen-Speisewagen/!5928972
   DIR [2] https://www.spiegel.de/familie/sommer-mit-kindern-das-freibadpommes-ketchupfleck-gefuehl-a-61785506-fd94-458e-9915-5f254b092ef1
   DIR [3] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.eine-liebeserklaerung-an-das-frittierte-glueck-ti-amo-freibadpommes.f8840756-4452-435e-a5fc-cfce4b040941.html
   DIR [4] https://www.lippewelle.de/artikel/es-wird-wieder-zeit-fuer-freibadpommes-in-hamm-2024232.html
   DIR [5] https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saar-pfalz-kreis/sanktingbert/blau-st-ingbert-das-geheimnis-der-besten-schwimmbad-pommes-12_aid-115849979?utm_campaign=plus&utm_medium=artikel&utm_source=sol
   DIR [6] /Vielfaeltiges-Popcorn/!5977525
       
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