# taz.de -- Hypehandy zu Fantasiepreisen: Der große iPhone-Stadel
> In Deutschland balgt sich T-Mobile, Vodafone und Debitel um Apples
> Hypehandy, in Frankreich werden die örtlichen iPhone-Tarife bekannt. Die
> europäische Kundschaft reagiert bisher zögerlich.
IMG Bild: Der Eiertanz ums iPhone geht weiter.
Wer derzeit ganz viel Geld hat, kann sich ein besonders luxuriöses
Weihnachtsgeschenk kaufen: Ein iPhone von Apple, das in allen Netzen funkt.
Satte 1000 Euro - und damit 600 Euro mehr als den Standardpreis - will der
hiesige Vertragspartner T-Mobile für dieses Wunderwerk der Technik haben.
Der besondere Vorteil: Man muss sich nicht für 24 Monate an den
Netzbetreiber binden und spart so immerhin 50 Euro im Monat und kann trotz
Hip-Handy weiterhin bei einem anderen Mobilfunker bleiben.
Ganz freiwillig bietet T-Mobile dieses Superteuer-Produkt allerdings nicht
an: Konkurrent Vodafone hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach
die Telekom-Tochter das lange erwartete Touchscreen-Gerät auch für andere
Netze zur Verfügung stellen muss. In Reaktion darauf zauberte man bei dem
magentafarbenen Anbieter die niedrige vierstellige Bepreisung aus dem Hut,
von der man anscheinend annahm, dass niemand auf einen solchen Deal
eingehen würde.
Der Spuk könnte am Donnerstag vorbei sein: Dann treffen sich die
Streithähne vor dem Hamburger Landgericht, um darüber verhandeln zu lassen,
ob die Verfügung korrekt war. Sollte der Richter Vodafone recht geben,
würde das Kuriosum noch einige Monate weitergehen, während T-Mobile ein
Hauptverfahren startet. Vodafone geht es laut Firmenchef Friedrich Joussen
vor allem ums Prinzip. Schließlich könnte die Koppelung von Handy und Netz
künftig den Mobilfunkmarkt umkrempeln - Apple verdient als erster
Hersteller überhaupt an den Telefonieumsätzen mit, kann dies aber nur, wenn
ein einziger exklusiver Partner besteht.
Die Balgerei um das iPhone betrifft unterdessen nicht nur die Streithähne
Vodafone und T-Mobile. Auch der kleinere Netzbetreiber Debitel mischt nun
mit: Die Firma kündigte am Dienstag an, T-Mobiles 1000 Euro-iPhone als
Chance zu nutzen, selbst im Geschäft um Apples Kultteil mitzumischen. Die
600 Euro, die für das entsperrte Gerät zusätzlich anfallen, will Debitel
Neukunden zurückzahlen, wenn sie einen Vertrag mit dem Provider eingehen.
Der ist 10 Euro billiger als der von T-Mobile (40 Euro), soll aber ähnliche
Funktionalitäten mit kleinen Einschränkungen bieten - in den Netzen von
E-Plus, O2 und Vodafone. Möglich bleibt das aber nur, wenn T-Mobile am
Donnerstag in Hamburg verliert und das entsperrte Gerät weiter anbieten
muss.
Auch in Frankreich geht derweil der iPhone-Trubel los: Am Donnerstag
startet der Exklusiv-Anbieter Orange, eine Tochter der France Telecom, mit
dem Verkauf in seinen Shops. Im Gegensatz zu Deutschland will man dort
neben Vertragshandys sofort auch entsperrte Geräte für alle Netze verkaufen
- örtliches Recht macht es möglich. Ganz so extrem wie T-Mobile langt
Orange dafür nicht hin: Hier werden 750 Euro fällig - doch das macht auch
einen Aufpreis von immerhin noch 350 Euro. Das könnte zu einer Art
iPhone-Tourismus führen, meinen Experten - oder einem Graumarkt, bei dem
billig in Frankreich eingekauft und in Deutschland teuer abgesetzt wird.
Orange hat bislang noch nicht angedeutet, ob und wie dies verhindert werden
soll; in den USA geht Apple mit Verkaufsrestriktionen (zwei Geräte pro
Person, Kreditkartenzwang) dagegen vor.
Fragt sich allerdings, ob sich Netzbetreiber wie Händler nicht zu früh
gefreut haben. In Europa, so scheint es zumindest wenige Wochen nach
Verkaufsstart, läuft der Absatz des iPhones deutlich schleppender an als in
den USA. Insiderberichten zufolge soll etwa der große Apple-Laden in London
noch immer auf der ersten Lieferung vom 9. November sitzen. Sollte das
tatsächlich stimmen, lässt sich der Grund wohl im hohen Preis für das Gerät
finden, das nicht von den Netzbetreibern subventioniert werden darf. Auch
die europäischen Tarife und langen Vertragslaufzeiten könnten Nutzer
abschrecken - Apple hat hier gegenüber den USA teilweise noch deutlich
drauflegen lassen.
Vielleicht ist es aber auch einfach der Hype um das Gerät, das seit Monaten
in den Schlagzeilen ist, der die Kundschaft nervt. Andererseits: Auch
Apples Erfolgs-Musikspieler, der iPod, benötigte in Europa länger als in
den USA. Heute dominiert er.
28 Nov 2007
## AUTOREN
DIR Ben Schwan
## ARTIKEL ZUM THEMA