URI: 
       # taz.de -- Impfdebatte in der Pflegebranche: „Gekündigt wird niemand“
       
       > Die Hälfte der Beschäftigten in Pflegeheimen wolle sich impfen lassen,
       > schätzen Experten. Es werde niemand gekündigt, der nicht geimpft sei.
       
   IMG Bild: Über 50 Prozent der Beschäftigten in Pflegeheimen wollen sich gegen Corona impfen lassen
       
       Berlin taz | Etwas über die Hälfte der Beschäftigten in Pflegeheimen werden
       sich gegen Corona impfen lassen, schätzt Herbert Mauel, Geschäftsführer des
       Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Dies bedeutet
       umgekehrt, dass es in vielen Heimen weiterhin Pflegekräfte geben wird, die
       sich nicht impfen lassen. „Es wird aber keiner gekündigt, der nicht geimpft
       ist“, betont Mauel, in dessen Verband Betreiber von Heimen und ambulanten
       Pflegediensten organisiert sind.
       
       In den sozialen Netzwerken wie „[1][Wir-sind-die-Pflege]“ toben derzeit die
       Diskussionen um die Impffrage. Pflegekräfte, die sich nicht impfen lassen
       wollen, verweigern dies aus Furcht vor Nebenwirkungen und
       Folgeerscheinungen. Viele wollen auch nur eine Weile abwarten, welche
       Nebenwirkungen sich bei anderen in den Impfkampagnen zeigen.
       
       Es werde niemand gekündigt, der nicht geimpft ist, sagt auch Mathilde
       Langendorf, Sprecherin des Deutschen Caritasverbandes. „Es gibt keine
       Impfpflicht und arbeitsrechtlich keine Möglichkeit, eine Impfung zum
       Gegenstand des Arbeitsvertrages zu machen“, erklärt Langendorf.
       
       „Wir werden Mitarbeitern, die sich gegen eine Impfung entschieden haben,
       nicht kündigen“, sagt ebenfalls Tanja Kurz, Sprecherin der Korian-Gruppe,
       eines großen Pflegeheimbetreibers. „Das dürfen wir auch gar nicht.“
       
       ## Maskenpflicht entscheidet
       
       Bisher müssen sowohl Geimpfte als auch Nichtgeimpfte in den Heimen
       weiterhin die Regeln des Infektionsschutzes einhalten. „Man muss so oder so
       eine unangenehme Maske tragen, für acht bis neun Stunden“, sagt Mauel.
       
       Erst bis Ende Februar soll wissenschaftlich geklärt sein, ob Geimpfte das
       Virus trotz der Impfung noch weitergeben können oder eben nicht. Wäre klar,
       dass die Geimpften nicht mehr infektiös sein können und müssten diese dann
       auch bei der Arbeit die beschwerlichen Masken nicht mehr tragen, „gäbe das
       einen Motivationsschub für die Beschäftigten, sich impfen zu lassen“, meint
       Mauel.
       
       Ob man schon im Bewerbungsgespräch nach dem Impfstatus fragt, das „hängt
       davon ab, inwieweit dies gesetzlich zulässig ist“, sagt Kurz. Dies sei
       gerade in Klärung. Sowohl Mauel als auch Langendorf gehen davon aus, dass
       bei Neueinstellungen zumindest gefragt werden kann, ob eine BewerberIn
       geimpft ist oder nicht. „Man kann fragen, schon aus organisatorischen
       Gründen“, meint Langendorf, „aber es darf nicht zum Kriterium einer
       Einstellung werden.“
       
       ## Pflegebedürftige bevorzugen Geimpfte
       
       Laut [2][Paragraf 23a] im Infektionsschutzgesetz, der sich allerdings auf
       die Verbreitung von Krankenhauskeime bezieht, darf ein Arbeitgeber,
       „personenbezogene Daten eines Beschäftigten über dessen Impf- und
       Serostatus verarbeiten, um über die Begründung eines
       Beschäftigungsverhältnisses oder über die Art und Weise einer Beschäftigung
       zu entscheiden“.
       
       Es könnte für den Arbeitgeber zum Problem werden, wenn Pflegebedürftige
       verlangen, nur von Geimpften versorgt zu werden. „Diesen Wunsch können wir
       nachvollziehen und wir werden, versuchen, diesem zu entsprechen“, sagt
       Kurz. „Aus diesem Grund raten wir unseren Mitarbeitern, sich impfen zu
       lassen.“
       
       Für Thomas Eisenreich, Sprecher des Franchisegebers Homeinstead für
       ambulante Dienste, stehen solche Fragen „derzeit nicht im Vordergrund“. Die
       Impfbereitschaft unter den Beschäftigten der ambulanten Dienste sei „sehr
       hoch“. Die Pflegedienste beschäftige vielmehr die Frage, wie denn ihre
       Hochgebrechlichen, die nicht mal eben ins Impfzentrum gehen können, zu
       Hause überhaupt an eine Impfung kommen. Da fehle es bei den Behörden „noch
       an konkreten Plänen“, sagt Eisenreich.
       
       29 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de-de.facebook.com/groups/wirsinddiepflege/
   DIR [2] https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__23a.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Dribbusch
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Alten- und Pflegeheime
   DIR Pflegekräftemangel
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Beraterin über Situation in Pflegeheimen: „Das Personal ist an der Grenze“
       
       Die Hilfe der Angehörigen in den Heimen fällt coronabedingt vielfach weg.
       Das habe fatale Folgen, sagt Ulrike Kempchen vom Biva-Pflegeschutzbund.
       
   DIR Michael Müller zur Corona-Lage: Lockdown wird im Januar weitergehen
       
       Berlins Regierender Bürgermeister spricht sich gegen eine
       Ungleichbehandlung von Geimpften und nicht Geimpften aus.
       
   DIR Corona-Impfstoffe in der EU: Zu wenig bestellt, zu viel bezahlt?
       
       Es ist unklar, welche Impfstoff-Hersteller in der EU wie viel Geld bekommen
       und weshalb. Auf Twitter sind derweil Zahlen durchgesickert.
       
   DIR Corona und der Impfstart: Maske auch für Geimpfte
       
       Die Impfungen gegen Covid-19 haben begonnen. Fragen und Antworten zu
       Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken.
       
   DIR Erste Impfungen in Berlin: Endlich geht es aufwärts
       
       Der Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus ist ein Zeichen der
       Hoffnung. Ob er auch der Anfang vom Ende der Pandemie ist, bleibt aber
       offen.
       
   DIR Corona und Pflegepersonal: Gemischte Impfbereitschaft
       
       Viele PflegerInnen zögern laut einer Umfrage, sich impfen zu lassen.
       ArbeitgeberInnen dürfen keinen Druck ausüben. Die Folgen sind unklar.